In den Straßen von Lagos

Bild von Monika Jarju
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Herrenlose Hunde spazieren vorbei. Vor mir ein kleiner struppiger
Hund, an seiner Leine eine Frau. Geduldig wartet er neben ihr. Der
Hund ist besonders ausstaffiert, er trägt eine rote filzige Weste,
der kleine Kragen ist hochgeschlagen. Der Wind ist frisch. Ob er
friert? Vielleicht geht er mit der Frau an seiner Leine, die eben die
Tür abschließt, zu einem Empfang? Da biegt ein kräftiger, großer
schwarzer Hund, seriös aussehend wie ein Geschäftsmann, um die
Ecke. Er schaut etwas abfällig auf den kleinen albernen Roten. Ich
sehe, er hat es eilig, vielleicht wartet ein wichtiger Termin auf ihn und
sein Kollege ist schon da. Jetzt läuft ein zottiger Blonder über die Straße,
achtet nicht auf den Verkehr, auch er muss sich sputen, wird wohl
irgendwo erwartet. Ein mopsiger, beige gelockter Hund folgt ihm.
Vielleicht verbindet sie alle ein gemeinsames Ziel? Geschmeidig und
flott überqueren sie die Straße bei Rot, werden umfahren wie heilige
Kühe. Der herausgeputzte Rote zerrt ungehalten
an der Leine, es hilft nichts, er muss mit Frauchen mit.

Überall ringsumher sitzen Männer im Windschatten, zusammengedrängt
auf den Bänken und beobachten alles ganz genau. Wo sind ihre Frauen?
Gehört die Frau mit dem rotgekleideten Hund zu einem der Männer?
Was tun die Frauen, während ihre Männer draußen sitzen?
Sind es jene Frauen, die mir mit dem Besen auf der Straße begegnen,
ihre Tücher aus den Fenstern stauben und mir ein freundliches Bom dia! –
zurufen? Oder sind es die, hinter den Marktständen, mit den Honiggläsern,
den getrockneten Datteln und Mandeln? Oder jene, die die Heiligenbilder
sauberwischen und frische Blumen hinstreuen? Ich werde es wohl nicht
erfahren. Die Männer verharren ruhig am sonnigen Platz, beobachten
und kommentieren.

Die Hunde eilen unterdessen weiter zu ihren Besprechungen und
Versammlungen in kurzhaarigen Fellen, die wie dunkle Anzüge aussehen,
vielleicht sind sie Vertreter. Manche tragen ihr Halsband selbstbewusst
wie einen Ausweis. Die Hunde sind frei. Sie gehen ihren eigenen
Geschäften nach. Sie kläffen auf Treppen, vielleicht über das Wetter oder
über die von ihnen verschmutzten Straßen, wer weiß? Sie stöbern beim
Händler in den Orangenkisten, begleiten mich ein Stück, bis ihnen meine
Gegenwart lästig wird, und sie auf eine saftig gelbe Kleewiese springen
und wieder ganz Hund sind, einander beschnüffeln, bespringen, ausgelassen
herumwirbeln. Sie treffen sich im Stadtpark mit ihresgleichen, ähnlich wie
die alten Männer. Ihre Beine sind muskulös, sie haben kräftige Schenkel
und sie sonnen sich auf Denkmälern oder warmen Steinen, auch gern an
der Mole am Hafen, da liegen sie trunken in der warmen Sonne
zusammengerollt und maunzen vor Behagen. Ich habe es gehört im Vorbeigehen.

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