„Du bist mein Ein-und-Alles!", sagte er und sie dachte: „Du weißt doch gar nicht, was du willst!" Aber sie meinte: „Du weißt doch gar nicht, was ich will!"
Was er wollte, war klar: nicht unangenehm auffallen, damit seine Chancen gewahrt blieben. Ob ihm das bewusst werden wollte oder sollte, konnte nicht mehr ermittelt werden.
Denn irgendwo da draußen streifte das Phantom herum! Es war blond, sehr gut aussehend und es wollte auf alle Fälle ebenfalls unerkannt bleiben. Es verlangte indirekt, daß man es als das ansah, wofür man es halten sollte: für einen Traum!
„Komm, wir gehen auf die Veranda", sagte er, „die ist wenigstens überdacht."
Was ihm dabei durch den Kopf ging, war selbst ihm unklar. Er kannte weder sich noch die Welt – also, sagen wir mal besser „die menschliche Gesellschaft". Was war das für eine?
„Sicher", gestand er sich ein, „wir leben in einer Wegwerfgesellschaft – deshalb haben wir sie (uns) im Grunde ja auch schon längst weggeworfen. Aber wem hilft das? Dem lieben, lieben Gott? Allen, die Vater und Mutter werden wollen?"
„Unsere Träume werden uns noch umbringen!", sagte SIE, das Ein-und-Alles, als sie sich dessen bewusst wurde, daß sie vielleicht ein Etwas für ihn war, das er lieber gegen das blonde Phantom ausgetauscht hätte, welches irgendwo da draußen herumstrich.
Eines stand somit fest: Es handelte sich hierbei um einen Sachverhalt, der eher bereits „imaginärer Tatbestand" genannt werden sollte. Die Indizien waren alle schon da! Und die Bereitschaft (sprich: die kriminelle Veranlagung) des Geliebten wohl ebenfalls!
Aus stand nur noch ihr Todeszeitpunkt, wobei sie natürlich wusste, daß es sich dabei nicht unbedingt um ihr körperliches Ableben handeln musste.
Was sie vergaß: ihr wankelmütiges Ich. Würde sie selbst denn zwischen der Gefahr von außen und der von innen unterscheiden können, also dort, wo es nichts voneinander zu unterscheiden gab?
Und wer würde zuerst zuschlagen – er, sie, oder es = das Schicksal? „Genieße den Augenblick" fiel ihr ein. Dieser Spruch traf die Wahrheit mitten ins Mark, denn er, diesmal der Augenblick, war ebenso trügerisch wie sämtliche Herzen, die Welt (ob für dich oder mich, oder sonst was!).
Eines Tages wird, aus welchem fadenscheinigen Grund auch immer, alles in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus im Wirbelsturm, und keiner wird dann mehr sagen können, wer nun der Täter war – oder auch nicht! Oder: Der Zufall spielt, ausnahmsweise, niemandem einen üblen Streich.
Dann bleibt alles beim Alten, bei der Alten, wie es eben ist. Auch wenn die Phantome ums Haus schleichen wie mörderische Bedrohungen, auch wenn jeder nur auf den entscheidenden Moment wartet. Er wird nicht kommen! Aber keiner kann etwas dafür.
Schade, daß es dann auch nichts zu ermitteln gibt. Alle sind, alles ist am Leben, das Fleisch wie die Träume, selbst dann, wenn sie ein Leben lang vermessen oder niederträchtig waren – aber das ist eher die Ausnahme!
Im Regelfall taucht die Moralpolizei auf und manchmal sogar die Mordkommission. Der Ernst der Lage ist nicht mehr zu übersehen, die Leichen im Keller gefunden, die Kacke am Dampfen, die Tränen am Fließen und der Teufel am Sich-ins-Fäustchen-Lachen!
Jeder weiß ganz genau, was er/sie nicht gewollt hat, jeder war es ganz sicher nicht (der Übeltäter nämlich), und die Trauerzeremonien sind nicht mehr feierlich, während sich irgendwo eine arme Seele in ein Schneckenhaus aus Universalvorwürfen zurückzieht, das ebenso auf Sand gebaut ist, wie alle Traumgebäude, die uns ganz wichtig gewesen sind.
Der Zufall schlägt eben zu, wann, wo, wie und warum er will, oder warum auch nicht?! Was sind wir schon wert?! Meistens mehr als alles auf der Welt!
Kommentare
In dem Fall sogar LESENSwert -
Stark, was man per Text erfährt!
LG Axel
Zu Fall gebracht...
LG Uwe
Vielen Dank Freunde!
LG Alf
Gerne gelesen ! HG Olaf
man dankt!
LG Alf