Die Seele des Staates 4

Bild von Alf Glocker
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Was sagt sich leicht und tut sich schwer?
Ich mach nun wirklich nicht viel her!
Ich schlag mich seitwärts ins Gebüsch!
Ein Sinn kommt mir nicht auf den Tisch!

Wer mich durchschauen will, der sollte schon früher aufstehen! Früher als jeder Dumme, den man finden muss um Staaten zu regieren. Ich bin nicht fassbar – glitschig wie ein Aal, aber durchaus moralisch! Ich kann eine Menge vorspiegeln. Die Wahrheit dahinter kenne nur ich!

Repräsentieren lasse ich mich durch einige wenige Personen. Ich verlange aber, daß niemand vor ihnen sicher ist. Sie müssen Zugriff auf alles und alle haben! Das gehört für mich zum schmutzigen Geschäft! Genauso gut weiß ich aber auch, daß man nur mit schmutzigen Geschäften im internationalen Wettbewerb bestehen kann.

Das reicht vom Sport, über die Asylpolitik, bis zur Fälschung von Produktbeschreibungen. Jeder macht das! Als Seele eines Staates wäre ich schlecht beraten, wenn ich plötzlich keine Olympiasieger, keine Absatzzahlen, oder keine Verfügbarkeit ausbeutbarer Arbeitskräfte mehr hätte. Nicht nur ich stünde schlecht da!

Mein ganzes Volk genösse kein Ansehen mehr. Ich muss eben nur aufpassen, daß nichts von meinen wahren Absichten an die Öffentlichkeit dringt, sonst wäre ich gezwungen etwas in Ordnung zu bringen – und das geht nicht! Es geht nicht, weil einfach die Menschen dafür fehlen…nicht die Masse natürlich, nein, die Klasse mein ich.

Ebenso wenig, wie es einer Priesterkaste gelingen kann, genug Seelsorger zu beschaffen, die keinen Amtsmissbrauch treiben, gelingt es mir ausreichend echte Menschen in verantwortliche Positionen zu befördern, wie nötig wären, einen Staat auf korrekte Art und Weise vorwärts zu bringen. Das ist weder modern, noch erwünscht.

Viel zu viele Individuen in meinem Verantwortungsbereich warten darauf, sich durch miese Tricks und schräge Kniffe nach oben zu „arbeiten“. Denen das Handwerk zu legen würde meine Auslöschung bedeuten. Darüber mache ich mir gar keine Illusionen! Und, ehrlich gesagt, durch Gewissenhaftigkeit und Leistung kann man es in einem intakten Staatswesen ja auch zu nichts bringen!

Nur ganz selten spricht da mal ein Beispiel dagegen! Nachdem aber jeder Staat praktisch dauernd unter Zugzwang steht, bleibt mir, der Seele eines solchen, nichts weiter übrig als „realistisch“ zu denken – und realistisch ist in diesem Fall nun mal mit den Wölfen zu heulen, sich der Mittel zu bedienen, die man hat, und, ja: menschenverachtend zu sein!

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Kommentare

06. Nov 2015

Wer will denn schon die Wahrheit hören?
Die würde ja doch bloß VERStören...

LG Axel