Ich möchte hier nur eine kleine Anekdote erzählen, nichts Außergewöhnliches, nur eine Episode aus meinem Arbeitsalltag, die dem einen oder dem anderen ein kleines Lächeln ins Gesicht malt.
Meine Mitarbeiter, mit denen ich sehr gern zusammen bin, wissen, dass ich Gedichte und Kurzgeschichten schreibe. Ich machte nie ein Hehl daraus. Des Öfteren sagte ich ihnen, wenn ich wählen könnte, zwischen ihnen und einem lukrativen Autorenvertrag, würde ich sie ehrlich sehr vermissen. Jetzt habe ich einen Vertrag, aber ob der etwas einbringt, wird sich noch zeigen.
Eines Tages nun kam mein etwa zwanzig Jahre jüngerer Kollege zu mir und erzählte, dass er sehr erpicht auf eine junge Frau namens Luise sei. Wenn ich erpicht sage, dann heißt das, dass er sie gern ins Bett bekommen würde.
Der Knackpunkt an der Sache aber ist jener, dass Luise sehr kirchlich ist. Der, mit dem sie die Freuden des Lebens genießen möchte, soll auch dem christlichen Glauben ergeben sein. Genau das ist Rons Problem. Die einzige Bibel, der Ron ergeben ist, hat 'nen Henkel und fasst etwa einen Liter.
Nachdem er mir die Sachlage geschildert hatte, fragte er mich.
> Na, Micha, was fällt Dir als altem Texter denn zu meiner Situation ein? < Dabei sah er mich gespannt an.
Ich musste nicht lange überlegen und ganz spontan kamen mir die Worte über die Lippen.
> An Deiner Stelle würde ich beten, Ron ... Lieber Gott, mach mich fromm, damit ich in Luise komm ...<
Ein Stoßgebet
von Michael Dahm
Prosa in Kategorie:
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Noch mehr von der Persönlichkeit → Michael Dahm