One blew east, One blew west, One blew over the cuckoo´s nest... - Page 3

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ambivalent verzickte, ungezogene Gör im Mittelgang. Schleicht sich relativ heimtückisch, quasi stickum, reichlichst perfide an, um dann den süßen Würgegriff des Dr. Green Thumb anzusetzen, unvermittelt. Heuchelt eine friedliche Attitüde, tja, kommt dann aber mächtig auf, fast wütend, packt dich kolossal und sehr komplex, zerrt an dir und mag absolut nicht mehr loslassen. Kann man ich wirklich ich kann denn Türkisch sprechen, kurzem seit, woll? Tür-kisch... Tückisch. Tünchen. Tünnes.
Mir ist schwindlig. Ich schwanke nicht schlecht zum Kühlschrank, um dort konkret korrekt hinein zu kotzen. Leider ist es mir nicht mehr möglich gewesen, diese 7fach verhurte Kreuzkübelmistkühlschranktür zu öffnen, was mir wirklich wichtig gewesen wäre, denn jetzt kann ich den Scheiß, irgendwann natürlich, nicht jetzt, wieder vom Boden aufwischen. Kacke!! Jetzt bin ich auch noch reingetreten. Das alles kann ich ja auch noch übermorgen managen, oder was jetzt? Na, also... Den klebrigen Pantoffel lasse ich am Tatort zurück. Das andere Teil hab ich am Huf. So klappere ich zurück ins den Wohnbereich. Ich laufe unrund.

Nimm dich in Acht vor diesem Wichtel. Klein und schwarz und Öl verschmiert kommt er daher, sieht ja so harmlos aus, und so knuffig. Aber dann, urplötzlich, aus dem heiteren Himmel, da schiebt und drückt es, da knallen Bass and Drums, da wird es dir warm um die Lenden, da zwickt die Leber, da scheppert´s hinterm Sternum, da kriecht es von schräg oberhalb des Herzens tief runter in den Bauch. Genau dorthin, wo die Stimme sitzt, Sie wissen schon: DIE Stimme. Tief im Bauch. Und dort bläst es, pocht´s und hämmert´s, es wummert und dröhnt, es rattert und kracht, dass es gar eine Lust ist! Meine Knie werden ganz weich, echt butterweich. Ich erinnere den ersten Kuss... Ah, Kati. Butterweiche Knie, damals wie heute. Nur liegen jetzt gut 40 Jahre dazwischen. Butterweiche Knie. Knutterbeiche Wie? Wutterkneiche Bie? Als ich bei den Kutterdeichen angekommen bin.... Aber das geht Sie ja eigentlich rein gar nichts an, richtig? Der Schädel wird so schwer, dass ich ihn, am Küchentisch sitzend, stützen muss. Sicher wiegt allein der Schädel bereits 40 - 50 kg, der Bregen darin ist mit gut 60 kg die schlimmste Last. Halt, das geht ja gar nicht. Moment, das muss gut durchdacht werden... Überdacht? Umdacht? Verdacht? Aber dazu ist momentan keine Zeit. Gibt Wichtigeres.

Fahren wir fort. Ich will aber nicht fort fahren. Ich will mich hinlegen. Durst habe ich ohne Ende und das Kissen liegt schief. Aber nun liege ich schon mal. Wie bin ich nur hierher gekommen? Ich kann mich unmöglich dazu aufraffen, wieder aufzustehen, um einen Pfirsich-Eistee zu holen. Auch kann ich das verfluchte Scheiß-Kissen jetzt unmöglich aufschütteln. Obschon dies mein dringlichstes Problem darstellt. Ich kann irgendwie gar nichts mehr. Muss da liegen, muss sinnieren. Über solch lausige Themata wie zum Beispiel, ob ein Ameisenbär denn auch solch eine Termite nicht verschmähen würde - oder darüber, wie lange sich Fürze im Glas eigentlich halten!? Eine eminent wichtige Frage ist diese hier: Warum biegt sich die schräge Wand in meinem Schlafraum eigentlich stetig mehr und mehr nach außen? Diese Wand biegt sich, plustert sich auf, verfärbt sich, wabert und pulsiert. Ich beobachte das mit einem gesteigerten Interesse. Angst oder Panik kann ich nicht ausmachen. Der Pentastic ist immer bei mir, ich nehme all das auf. Das Schieben und Plustern, das Pulsieren und Wabern wird sicherlich später sehr gut zu hören sein. Es ängstigt mich nicht. Ich sorge mich nicht. Das Leben ist gut so, wie es jetzt und heute gerade mal ist. Doch ist es mir natürlich klar bewusst, wie in einem luziden Traum, ich bin mitten im main high, da kann´s schon mal rund gehen - oder schräg. Nein, es macht mir kein Problem, das da mit meiner Wand. Einfach nicht ignorieren!

Ich sehe auf die Uhr. Immerhin das schaffe ich noch. Allerdings steht sie auch direkt im Blickfeld. Das erleichtert manches. Wenn nur dieses harte Kissen aufgeschüttelt werden könnte. Von irgendwem! Eine gute Kissen-Aufschüttel-Fee müsste es geben. Die auf Fingerschnipp sofort kommt und schüttelt. Eine Frau Kissen-Holle. Etwa bei „Elvis-Tolle“ lasse ich das Thema dann sausen. Es hat mich lange genug beschäftigt. Das ist die süße Hölle im main-street-fever, die ich da durchlebe. Gewollt, wissentlich und gewagt. Nicht nachmachen, wo immer Sie sich gerade aufhalten. Besser nicht.... Die Uhr zeigt an, dass ich nun gute 75 Minuten „drauf“ bin. Gut drauf? Das weiß ich nicht zu beantworten. Wer sich gerade während dieser Lektüre dazu entschließt, ein für alle Male keine Drogen anzufassen, dem kann ich zu diesem Plan nur gratulieren. Wer sich gerade entschließt, jetzt selbst zu experimentieren, dem kann ich zu dieser Entscheidung nur gratulieren. Ich würde auch einem Menschen, der auf der Brücke steht und im Begriffe ist, Suizid zu begehen, heftig gratulieren. Einem Trainer zur Entlassung, einem Kapitän auf dem sinkenden Schiff, einem Neugeborenen, der den ersten Schrei verweigert, trotz dutzender Schläge auf den winzig kleinen Po, heute und jetzt würde ich jedem und allen gratulieren, was immer auch ihr Plan gerade sein mag. Nüchtern betrachtet: Lassen Sie es lieber sein! Allerdings: Wenn Sie täglich 2 Flaschen Wein kippen, haben Sie ein Problem. Vielleicht sogar ein größeres als ich selbst. Ach was, mit Sicherheit haben Sie dann ein größeres Problem als ich. Kiffer- Tod? Je davon gehört? Sehen Sie! Ich läute jetzt die letzte Runde ein. Phase 3. Here we go. Together. Es sei denn, Sie steigen aus. Es sei Ihnen unbenommen. Gehen Sie ruhig. Ich habe damit kein Problem. Meine Probleme liegen in einem gänzlich anderen Bereich. Und haben mit harten Kissen zu tun.

DIE PHASE 3 (last exit Brooklyn):
L I V E - B E R I C H T
(nicht mehr gar so frisch)
21:46 Uhr

Satt, lässig, leicht lakonisch und verschämt verlogen schubbern gemächliche Wogen feinster, erstaunlich bunter Marshmallows an die Marzipangestade meines Vanilleeis- End-Highs. Selig lächelnd (ja, immer noch, das hat auch während des Kotzens auf den Küchenboden niemals aufgehört) träume ich süße Traum-Berge aus fluffiger Luftschokolade und riesigen Joghurt-Eis-Kugeln. Pistazie. Wie ich Pistazie liebe! Wenn ich Pistazien-Eis im Kühlschrank hätte, würde ich jetzt sogar aufstehen. Ich besitze kein Pistazien-Eis. Notiz an mich selbst: Du musst permanent einen recht ausreichenden Vorrat an Pistazien-Eis im Haushalt haben! Unbedingt. Wie konnte ich bislang überhaupt ohne leben? Das Leben ohne Pistazien-Eis erscheint, nach Abwägung aller Fakten, völlig unmöglich zu sein. Wie leben denn die Korubo ohne Pistazien-Eis? Insgesamt seien 34 Angehörige des Volkes Korubo im indigenen Schutzgebiet Vale do Javari im Staat Amazonas an der Grenze zu Peru angetroffen worden. Es gab dort nicht einmal Kühlschränke. Nun gut, dann kann auch immerhin keiner hinein kotzen. Dort, im brasilianischen Urwald, wurde das letzte wohl noch existente Urvolk entdeckt. Freuten die sich, entdeckt worden zu sein? Freuen die sich jetzt über Kondome, E-Scooter, Waffeleisen, 3D-Brillen und Karaoke-Anlagen? Mal sehen. Ich denke, das überhaupt erste, was die sich anschaffen werden, sind wohl Kühlschränke, um darin tonnenweise Pistazien-Eis... Aber ich schweife ab. Sorry.

Mal fröstelnd, mal kurzzeitig sehr stark erhitzt, knete ich mir (endlich) mein Kissen zurecht und döse träge vor mich hin. So träge ich selbst auch bin, meine Gedanken schlagen Purzelbäume. In der Luft dieser penetrante, beizende Gestank nach dem schweren Pakistani, beißend und grell. Hier kann man schlecht von Duft reden. Das ist ohne Zweifel ein süßlicher Gestank. Er hängt wie schwarze Watte mitten in allen Räumen, obschon sämtliche Fenster offen sind. Auch angenehmes Räucherwerk ist aufgestellt, in nahezu allen Steckdosen befinden sich Aroma-Duftstecker, ich hatte Bio-Airspray versprüht - offensichtlich hat nichts wirklich geholfen. Solch ein süßlich-dumpfer Schwall an undefinierbarem Gestank, aber sicherlich doch wenigstens eines herben Geruches liegt in der Luft. Der Rest ist Schweigen und Dämmern. Bald gelingt es mir, tatsächlich an rein gar nichts mehr zu denken. Welche Wohltat. Endlich habe ich meinen Seelenfrieden. All die Trichterohren, Rüsselgumpen, Eimerschädel und Schiefhälse um mich herum habe ich komplett vergessen. Mapf, Mupf, Möpfel, Schwompf. Da spielt sich nichts mehr ab im Bregen. Rein gar nichts... Zufrieden schmatze ich 12 mal. Seufz, röchel. Der Endzustand eines jeden Räusche- Searchers ist damit erreicht. Ende Gelände. Soweit also zur auslaufenden Phase 3, des low-eye-movement-slumber. Hier endet mein Testbericht. Schön, dass Sie mich ein gutes Stück begleitet haben. Boom-biddy-bye-bye! Es war mir eine große Ehre!

Soweit also dieser Testbericht des begnadeten Haschologen und THC-Experten, des Privatdozenten Dr. Dr. Padiaménopé Ba Pallawatsch, staatlich geprüfter Canna-Biologe und nunmehr seit bereits 30 Jahren Selbst-Test-Versuchskaninchen im Dienste der kompletten Schöpfung, in allerbester Timothy-Leary-Manier. Auch ein Aleister Crowley ist nichts dagegen. Fazit: Prädikat „besonders wertvoll“! Die Black Golden Nuggets Pakistani, o ja, ein endkosmisches, nonchalantes Feiertags-Dope der Güteklasse 1 a. Allerdings sündhaft teuer. Dafür hält der Shit aber auch länger...

Ende (FREE THC!)

Selbstmurmelnd ein fiktiver Test-Bericht. Niemanden halte ich dazu an, Drogen zu konsumieren. Es ist mir ein Anliegen,
allen Menschen mitzuteilen, dass ein gänzlich drogenfreies Leben erstrebens- und wünschenswert ist. Dies dient nur der
Unterhaltung. Mag Freude daran haben (Wortwitz, Idee, Sprachschatz), wer immer auch will. Ich persönlich gebe mich
keinerlei Lastern hin. Doch ich las zu viel Aleister Crowley und Timothy Leary. Das hat wohl etwas abgefärbt. Wie auch
immer: Hier haben wir Unterhaltung pur. Ein fiktiver Testbericht eines fiktiven Menschen. Alles ist erstunken und erlogen.
So kann mich auch niemand für irgendetwas belangen. Und das ist gut so. Danke für Ihre freundliche Aufmerksamkeit.

Veröffentlicht / Quelle: 
Hanfblatt Nr. 72, Juli/August 2001, Seite 56

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Kommentare

06. Jan 2020

Gern gelesen !
HG Olaf

07. Jan 2020

Hallo Gherkin

sehr gut geschrieben, man sieht sofort, dass du Freude daran hattest.
Gut auch, dass es nur erstunken und erlogen ist, denn genau genommen gibt es da nichts zu verniedlichen.

LG
Dirk

07. Jan 2020

Grüße dich Gherkin Green,
aufschlussreich, was mich erwarten könnte, sollte ich es eines Tages dir und den anderen 4 Mio gleichtun, aber in dieser Hinsicht gibt es wenig Aussicht auf Erfolg. Ich werde es nicht tun, nicht mehr! Ein oder zwei Leben davor, so um die 70er des letzten Jahrhunderts herum, bin ich da und dort tatsächlich auch in gewisse Versuchs-Versuchungen geraten. Das war seinerzeit nichts Aussergewöhnliches, anders herum wäre es eher die Ausnahme gewesen. Von alle dem, was du in deinem Testbericht beschreibst, habe ich nichts erfahren. Niemand hätte sagen können, woher das Zeug stammte. Es war egal. Vielleicht lag's daran. Ja, das muss es gewesen sein. in meinem Fall waren sicher keine Verbindungen nach Pakistan vorhanden. Interessant und aufschlussreich zugleich, wie der verschlossene Kühlschrank zeigt oder der unschätzbare Hinweis auf die Notwendigkeit des Besitzes von Pistazien-Eis. Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Hinweis für Diabetiker an dieser Stelle: Pistazien-Eis gibt es auch vegan! Schweigen und Dämmern, schreibst du, als sei nichts mehr, als dieses gewesen. Erstrebenswert für all jene, die niemals zur Ruhe kommen, weniger ergiebig für die anderen, die stets in Ruhe sich befinden, die Ausgeglichenen, die nichts Erwartenden. Sie würden die Ausnahme, den Unterschied der Situation möglicherweise nicht erkennen, ihn vielleicht sogar verschlafen - absolute Ruhe eben!
Es ist doch schön, dass es noch Menschen gibt, die vor einem Selbstversuch nicht zurückscheuen. Früher hättest du hierfür noch einen Nobelpreis erwarten können oder zumindest eine Nominierung, aber heute...? Auch dieser Ausblick war fiktiv, wie deine ganze Story, dein Testbericht.
Mein lieber Gherkin Green, teste weiter und veröffentliche deine Berichte, damit wir vorbereitet sind, sollte aus deiner Fiktion eines Tages Realität werden!
Grüße
Hans - fiktiv auch funky.

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