DER AGGRESSOR
Vorwort
Woher kommen all die Hass-Kommentare in letzter Zeit, die Schmähungen gegen viele Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen? Jetzt gibt es sogar Morddrohungen gegen Mäzene und Fußball-Spieler. Diese mehr als beunruhigenden Zeiten bieten anonymen, kaputten Wutwichteln die Plattform, vom Leder zu ziehen - ohne jede Zurückhaltung. Moral, Feingeist und Anstand scheinen außer Kraft gesetzt zu werden, die rohe Welt der Diffamierung, der Diskreditierung und der komprimittierenden Schmäh- und Hetz-Mails tritt zutage, unzensiert. Bashen, Dissen und Shitstormen gehört bereits zum Alltag. Auch, vor allem, in der Gruppe Gleichgesinnter gehört es schon zum „guten Ton“, Andersdenkende und liberale Freigeist-Individuen recht dreist niederzumachen und bloßzustellen. Rücksicht? Ein Fremdwort! Es ist ja relativ einfach geworden: Du bekommst schließlich die Email-Adresse eines Schiedsrichters heraus, der gerade das wichtige Spiel deiner Regionalliga-Mannschaft gepfiffen hat, deiner Meinung nach in Grund und Boden gepfiffen hat. Jetzt sitzt du am Tablet, am PC oder am Smartphone und hämmerst die Hass-Nachricht an diesen Mann in die Tasten. Verrecken soll er, und am besten gleich noch seine Kinder und die der Kindeskinder... Was um Himmels willen hat der arme Mann dir getan? Er macht doch auch nur seinen Job! Und, wie alle anderen doch auch, mal mehr und mal weniger gut. Hast DU jeden Tag die Chance, absolute Bestleistungen abzurufen?
Kannst du jeden Tag von dir sagen: Besser geht´s nicht? Und würdest du dir nicht wünschen, du polemisierender Hasszwerg, dass ein Mensch Gnade walten ließe, wenn deine Taten eines Tages begutachtet und bewertet werden sollen? Beispiele: Eine sehr edle VIP-Tante zieht ein völlig falsches Kleid an? Shitstorm! Ein Nachrichtensprecher verspricht sich oft? Bashing! Ein Trainer spricht im Interview, gleich nach der Niederlage, davon, er „habe jedoch auch sehr viel Positives im Spiel der Mannschaft sehen dürfen“: Die Diss-Lawine rollt bereits an, nachdem gerade der letzte Satz verklungen ist. Ich fühle da, als Satiriker, eine gewisse Verantwortung. Die kann ich nur wahrnehmen, indem ich in GROTESKER Art und Weise versuche, der Gesellschaft den Spiegel vor die hässliche Wut-Fratze zu halten. Haltet ein! Nehmt und haltet Maß! Kehrt immer erst vor der eigenen Tür, denn gerade dort häuft sich, leider, auch der Dreck! Vor allem anderen aber: Haltet ein! „Verrecken soll er!“ Das ist so schnell gesagt und oft, leider, auch so gemeint. Geistige Brandstifter sind unterwegs. Erkennt sie und sprecht sie an. Das ist meine Bitte an jeden Leser, gleich, welcher Ausrichtung er auch ist, welchen Glaubens; denn ja, an gewisse Werte glauben wir doch alle: An das Recht der körperlichen Unversehrtheit zum Beispiel. Es gibt ein Recht auf freie Meinungsäußerung, ja doch. Aber ein ‘Mensch im Fadenkreuz’ kann letztlich nicht als freie Meinungsäußerung interpretiert werden. Das ist eine üble Hetz-Kampagne, die vor allem in den sehr tumben Hirnen gewisser Menschen meist was auslöst?
Richtig: Den heftigen Mut zur Handlung! ‘Gebilligt’ von den wahrscheinlich relativ unbedarften Urhebern dieser Aktion. Gibt es aber Tote, so werden gerade die sagen: DAS HABE ICH ABER NIE SO GEWOLLT! Wenn Recht zu Unrecht wird, wird der Widerstand zur Pflicht! Ich bitte Sie also, seien Sie wachsam. Und trauen Sie sich, im Stadion jenen Nebenmann anzusprechen, der Affenlaute von sich gibt, trauen Sie sich, in der Straßenbahn auf einen Jüngling zuzugehen, der zu einer älteren Frau „Dumme Nutte“ (oder Schlimmeres) gesagt hat, um ihn in die Schranken zu weisen, trauen Sie sich, auf der Straße einem Menschen beizustehen, der gerade von drei oder vier Männern zusammengeschlagen wird, nur, weil er eine andere Hautfarbe hat oder eine Kippa trägt. Trauen Sie sich! Diese Karma-Akku-Aufladung wird Ihnen noch in vielen Jahren ziemlich hilfreich zur Seite stehen. Wir müssen uns nur trauen. Wenn´s sonst keiner macht, dann machen Sie es eben heute! Und nun zu dieser Groteske, die vielleicht manches trübe Auge öffnen hilft. Hoffentlich. Aber ich bin ja eigentlich Fatalist.
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In den Zeiten des Internets, einer Erfindung, die der Mensch niemals wirklich vollinhaltlich wird begreifen können, bleibt nichts, aber auch rein gar nichts lange geheim. Hier nur ein Beispiel unter vielen:
„Ich ziehe hiermit in Erwägung“, so eine Mail von K. P. Muksch an einen gewissen Charlie Fimpleton, „Zwölfbrücken halbtot zu prügeln!“ Fimpleton, entsetzt, an Manni Zwölfbrücken: „Sei auf der Hut! K. P. Muksch plant, dich halbtot zu prügeln!“
Zwölfbrücken, ein jovialer Zeitgenosse, direkt an K.P. Muksch: „Muksch, du alte Stinkrübe, warum halbe Sachen machen? Wenn du schon mal so richtig zugange bist, warum dann nicht ganze Arbeit leisten? Also, warum schlägst du mich nicht ganz tot, alter Schwede? Na, was meinst du? Ich erwarte deine Antwort bis kommenden Montag. Freundlichst, Manfred Zwölfbrücken“.
K. P. Muksch, erbost über die Indiskretion Fimpletons, schrieb eben jenem eine Mail, in dem Tenor, er werde sich gleich nach Manfred Zwölfbrücken ihn, Fimpleton, vornehmen. Um was zu tun? Richtig, um ihn halbtot zu schlagen. Zeitnah quasi, zweckgebunden, realiter und per se.
Ein Freund des Trios, sofort eingeweiht, via E-Mail natürlich, von Edgar Fimpleton und von Manfred Zwölfbrücken, unabhängig voneinander, ein ganz hart Gestrandeter namens Holger Süßtraub, wirft K. P. Muksch vor, niemals einen zuvor vorhandenen Aktionsradius ganz zu nutzen, immer nur Ansätze zu bieten, nie „einen Job komplett und total auszuführen!“ H. Süßtraub bemängelte weiter, Jemandem in Aussicht zu stellen, nur halbtot geprügelt zu werden, sei keine wirklich sehr beängstigende Ankündigung. Man habe zwar mit gewissen Verwundungen, durchaus auch mit Unbilden aller Art zurechtzukommen, aber ein mehr oder weniger auch fröhliches Fortbestehen bleibe doch schließlich eine unumstößliche Tatsache. Daher, findet Dr. Holger M. Süßtraub, könne er in dieser Option kein großes Gefährdungspotenzial für Leib, Seele und Leben entdecken. Er, H. Süßtraub, glaube einfach nicht daran, dass die bloße Androhung einer Tracht Prügel bereits dazu führen könnte, einen grundlegenden Sinneswandel, in welche der angestrebten Richtungen auch immer, auszulösen. Natürlich, so Herr Dr. Holger Süßtraub weiter, sei die Intensität und die Heftigkeit der Schlag-Einwirkung sehr genau abzuwägen. Sollte hierbei eine Nasenwurzel zu Bruch gehen, so sei dies zwar in gewisser Hinsicht sehr ärgerlich (weil Süßtraub Hesse ist, schrieb der, um dem Anwurf einen komödiantischen Anstrich zu geben, das Wort so: äschälisch), könne aber doch letztlich auch dafür sorgen, die Persönlichkeit auch deutlich aufzupeppen. Was wäre ein Jean-Paul Belmondo ohne seine Gurken-Nase? So Holger Süßtraub weiter in seiner Mail an Muksch. So könne man(n) aus mancher Niederlage sogar einen Sieg machen. In diesem Falle einen Sieg bei der Weiblichkeit. Mit Krummnasen-Charme zu ungeahntem Erfolg. Die Belmondo-Masche. Lass dich in allerlei Raufhändel oder Schlägereien verwickeln - und du wirst bei den Frauen siegen. Es bleibe jedoch abschließend anzumerken, dass Muksch letztlich keine wirklich sehr beängstigende Drohung auszustoßen in der Lage sei. Alles halbgar, so Süßtraub. Muksch sei bloß ein Halbstarker, der nur halbe Sachen mache. Er sei ein halber Rüpel, der mehr Anlass zum Gelächter als zum Angstschrei gebe...
Dies mißfiel K. P. Muksch in nicht unerheblichem Maße. Er schrieb sofort eine Mail an H. Süßtraub. In dieser Mail kam maßgeblich und sehr nachdrücklich zum Ausdruck, dass er, K. P. Muksch, willens und auch fähig sei, Dr. Süßtraub halbtot zu prügeln. Er solle sich nur in Acht nehmen. Er habe bereits seinen Mantel angezogen, lange bereits nach dem Hut. Dies möge Süßtraub sich bitte vor Augen führen. Setze er, Muksch, erst den Hut auf den Kopf, so sei die „Angelegenheit“ bereits dabei, aus dem Ruder zu laufen. Unumstößlich und sicher auch unumgänglich sei dann die Tatsache, dass Süßtraub halbtot geprügelt werden müsse... Per se.
Ein äußerst mysteriöser Dr. Winfred Schrapnell, von dem wir weder die Email-Adresse kennen noch wissen, in welchem Land er beheimatet ist, meinte, es bleibe dennoch eine aggressive Handlung. Diese ominöse Figur wird übrigens im weiteren Verlauf nicht mehr erwähnt. Er wurde gleich von vier Seiten hart angegangen, dieser plötzlich auftretende Dr.! Muksch, Fimpleton, Zwölfbrücken und Süßtraub – alle vier boten jenem windigen und wirklich allen unbekannten Dr. Winfred Schrapnell heftige Prügel an...
K. P. Muksch wollte ihn sogar halbtot prügeln! Mukschens Standard-Taktik (er führt stets eine Socke bei sich, in der sich 300 Centstücke befinden!), seit jeher: „Fragen stellen?? Das lohnt nicht! Socke raus und munter drauf auf die Rübe! Bis die rote Suppe fließt! DAS nenne ich mal eine Reaktion! Auf was auch immer! Auf eine dumme Entgegnung, auf die Bitte nach Kleingeld, wer mich nach dem Weg fragt oder meint, er müsse mir ein Ohr ablabern - Socke raus und wuchtig aufs Hirn schmettern. Nur so kannst du diesem Abschaum auf der Straße begegnen! Alles andere hält dich nur auf und verhindert ein rechtzeitiges Erreichen des angestrebten Zielortes...“
Zudem hat K. P. Muksch stets sehr flott Kleingeld zur Hand. Auch das sollte man hier einmal in aller Deutlichkeit festzuhalten den Mut besitzen! Danke für Ihre freundliche Aufmerksamkeit! Sollten Sie K. P. Muksch begegnen, grüßen Sie ihn freundlich von mir! Ausgesucht freundlich, möchte ich bitten. Vielen Dank.
Anmerkung (für Uwe R.)
Gestern traf mich der Klaus Peter Muksch. Als ich aus der Notaufnahme entlassen worden war (14 Stiche), meinte er in einer Mail an mich, lakonisch: Old son, a stitch in time saves nine! Ich weiß noch, Muksch trug ein neongelbes T-Shirt mit schwarzer Aufschrift: „Krieg den Hütten, Friede den Palästen! Moria 2020“, an die Sekunden hernach habe ich keinerlei Erinnerung mehr. Per se.
Dieser Klingelbeutel... So nennt Muksch seine 300-Cent-Socke. Er hat mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgeteilt, dass er es bizarr und äußerst merkwürdig findet, immer wieder einen Cent darin zu vermissen. Er komme dem Mysterium leider einfach nicht auf den Grund. Einmal im Quartal zähle er die Sockenmünzen. Immer, wirklich immer fehle eine Münze. Meist nach dem harten Gebrauch des Klingelbeutels. Und dies könne er sich einfach nicht erklären. Selbstredend, so Muksch, ergänze er diese fehlende Münze. Und immer wieder fehle sie bei der darauffolgenden Zählung. Wenn ich mich recht erinnere, meinte er wortwörtlich: „Jammer! Ich hab ja auch nicht direkt eine Münzenprägeanstalt daheim, Gherkster, alte Pestbeule, also hätte ich da gerne mal gewusst, wie das nur immer angehen kann mit den verlorenen Cent-Stücken. Es ist und bleibt ein Mysterium... Per se.“
Wir haben vor meiner Einlieferung in die Notaufnahme noch kurz über deinen netten Kommentar gesprochen. Mukschens Meinung hierzu? „Diese Anbiederungsmasche kann sich der (O-Ton) Heini sparen. Im sicheren Wissen, dass seine volle Sympathie eigentlich nur mir, Muksch, gilt, las ich diesen schleimdurchtränkten Kommentar mit tiefer Abscheu. Dieser Uwe hat nicht mal die Traute, direkt dem Boss zu huldigen, nein, er muss den Umweg über Jesus suchen. Biedert sich bei dir an, Gherk, will den Kniefall vor dem Chef demnach sauber aussparen... Das missfällt mir in nicht unerheblich zu nennendem Maße. Sag diesem Uwe, geh und sprich zu ihm, dass ich, KP Muksch höchstpersönlich, meinem ja nicht gerade gelinden Missfallen Ausdruck zu verleihen die kecke Stirn böte. Ich hätte nicht übel Lust, diesen Uwe halbtot zu schlagen. Wenn du ihn demnächst wieder einmal sehen solltest, dann teile ihm mit: Ohne Umwege in das honigsüße Maul oder auf die verkantete Glocke, mitten rauf auf den Scheitel, der Klingelbeutel wird´s schon richten... Per se.“
Soweit K. P. Muksch, der mich gestern traf. Ich hätte mich nicht an dich persönlich gewandt, wenn Muksch mir nicht dazu geraten hätte. Er spielte dabei mit seinem Klingelbeutel, ließ ihn immer wieder knapp und recht harsch in seine auffangbereite linke Handinnenfläche klatschen. Die Münzen darin verursachten dabei ein Geräusch (enervierend, furchteinflößend), das ich als höchst unangenehm zu empfinden bald gezwungen war. Muksch meinte, ich hätte die Pflicht, diesem Uwe, dessen Email-Adresse er leider nicht kenne, sonst „würde er jenem sauberen Herrn sicherlich sehr gern einmal die Leviten selbst zu lesen wissen“, dahingehend eindringlich in das ja leider wenig bis kaum vorhandene Kleinhirn einzutrichtern, er möge sich demnächst gleich an den „Höchsten“ wenden, nicht an den „Stellvertreter“. Er, Muksch, sei für alle ihm dargelegten Ehrerbietungen stets aufnahmebereit, willens, die dargebotenen und meist auf Knien übermittelten Lobpreisungen huldvoll anzunehmen. Aber eben nicht stickum, hintenrum, sondern direkt und ohne jeden Mittler. Pur quasi und per se.
Beim nächsten Male mag „dieser Uwe“, so KP Muksch, während er stetig mit seinem Klingelbeutel spielte, seine Sympathiebekundungen direkt an meine Adresse richten. Ohne den Umweg. Das bitte er, Muksch, sich aus, per se. Wurde hiermit übermittelt. Grüße.
Kommentare
Nach diesem Text tut es not und ist mir ein Anliegen zu sagen:
Gherkin,
ich mag dich!
LG U.
Lieber Uwe,
Corona bedingt die späte Antwort auf deinen Kommentar vom 8.3.2020.
Nach über einem halben Jahr hatte ich gestern eine Begegnung mit KP.
Dabei sprachen wir auch über deinen Kommentar. Extra für dich habe
ich eine Anmerkung eingebaut, eine Art Epilog. Ein arg ausdrücklicher
Wunsch des KP Muksch. Und wenn der etwas wünscht, was willst du
da machen? Also, lies und erfreue dich seiner großen Weisheit Worte.
Heftige (Kopfschmerzen-)Grüße an dich, Uwe Röder, bleib achtsam,
Gherkin