Tag drei. Der Eberesche Feuer. Inspiration.
Herbsttag, einer der letzten dieser goldenen Zeit. Hier und da schimmert noch Herbstgold mit Kupfer vermischt im spärlichen Sonnenlicht durch Bäume, die ihre Blättergewänder beinahe abgelegt haben, blitzt ab und zu der nahende See auf. Im nächsten Augenblick stehe ich vor einem großen Busch, dicht umhangen von purpurroten Perlen. Eine Eberesche! Plötzlich überkommt mich die Erinnerung an ein beliebtes Gedicht des bekannten russischen Dichters Sergei Jessenin, das seit Jahrzehnten gesungen wird als Symbol für die „weinende russische Seele“. Der Dichter besingt den goldenen Hain, das frohe Birkenlied ist verklungen, der Wind treibt Kraniche in die Ferne. Er bereut nicht vergeudete Jahre, beweint nichts. In seinem Herzen erklingt jugendfrohes Lachen, es loht der Eberesche Feuer, deren Brand niemanden erwärmt wie einst.
Zu Hause, durchdrungen vom Erlebten, setze ich mich an das Klavier und singe die Ballade „Verklungen ist im herbstlich gold‘nen Hain“, Jessenins Gedicht. Die reinen Klavierklänge wirken auf mich melancholisch-romantisch. Sie holen mich in meine sorglosen jungen Jahre zurück. Es ist, als ob ich das „jugendfrohe Lachen“ und leise Knistern der Flammen höre, sie vor dem Erlöschen aufzuhalten versuche, bis zur letzten Glut des spätabendlichen Kaminfeuers. Vielleicht werden diese Zeilen irgendwann von einer einsamen Seele gelesen und rufen die gleichen Gefühle hervor.
Kommentare
Ja, die Bilder kamen an -
Wie man aus Worten lesen kann!
LG Axel
Dank und Gruß von Lena