„I used to think the worst thing in life was to end up all alone. It’s not. The worst thing in life is to end up with people that make you feel alone.“ // Robin Williams
Das geht als Originalzitat viel leichter über die Lippen, als es sich tatsächlich übersetzen lässt. Das englische „alone“ steht nämlich gleichermaßen für das Alleinsein wie für die Einsamkeit. Die werden gerne mal verwechselt. Dabei müssen sie in begrifflicher Hinsicht unbedingt getrennt werden. Das Alleinsein ist ein objektiver Zustand. Man hat allein tatsächlich „nur“ keine Gesellschaft. Das verhält sich mit der Einsamkeit ganz anders. Die Einsamkeit ist ein schreckliches Gefühl. Einsamkeit ist subjektiv. Sie wird empfunden. Ein emotionales Desaster.
Alleine zu sein kann durchaus angenehm sein. Kein Mensch sucht ständig nach Sozialkontakt. Jeder braucht seine individuelle Portion Unabhängigkeit. Der eine mehr, der andere weniger. Dass dieser Leerraum nötig ist, steht außer Frage. Er bedeutet Regeneration. Und jeder Mensch wird diesem Leerraum sein ganz eigenes Volumen geben für sein ganz privates Wohlbefinden. Alleinsein kann man trainieren. Allein sein kann wunderbar sein. Manchmal. Voraussetzung ist, mit sich selbst auszukommen. Etwas mit sich anfangen zu können. Mit sich im Reinen zu sein. Selbstbestimmend. Einsam zu sein ist dagegen immer quälend. In der Sozialpsychologie steht Einsamkeit für das „subjektive Innewerden sozialer Isolation“. In der Wissenschaft stellen Einsamkeitsgefühle die Vorstufe zu einer Depression dar. Man versteht die Einsamkeit als unheilvolle Spirale, die sich durch Rückkopplungseffekte noch verfestigt. Das bedeutet, dass sich ein einsamer Mensch durch sein Verhalten in unbegründeter Erwartung von weiterer Isolation immer weiter selbst in seine Vereinsamung hineintreiben wird. Eine Katastrophe.
Ist Einsamkeit tatsächlich immer gleich Einsamkeit? Wird das Ergebnis enttäuschter Hoffnungen, eine vergebliche Liebe tatsächlich gleich zu einer Einsamkeit? Das Platzen von Seifenblasen, der Unfall einer schönen Idee? Oder ist das vielleicht Melancholie und eine Trauer darüber, wie schön das alles hätte sein und werden können? Eine „entwickelte Einsamkeit“ ist ohne Zweifel eine psychische Erkrankung und erfordert unbedingt professionelle Hilfe. Sie führt in tiefe Depressionen und in negative Bewältigungsstrategien wie Alkoholismus und andere Süchte. Robin Williams ist daran zugrunde gegangen. Unter Menschen, die ihm seine schreckliche Einsamkeit nicht nehmen konnten. Das ist unglaublich traurig und ein furchtbares Schicksal.
Ein Liebeskummer, auch ausgewachsen, ist eher ein Alleinsein in Melancholie, das man leben muss und pflegen darf. Es reinigt. Der Moment wird hoffentlich erleichtert und mitgetragen bevor er zu echter Einsamkeit auswachsen kann. Durch die Menschen, die man liebt und die diese Liebe gerne bedingungslos erwidern. Trost, Zuneigung, Ehrlichkeit, Wärme, Verbindlichkeit, Respekt, Integrität, Loyalität, Aufmerksamkeit, Verständnis, Liebe, Freude … das sind Werte, die für etwas stehen, auf das wir unbedingt acht geben müssen. Erwartungsfrei.
Ein Plädoyer für die Freundschaft.
© 13. August 2014 Bruno Schulz