Ich wollte eigentlich ein paar Tage literatpro.de so gut wie möglich ignorieren und auf keinen Fall irgendwelche Buchstaben, welche sinnvoll - in den meisten Fällen - aneinander gereiht sind posten. Um mal einer Frage voraus zu greifen, beantworte ich sie gleich: "Ja, ich arbeite und das auch nicht mal so wenig." Den Kontext verfasse ich nebenbei am Abend, während sich mein präfrontaler Cortex langsam meinem physischen Zustand anpasst und komplett in den Ruhemodus fährt. Da ich seit einiger Zeit die Digitalisierung - vor allem in der Kommunikation - sehr kritisch betrachte und hinterfrage, werden mir auch Dinge im Alltag bewusst, die mir davor nie aufgefallen wären. Das kennen wir alle, wenn sich unser Gehirn andere Prioritäten setzt - das "Priobrainsyndrom". Als Beispiel nenne ich hier immer den Kauf eines neuen Autos, denn sobald man eines im Blick hat, kommt es einem so vor, nur noch dieses Auto auf den Straßen fahren zu sehen.
Aber beginnen wir mal von Anfang an:
Das erste Fax wurde 1843 gesendet, das erste Telefonat 1837 geführt und die erste E-Mail 1971 verschickt. Welche Auswirkungen diese Entdeckungen schlussendlich auf die Menschheit haben, waren natürlich und verständlicherweise zu diesem Zeitpunkt unklar. Man sagt, dass die digitale Revolution so richtig im Jahre 2002 begonnen hat. Richtig Angst dabei macht mir eigentlich nur die Zahl "2002", denn dies bedeutet, dass wir uns seit beginn der Menschheit fast nur persönlich ausgetauscht haben und innerhalb !!16 Jahren!! unsere komplette Kommunikation umgestellt haben. Wie das wohl ausgehen wird?
Neben dem Druck, welcher tagtäglich durch die Digitalisierung größer wird und der persönliche Austausch mehr und mehr an Wert verliert, frage ich mich ob dieser "hardcore-change" uns nicht auch persönlich verändert. Es gibt noch genügend weitere Nachteile, aber wenn ich die alle aufzählen würde, dann werde ich diese Nacht sehr wenig schlafen und ich liebe meinen Schönheitsschlaf.
Ein kurzes "Hallo" oder ein ehrliches "Wie geht es dir?" auf der Straße wird immer mehr zur Seltenheit, dagegen hält man lieber seinen "Lümmel" in die Kamera, kämmt die Haare und beleuchtet ihn und schickt es dann als Begrüßung in einer virtuellen Welt mit dem Ziel, ähm was für ein Ziel? Ich wage es zu bezweifeln, dass die Begrüßung in der realen Welt - ja die gibt es - umgesetzt wird, dafür fehlen wohl schlicht und einfach die "Eier".
Nicht nur privat hat es negative Auswirkungen, sondern auch in der Berufswelt. Durch den Umbruch welchen wir seit wenigen Jahren am eigenen Leibe spüren, wird auch der Druck größer und die Zeit für ein abschalten wird immer kürzer. Denn die Welt dreht sich, alles wird schneller, zu schnell. Burnout ist schon lange kein Fremdwort mehr und die Zahlen machen es deutlich, denn über 1.500.000 Österreicher/innen sind Burnout gefährdet, doppelt so viele leiden an Schlafstörungen und das ist erst der Anfang. Wir erschaffen eine Welt für unsere Kinder und Kindeskinder mit noch mehr Geschwindigkeit, Druck und “Förderung”. Die Kindergärten werden zur Schule umfunktioniert, weil wir überzeugt sind, dass Kinder die früh Mathe, Deutsch, ja sogar Englisch lernen, schneller am Ziel sind. Aber wartet mal - an welchem Ziel?
Natürlich gibt es auch positive Nebeneffekte des Wandels. Angefangen von einer Wissensteilung, bis hin zum Austauschen von Informationen. Man erreicht viele tolle Menschen und kann explosive und interessante Gespräche mit der ganzen Welt führen. Mit Sicherheit ist diese Welt nicht mehr weg zu denken und bezeichne mich auch nicht an einen Gegner des gesamten digitalen Wandels, aber ich will damit aufzeigen, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Das jetzt, ist erst der Anfang, wie sieht es aus wenn wir mit der VR Brille Veranstaltungen vom Wohnzimmer aus besuchen oder arbeiten gehen? Das wird kommen, darauf sollten wir gewappnet sein und dürfen nie vergessen wer wir wirklich sind und wie wichtig der persönliche Kontakt ist. Ich glaube wenn wir aktive Begegnungsräume schaffen, mal über unseren eigenen Schatten springen und einfach mal einen Mitmenschen anlächeln und ansprechen, können wir viel bewirken und so die Welt doch ein wenig besser machen. Menschen brauchen Menschen und das face2face und nicht über ein Display. Viktor Frankl sagte einmal: "Das ich wird ich, erst am Du."
Geht raus und versucht ein lächeln zu schenken, denn das steckt an und gibt dem Mitmenschen wenigstens für wenige Sekunden die Chance alles zu vergessen und im hier und jetzt zu sein. Irgendwann kommt das Lächeln auch zurück, versprochen.
Ich habe dies jetzt einfach mal loswerden müssen. Ich war in Deutsch nie der beste Schreiber, aber ich gebe mein bestes und versuche mich stetig zu steigern mit der Hoffnung, dass es euch gefällt.