Wir Deutschen sind allgemein bekannt dafür, daß wir Autos lieben, nichtwahr?! Sehen wir jetzt einfach mal davon ab, daß uns das in die Nähe von Abgas-Sympathisanten bringt, dann muss man doch einfach zugeben: die Deutschen sind nett! Das merkt man vor allem daran, daß wir unseren Autos auch Namen geben, oft sogar Kosenamen, wie einem liebgewordenen Menschen.
Zugegeben, das ist schon ein winzig kleiner Makel, der da auf unseren Seelen haftet, aber ich glaube es gibt Schlimmeres – Gehäkelte Sofakissen zum Beispiel, oder bärtige Gartenzwerge, Tropfenfänger an Teekännchen, oder die demonstrativ präsentierte Bibel auf dem Nachtkästchen. Nun ja, wir stellen einiges zur Schau!
Ganz im Geheimen vollzieht sich dagegen eine Entwicklung, deren Gedeihen man erst bemerkt, wenn man in einen Hinterhalt geraten ist. Und hierbei handelt es sich nicht etwa um die bloße Verniedlichung eines Gegenstandes. Man könnte es eher mit der demonstraiven Präsentation der Bibel vergleichen – obwohl es vielleicht noch eine Spur fragwürdiger ist.
Nein, es dreht sich nicht etwa um unpassende Bezeichnungen für riesige Raubtiere. Es könnte uns ja gefallen einen Römischen Kampfhund „Fiffi“ zu nennen oder eine Anakonda „Mein Seidenschälchen“. Was neuerdings modeverdächtig um sich greift ist, daß man sein Gewissen namentlich anspricht.
Man befragt es nicht einfach so – wie: „Was fühle ich, wenn dies sehe oder jenes höre?“. Sondern man sagt womöglich: "Was würden mir euer Majestät in diesem Fall denn empfehlen?“ Manche nennen es auch einfach „Alter Fritz“, „Altes Ego“, oder ganz schlicht „Emma“ - wobei dies bereits eher wieder selten geworden ist.
Meines heißt, ja, auch ich gehe mit der Zeit, „Angela“! Immer wenn mir was übel aufstößt und ich, überflüssigerweise noch in Wut geraten könnte, dann frage ich Angela. Sie beruhigt mich, wo sie kann. Sie flüstert mir schelmisch zu „das macht doch nichts“, oder das schaffen wir schon“. Und dann bin ich wieder völlig beruhigt.
Inzwischen bin ich derart von Angela eingenommen, daß mir praktisch nichts mehr passieren kann. Sie schwebt in den Lüften, sie kommt aus dem Radio, dem Fernseher, und manchmal habe ich sogar das Gefühl sie schwingt in den Morphogenetischen Feldern noch mit. Ich glaube ich werde jetzt auch mein Auto nach ihr benennen, mein Haus, meine Frau, mein Hobby, und als nichts anderes betrachte ich mein Gewissen – das bald mein alleiniger Ansprechpartner sein wird! Angela, ich vertraue nur dir!