Warum immer das Gute siegt

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von Alf Glocker

Was zu erwarten war, ist, und sein wird, aber gar nicht in die Tüte kommt, weil es dem Fass den Boden ausschlägt, das ist verpönt! Was aber verpönt ist, existiert entweder nicht, oder wird als nicht existent deklariert, weil es dann ja nicht mehr zu erwarten war, ist, oder sein wird. Somit erwarten wir alles oder nichts, vor allem, oder vor dem Nichts erwarten wir, daß alles gut wird. Gut wird alles, weil alles immer gut wird, denn das Gute siegt über das Böse. Das geschieht ganz automatisch, denn das Böse kann niemals siegen, denn würde es siegen, dann wäre es ja auf einmal gut. Das ist aber keine Erfindung – ausnahmsweise – sondern so gewesen, gerade so, oder es wird so sein. Denn anders geht es eben nicht!

Wenn wir erwarten würden, daß nicht alles gut wird, dann wäre das Böse ja schlecht – das aber geht auch nicht. Denn damit kommen wir nicht gut zurecht. Das Böse ist ja nicht wirklich schlecht, außer es gehört der Vergangenheit an – und wie wir die zu beurteilen haben, wissen wir durch das Gute, das bekanntlich gesiegt hat. Woher sollten wir es denn sonst wissen? Wir haben es nicht anders erwartet, alles erwartend, da sonst nichts in die Tüte kam, obwohl es dem Fass den Boden ausschlug. Wir sind einfach gut – und wir – wer sonst – schlagen dem Fass den Boden aus. Und deshalb, jawohl, genau deshalb, kommen wir auch in die Tüte!

Wir lassen uns eintüten ... wir sind das Fass ... wir nehmen uns Fritz, Otto, oder Ernst-August von und zu Sagichnicht! Den Boden (der Tatsachen) haben wir uns längst ausgeschlagen – ungefähr wie Zähne ... und nun sind wir dekadent: Wir sind gezwungen, an das Gute zu glauben, weil wir keine Eigeninitiative mehr vorweisen können. In unserem Falle wäre die auch schlecht, denn, nachdem man uns gesagt hat, das Gute käme von woanders her, aber nicht von uns, muss sie ja von woanders her kommen. Bei uns ist jedenfalls ein guter Resonanzboden da: im Fass, oder in der Tüte, in die wir kommen.

Man sollte uns allesamt in einen Sack stecken und den zumachen, sobald wir dort versammelt sind. Dann ist uns wohler! Bei ganz genauem Hinsehen passiert das auch schon – überall auf der Welt. Zuerst lässt man uns (die Dekadenten) noch ein bisschen an das Gute glauben, dann aber geht es zur Sache: Man zeigt uns, wer hier verpönt ist, und wie man Eigeninitiative entwickelt. Zunächst wird uns das dann vorkommen, als hätten wir das Böse unterstützt und das Schlechte gewählt. Aber das ist natürlich ein Irrtum. Am Ende wird man uns unmissverständlich erklären, wie aus dem Bösen das Gute werden kann. Und die Lösung ist ganz einfach – sie lautet „indem es siegt“!

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