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Als der amerikanische Selfmade-Multimilliardär Kiernan Potty sich entschloss, sein Imperium auf den deutschen Markt auszuweiten, wollte er das Projekt rigoros und höchst effizient umsetzen. Generalstabmäßig wurde alles geplant. Potty erwarb alle Galeria Karstadt Kaufhof-Filialen von der Signa Holding, das war im Spätherbst ´21.
Sportscheck und Galeria Reisen verblieben bei Signa, auch alle Filialen außerhalb Deutschlands. Lediglich die deutschen Standorte übernahm Potty. Dies bedeutete, dass, nach dem Sanierungskonzept Ende Juni 2020, schließlich noch knapp 100 Filialen mit rund 8800 Beschäftigten verblieben. Für dieses Arrangement überwies Potty etwa 780 Millionen Euro an René Benko von der Signa Unternehmensgruppe nach Innsbruck, nach langwierigen und recht zähen Verhandlungen.
Kiernan Potty veranlasste eine umfangreiche Amerikanisierung aller Standorte. Das Hauptaugenmerk legte er dabei auf GaKaKa Essen. Er benannte das Konstrukt um, in „Potty Markt“. Griffig, kurz, einprägsam. Wie in der Heimat. Dort betrieb Kiernan gut 2000 Filialen seines Potty Mart, in nahezu allen Bundesstaaten der USA. Zum Leidwesen der Konkurrenten wie Albertsons, Ahold Delhaize, Kroger, SuperValu, Walmart oder Amazons Whole Foods. Pottys Devise: Think big! The american way, das war Kiernans Prinzip. Lächeln, die Kunden mit Freundlichkeit fast erschlagen - und natürlich Service, den allumfassenden Service. Er setzte auch auf Roboter, die, freundlich, darauf hinwiesen, in welchem Teil des Mega-Stores man Grillkäse kaufen konnte, und wo sich die Örtlichkeiten befanden. Diese stets breit grinsenden Roboter waren in 8 Sprachen bereit, man hatte ihnen fette Smiley-Gesichter appliziert, alles über Potty auszuplaudern, selbst auf die Frage hin zu antworten, wer genau Kiernan Potty eigentlich sei. Alle Roboter, in welcher Sprache sie auch antworteten, hatten merkwürdigerweise einen bizarren texanischen Akzent. Da auch Kiernan Potty mit starkem texanischen Akzent sprach, wurde bald kolportiert, „der habe die Roboter- Sprach-Chips wohl persönlich alle besprochen“.
Diese Amerikanisierung hatte es in sich. Überall Stars and Stripes, man traf vielfach auf den Weißkopfseeadler (das Wappentier der USA), von dem Potty sagt, die Kraft und der zwar strenge, aber auch äußerst zielstrebige, so forsche Blick habe ihn dazu veranlasst, dieses US-Symbol auch im Firmenlogo zu verewigen. Und so zierten die fast 100 Potty-Filialen nicht nur die stolzen Köpfe der Weißkopfseeadler, sondern in geschwungener Schreibschrift, rot auf gelbem Grund, der Schriftzug „Potty Markt“.
Man hatte sich dazu durchgerungen, nur ungern, den deutschen Gepflogenheiten ein wenig Rechnung zu tragen. Dann eben „Markt“ statt „Mart“. Fast knurrend stimmte Potty letztlich zu. Für dieses gewaltige Mammut-Projekt hatte er nun seinen Lebensmittelpunkt vorübergehend von Lubbock nach Essen verlegt. Nun sollte es aber in nur 2 Jahren an die Spitze gehen, vorbei an der Schwarz-Gruppe, an Metro oder an ALDI, ob nun Süd oder Nord. Dazu wurden, für 6 Monate, die Filialen geschlossen, aber alle 8800 Angestellten aufgefordert, tatkräftig selbst am Umbau mitzuwirken. So musste also manche Parfümerie-Mitarbeiterin den Malerpinsel schwingen, und der eine oder auch andere Elektronik-Fachverkäufer hatte an der Beleuchtung zu werkeln. Potty war von Filiale zu Filiale unterwegs, im Pottykopter, um die Fortschritte zu begutachten, natürlich auch, um einzuschreiten, wenn die Geschichte an einem Standort aus dem Ruder lief. Wenn der Pottykopter landete, war das für die deutsche Bevölkerung jedesmal eine nette Abwechslung. In weiß, rot und blau erstrahlte dieser Hubschrauber, zwei US-Flaggen auf jeder Seite. Hinzu kam noch der Schriftzug: Purity and innocence, valor and hardiness, vigilance, perseverance and justice! (Reinheit und Unschuld, Tapferkeit, Widerstandsfähigkeit, Wachsamkeit, Beharrlichkeit und Gerechtigkeit)
Potty hatte nie einen Hehl daraus gemacht, Donald Trump, seinen persönlichen Freund, unterstützt zu haben. Auch, wenn der schwarze Dienstag, der 3.11.2020, wohl für immer ein Loch in sein Herz gerissen hatte, als Trump, 73, die Wahl verlor, an Joe Biden, 77; seine loyale Freundschaft zum Ex-Präsidenten sollte nie enden. Potty versprach ihm in einem persönlichen Gespräch, gleich nach dem Kauf des Galeria Karstadt Kaufhof-Unternehmens, „die Fahnen in good old Germany stets hoch zu halten, um für die USA auch im fernen Europa Ehre einzulegen!“ Proteste zuhauf. Einer schrie, direkt nach der Landung: „Tapferkeit, Widerstandsfähigkeit, Wachsamkeit und Beharrlichkeit gestehen wir euch Amis zu, aber was ist mit der Reinheit und der Unschuld? Und was ist mit Gerechtigkeit? Gibt es die in Amerika?“
Bis zum 1.7.2022 sollten die Potty Markt-Filialen geschlossen bleiben. Hernach dann die gleichzeitige Eröffnung, in fulminanter Manier, mit großem Tam Tam und richtig fettem US Flair. In ganz großem Stil. Schon jetzt hatte der Multimilliardär fast 2 Mrd. Euro aufgewendet, das war im späten November des Jahres 2021.
Als der große Tag der Eröffnung dann endlich gekommen war, und Potty, passend zu diesem Ereignis, auch noch 67 Jahre alt wurde, konnte man sehen, was so ein Mann unter „Think big!“ verstand. Alle fast 100 Filialen öffneten um 18:00 Uhr. Mit Konfetti-Parade und gewaltigem Feuerwerk über jedem Standort. 100.000 Luftballons in rot, weiß und blau flogen in den Abendhimmel, John Philip Sousa dröhnte aus 30 Boxen.
Am Eingang standen alle Angestellten, um den Eintretenden zu applaudieren. So etwas hatte es seit Corona 2020 nicht mehr gegeben.
Etwas eingeschüchtert betraten die Deutschen diese Filialen. So fremd und seltsam kam ihnen die Atmosphäre vor. Überall heftig zahnende Angestellte, in gelb-roten, mit einer US-Flagge verzierten Uniformen, die sich fast überschlugen, den Kunden behilflich sein zu dürfen. Alle Angestellten mussten, so sie es noch nicht konnten, in der Freizeit Englisch lernen. Alle mussten wenigstens zweisprachig bereit sein, ihren Kunden zur Verfügung zu stehen. Alle mussten das US-Prinzip verinnerlichen: Keep your customer satisfied! Unter allen Umständen, was es dich auch kosten mag, wie groß deine Anstrengung auch immer sein mag, um dieses Ziel zu erreichen.
Das Warenangebot: Überwältigend. Viel Platz zum Schlendern und Gaffen, einige nette Gags am Rande (Die Roboter - oder auch die „Refreshing Zone“, mit Kinder Spielzeug, kostenlosen Getränken und kleinen Snacks), jede Menge Angebote und erstaunlich günstige Preise. Viele Produkte aus den USA. Die komplette Führungs- Riege war mit Amerikanern besetzt worden. Kein einziger Deutscher in der Chef- Etage. Potty setzte ausschließlich auf Menschen, die seine Wertvorstellungen, und vor allem natürlich seine ureigene Philosophie durchzusetzen in der Lage waren. Es sollte so laufen wie zuhause.
In den USA besuchten fast 36 Millionen Kunden wöchentlich die etwa 2000 Filialen der Potty Group, das macht, pro Tag, über 3000 Kunden. Hier in Deutschland lief es nicht so gut. Die ersten