One blew east, One blew west, One blew over the cuckoo´s nest... - Page 2

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mich wohl angesichts dieses Trauer- Sticks keines einzigen Blickes mehr würdigen, müssten sie mich jetzt so sehen!

Gerade mein Freund Sponti würde mir dieses merkwürdige Gerät niemals verzeihen. In der Tat, jetzt, da ich es mir im Spiegel ein wenig näher betrachte („Don Capotte, der Kiffer von der traurigen Gestalt“), ist mir dieses peinliche Hubbelmonster im Mund wirklich sehr suspekt. Bei Facebook bekäme ich allein für das Foto schon gut 10.000 Likes. Die würden alle denken, ich hätte einen Joke gepostet. Von wegen Hoax. Das ist bitterer Ernst. Mein bitterer Ernst. Aber was will ich denn machen? Seit 30 Jahren schon rauche ich Pfeifen, Purpfeifen, Erdpfeifen, Wasserpfeifen, Shillum und Bong - no need to build a m/f joint... Früh hatte ich bemerkt, dass ich´s nicht kann, dieses vermaledeite Drehen und Kurbeln. Also ließ ich es, wandte mich anderen Geräten zu.

Mein Befund für PHASE 1 (FIRESTARTER)
LIVE-BERICHT
20:01

Anzünden! Spitzbübisch, ja fast ein wenig kokett, so der erste Eindruck, den das Dope auf mich macht. Ein lausbubenhafter, immoralischer Charakter mit sicherlich erfreulichem Volumen, und ausreichend Potenzial, eine Miene ruckartig zu erhellen. Bestechende Lächler gelingen mir schon flott nach nur 2 Minuten. Spiegelprüfung: Feine Fröhlichkeit umspielt die Augen, die Lachsäckchen bilden sich verstärkt aus. Nach 4 Minuten bleibt mir gar nichts anderes mehr übrig, als permanent zu grinsen. Und dieses Grinsen, anhaltend, nimmt nach 6 Minuten bereits bösartig kataplektisch-kataleptische Züge an. Die zunächst moussierende Belanglosigkeit nach dem zweiten Zug, der etwas heftiger ausfällt als der erste, den wir selbstredend, wie bei jedem Lighting-Prozedere, grundsätzlich Shiva zu opfern gewillt sind, schwillt an zu einem wahren Sturmlauf auf meine 5 Sinne. Oder sind es 6? Das ist jetzt, in diesem Augenblick, sehr schwer zu sagen. Ich betrachte mich im Spiegel, mache ein Foto. Habe tiefschwarze Ränder unter den erschreckend tiefroten Augen, bin leichenblass, mit allen Anzeichen eines Risus sardonicus in einem mir relativ unbekannten Gesicht (Der Herr der 7 schwarzen Augenringe mit den glutroten Augen und den extrem erweiterten Pupillen). Dieses maskenhaft verzerrte Todeslächeln, das wie in mein hyperweißes Frettchenface gemeißelt erscheint, lässt mich erschaudern. Die Tüte ist total erkaltet, ich habe vergessen, daran zu ziehen. Zu viel zu tun. Ich hatte doch glatt vergessen, an dem üppigen Gerät zu ziehen. Wie konnte ich vergessen, an diesem Joint zu saugen? Werde demnächst keine Fotos mehr machen. Aber auch das spricht natürlich mächtig für dieses extraordinäre Dope, denn dies, meine lieben 4,8 Mio. Kiffer (ob nun täglich oder gelegentlich, vom 14jährigen bis hin zum greisen Opi) in diesem Lande, das passiert mir nun wirklich nicht oft. Nach weiteren 12 Min. ist es Zeit für die Phase 2 - und damit in die main high Phase einzutreten. Ich mache mich bereit, stelle nochmals alles so zurecht, wie ich es gleich brauchen werde. Also Pfirsich-Eistee, eisgekühlt, die starken ägyptischen Zigaretten, filterlos, für den stets berühmten Nachhalla-Marsch (Echo-Effekt, Flashback oder Engramm), einen starken Mokka in der Warmhalte-Zipfelmütze - und natürlich jede Menge an Süßigkeiten aller Art. Der Pentastic ist bereit! Und nimmt brav auf.

Mein Befund für PHASE 2 (main high)
L I V E - B E R I C H T
20:22 Uhr

Big Thunder & Lightning after Lighting! Mächtig glüht der fette Reefer auf. Sorgsam schmauche ich, bloß nicht abstreifen! Träge schieben mir die Black Golden Nuggets die Hirnrindenendstücke schwerfällig in Richtung vollkahlem Scheitel. Habe jetzt sehr leichte Sehstörungen, reibe mir oft die Nasenwurzel. Schiebe den Begriff hin und her, bis er mir vollkommen sinnlos erscheint: Na-ha-ha-sen-wur-zel. Hasenpurzel. Nasse Schwurtzel? Wasennurzel... Bei Hasenpfeffer, spätestens da, steige ich aus. Hab so gerade noch die Biege hin bekommen. War knapp. Ich lache lauthals. 4 x. Es geht irgendwie bergab mit mir. Könnte aber auch bergauf gehen. Das ist mir nicht ganz klar. Es geht auf jeden Fall voran. Ich bin sehr stark verwirrt. Erinnere mich nicht mehr, ob wir noch 2019 haben oder bereits 2020. Muss zum Kalender wanken. Da steht es: Wölfdar Wölfdar Wupfel 19. Ohne Zweifel. Das neue Jahr hat noch nicht begonnen. Kann aber Böllerschüsse und schwere China-Kracher hören. Die jedoch schallen nur in meinem Kopf wider. Vergesse dieses Mal nicht, am Joint zu ziehen. Don´t Bogart that Joint, my friend. Ist eigentlich noch Donnerstag oder doch schon Montag? Keinen Bock, erneut zum Kalender zu wanken. Verwirrtheitszustand: Sehr Besorgnis erregend. Völlig verpeilt. Keinen Plan. Nirgendwo ein Punkt, an dem man sich hätte festhalten können. Ich kenne diesen Stuhl dort nicht. Ist das mein Tisch?

Wie spät ist es? Habe ich Hunger oder was? Stehe ich gerade auf oder gehe ich zu Bett? Urgs, ich spüre meine Leber. Sie sticht. Oj, wohl zu heftig gesaugt. Ich sehe auf den Berg voller Hubbeln dort im Aschenbecher. Zählen ist viel zu mühsam. Ich schätze einfach mal. Da liegen in etwa 5 Joint-Leichen dumm herum. Ich muss schon wieder heftig lachen. Dumm herum. Mein Pentastic nimmt dieses haltlose, dummdreiste Gegacker auf. Dumm herum... Herrlich. Da muss ich ja wohl noch, warten Sie kurz, noch weitere.... Augenblick noch.... Möglicherweise noch zwischen 3 und 5 weitere Joy-Joy-Joints gebastelt haben. Obschon ich das ja überhaupt nicht kann! Ob ich doch einen Cone Artist habe? Eher nein, denn dann gäbe es ja keine Hubbeln. Logisch-kognitives Denken ist also noch möglich. Aber ein Wort wie zum Beispiel „kognitiv“ auszusprechen, dafür reicht es nicht mehr. Ich zerpflücke es bis zum Exzess! Als ich, nach vielen Minuten, bei Knorkinator angekommen bin, reicht´s mir. Ich will gar nicht mehr wissen, was ein Knorkinator überhaupt ist. Jetzt nimmer.

Die Bettstatt ruft. Ich habe 1,5 l Pfirsich-Eistee im Bauch, sehe überall verstreut viel Einwickelpapier, die Maxi-Tüte ist beinahe aufgefuttert. Ein teuflisches Stöffken, das. Bin so was von high. Zu. Dicht. Nudelzu. Richtig rund. Mega-high. So breit, dass ich das Brandenburger Tor nur in der Mitte passieren kann. Schwerwiegend sediert bin ich, heftigst betäubt. Wenn ich irgendjemandem ins Ohr gebrüllt haben sollte: DRUG ME, you stupid! - Dann hat dieser Jemand aber mal ganze Arbeit geleistet heute. Uff. Sie fragen nach meiner main-high Analyse? Jetzt? Sie haben Nerven! Sü füllt hürmüt fülgündürmüssün üs: Jü, dü spürü üch.... ah, jetzt geht es besser... da spüre ich das kleine,

Selbstmurmelnd ein fiktiver Test-Bericht. Niemanden halte ich dazu an, Drogen zu konsumieren. Es ist mir ein Anliegen,
allen Menschen mitzuteilen, dass ein gänzlich drogenfreies Leben erstrebens- und wünschenswert ist. Dies dient nur der
Unterhaltung. Mag Freude daran haben (Wortwitz, Idee, Sprachschatz), wer immer auch will. Ich persönlich gebe mich
keinerlei Lastern hin. Doch ich las zu viel Aleister Crowley und Timothy Leary. Das hat wohl etwas abgefärbt. Wie auch
immer: Hier haben wir Unterhaltung pur. Ein fiktiver Testbericht eines fiktiven Menschen. Alles ist erstunken und erlogen.
So kann mich auch niemand für irgendetwas belangen. Und das ist gut so. Danke für Ihre freundliche Aufmerksamkeit.

Veröffentlicht / Quelle: 
Hanfblatt Nr. 72, Juli/August 2001, Seite 56

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Kommentare

06. Jan 2020

Gern gelesen !
HG Olaf

07. Jan 2020

Hallo Gherkin

sehr gut geschrieben, man sieht sofort, dass du Freude daran hattest.
Gut auch, dass es nur erstunken und erlogen ist, denn genau genommen gibt es da nichts zu verniedlichen.

LG
Dirk

07. Jan 2020

Grüße dich Gherkin Green,
aufschlussreich, was mich erwarten könnte, sollte ich es eines Tages dir und den anderen 4 Mio gleichtun, aber in dieser Hinsicht gibt es wenig Aussicht auf Erfolg. Ich werde es nicht tun, nicht mehr! Ein oder zwei Leben davor, so um die 70er des letzten Jahrhunderts herum, bin ich da und dort tatsächlich auch in gewisse Versuchs-Versuchungen geraten. Das war seinerzeit nichts Aussergewöhnliches, anders herum wäre es eher die Ausnahme gewesen. Von alle dem, was du in deinem Testbericht beschreibst, habe ich nichts erfahren. Niemand hätte sagen können, woher das Zeug stammte. Es war egal. Vielleicht lag's daran. Ja, das muss es gewesen sein. in meinem Fall waren sicher keine Verbindungen nach Pakistan vorhanden. Interessant und aufschlussreich zugleich, wie der verschlossene Kühlschrank zeigt oder der unschätzbare Hinweis auf die Notwendigkeit des Besitzes von Pistazien-Eis. Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Hinweis für Diabetiker an dieser Stelle: Pistazien-Eis gibt es auch vegan! Schweigen und Dämmern, schreibst du, als sei nichts mehr, als dieses gewesen. Erstrebenswert für all jene, die niemals zur Ruhe kommen, weniger ergiebig für die anderen, die stets in Ruhe sich befinden, die Ausgeglichenen, die nichts Erwartenden. Sie würden die Ausnahme, den Unterschied der Situation möglicherweise nicht erkennen, ihn vielleicht sogar verschlafen - absolute Ruhe eben!
Es ist doch schön, dass es noch Menschen gibt, die vor einem Selbstversuch nicht zurückscheuen. Früher hättest du hierfür noch einen Nobelpreis erwarten können oder zumindest eine Nominierung, aber heute...? Auch dieser Ausblick war fiktiv, wie deine ganze Story, dein Testbericht.
Mein lieber Gherkin Green, teste weiter und veröffentliche deine Berichte, damit wir vorbereitet sind, sollte aus deiner Fiktion eines Tages Realität werden!
Grüße
Hans - fiktiv auch funky.

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