Ich knistere beim Atmen.
Wie feinporiger Badeschaum, dessen Bläschen periodisch zerplatzen, weil sie der Außenspannung nicht mehr standhalten.
Wie das leise Knistern des Sandes, wenn das Meer sich zurückzieht und er sich neu ordnet, unermüdlich, bis das Meer einen neuen Überraschungsangriff auf ihn startet, ihn überspült, und er sich immer wieder neu ordnet, unermüdlich Geheimnisse flüsternd.
Das Rauschen in meinen Ohren wird dichter. Wie das Rauschen des Meeres, das andere Geräusche fortspült, nur, um sich rhythmisch zu erneuern.
Dazwischen die Stille, in der sich die Stunde der Nacht verliert, diese tiefste Stunde, in der die Nacht den feinen Saum näht, der sie vom Tag trennt – eben noch war es Nacht, doch unmerklich beginnt der Tag. Noch versteckt er sich im Dunkel, hat noch kein eigenes Licht, aber man spürt schon, dass die Nacht auf Kante genäht ist.
Ich lausche diesem unhörbaren Raunen der Armada kommenden Geschehens, die sich zum Angriff formiert, noch allen Augen verborgen. Und ich halte mich selber versteckt in dem Noch-Dunkel, belauere Kommendes, fahre meine Tentakel aus, schmecke das Herb-Salzige der Luft.
Es fröstelt mich.
Der Tag ist laut und schreckt mich ab.
Das Dunkel ist meine Heimat. Es ist freundlich zu mir und nimmt mich auf, ohne zu fragen. Ich muss nichts sagen, darf still sein und die Stille genießen.
Ein Prozess hat begonnen.
Ein Prozess der Abgrenzung, der Abschottung.
Der Isolierung.
Das Gehör hat den Anfang gemacht.
Die Augen werden folgen.
Nachts brauche ich sie nicht. Im Dunkel sehe ich klarer. Auch meine Nervenenden haben Sehzellen, wie es scheint. Lange Gedankenketten entrollen sich bis in den feuchten, knisternden Sand, Tentakel auch sie.
Bald werde ich auf meiner Insel allein sein, nur noch konzentriert auf das Rauschen des Meeres der Unendlichkeit, auf das geheime Wispern des Sandes, auf das wohlige Dunkel samtiger Nacht.
noé/2016