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wie Chinatown und Little India.
Trotz aller Großartigkeit und Freundlichkeit sollte man aber nicht vergessen, dass dieser reiche, weltoffene Einparteienstaat seine Schattenseiten hat:
Die fantastischen Gebäude werden zum großen Teil von schlecht bezahlten Bauarbeitern aus armen Ländern hochgezogen. Nach einer gewissen Zeit werden sie von anderen ausgetauscht, damit sie sich kein Bleiberecht erwerben können. Wir sahen, wie sie in der Mittagspause hinter einer Hecke in der prallen Sonne schliefen.
Hier gibt es keine wirkliche Demokratie, aber beispielsweise die Vorschrift, dass eine staatliche Lizenz verlangt wird, wenn mehr als drei Menschen öffentlich über Politik, Religion oder innere Angelegenheiten des Staates reden wollen.
Einige Taxifahrer scheuten sich nicht, bei Nachfrage uns ihre Unzufriedenheit kundzutun.
Sie hat viel die feine Stadt,
von allem nur das Beste.
Es ist eine reine Stadt,
das lieben ihre Gäste.
Ein Inselstaat, ein reiches Land,
einst britischer Besitz.
Sein demokratisches Gewand:
Für viele nur ein Witz.
Dies kleine Land, ich mag es:
Die milde Freude ihrer Nacht,
in der warmen Luft des Tages
das Bestaunen ihrer Pracht.
Das ganze Gedicht finden Sie hier:
https://www.literatpro.de/gedicht/290316/dies-kleine-land
Drei Tage in Singapur nach einer Flugreise von 12-13 Stunden und vor dem Flug von 8 Stunden bis zur Ostküste Australiens reichten uns jedesmal. Einmal, 2010, blieben wir auf der Rückreise sieben Tage, unfreiwillig. Wir waren gestrandet, weil der Flugverkehr nach Europa wegen eines Vulkanausbruchs in Island unterbrochen war. Aber das ist eine andere Geschichte, die hier zu finden ist: literatpro.de/prosa/290316/gestrandet-in-singapur
E-Mail från Singapur an die deutsche Verwandtschaft
Heute ist der 31. Januar 2013, die Lufttemperatur ist angenehme 31 Grad und Willi ist jetzt gar nicht so unangenehme 70 Jahre alt. Ich möchte mich noch einmal für die im Voraus erhaltenen Glückwünsche bedanken.
Der Spaziergang entlang des festlich beleuchteten Flussufers gestern Abend endete im uns von 2010 her bekannten italienischen Restaurant, gegenüber dem Riverview Hotel am anderen Ufer. Wir wurden ungewöhnlich freundlich empfangen. Wir führten ein interessantes Gespräch mit dem (neuen) Besitzer des Restaurants (auch ein Italiener). Man servierte uns viel mehr als die bestellten Spaghetti. Zwei Kellner umsäuselten uns ständig aber unaufdringlich. Sie bestätigte es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass die liebe Gattin da ein bisschen Regie geführt hat.
Eine Geburtstagsfeier war ja nicht geplant, aber es wurde auf diese Weise doch etwas feierlich-romantisch.
Ich schreibe dies im Hotel Mandarina Mandarin an der Marina Bay. Die nach den umfangreichen Baumaßnahmen in den letzten Jahren mögliche Rundwanderung um diese Bucht ist allein schon eine Reise nach Singapur wert. Am Abend noch einmal ganz anders als bei Tag. Nicht ganz so warm und ganz anders beleuchtet.
In 3 Stunden verlassen wir das Hotel und in 8 Stunden geht der Flug nach Adelaide.
Adelaide - Carrickalinga - Adelaide
Wir saßen im Foyer des uns lieb gewordenen Hotels Marina Mandarin an der Marina Bay und warteten auf die Abfahrt zum Flughafen. Ein Bediensteter kam mit unseren zwei lächerlich kleinen Koffern und los gings.
Und wiederum schickte man uns zum alten Terminal 1!
Die Qantas-Maschine nach Adelaide im Süden Australiens startet 21:05 Uhr von Gate C13. Wir hatten Zeit für einen Kaffee und etwas Süßes. Dann setzten wir uns auf eine Bank, etwas abseits aber mit ausreichender Sicht auf C13. Aber es rollte kein Flugzeug auf diesen Platz. Uns wurde etwas mulmig und gingen näher an den Flugsteig. Dort stand ein junger Mann ziemlich einsam mit einem Schild, der besagte, dass das Flugzeug auf B9 bereitsteht. Nun hatten wir es eilig. Wir waren wohl so ziemlich die letzten, aber nicht zu spät. Als ich der Dame an der Passkontrolle meinen Pass vorlegte, wurde ich angenehm überrascht: sie gratulierte mir zu meinem runden Geburtstag.
Wir hatten einen ruhigen Nachtflug mit wenig Schlaf. Der sehr lange Landeanflug auf niedriger Höhe verlief parallel mit der zunehmenden Helligkeit.
John und Pat, die Besitzer „unseres“ Ferienhauses, in dem wir unseren Körper und Geist eine Woche an die andere Tageszeit gewöhnen lassen wollen, empfingen uns in der Ankunfthalle. Wir kannten sie bereits. Im vorigen Jahr, im Juli 2012, verbrachten sie ihre Haustauschwochen bei uns, in unserem bescheidenen und einsam gelegenen schwedischen Sommerhaus.
In ihrem australischen Holden fuhren sie uns zu ihrem Haus in Adelaide, ca. 40 km vom Fluplatz entfernt.
Carrickalinga 1. - 9. Februar 2013
Nach einer kurzen Besichtigung des Hauses stiegen Pat und Gullan, meine Frau, in den Zweitwagen des Paares, John und ich in den australischen Holden (Eigner: General Motors). Den Zweitwagen behalten wir während der Zeit in Carrickalinga, das 80 km von Adelaide entfernt ist.
Dieser unser erster Wohnort auf dieser Australien-Rundtour ist in der Hauptsache eine Ansammlung von Ferienhäusern, deren Besitzer in Adelaide wohnen. Nur ca. 400 Personen wohnen permanent in Carrickalinga. In den Sommerferien rund Weihnachten sind es ca. 5000, wie man uns erzählte.
Wir folgten der Meeresküste, die rechts immer wieder auftauchte. John kommentierte alles, was links und rechts zu sehen war. Nach vielleicht zehn Minuten verlief sich die Bebauung in ein ländliche Landschaft. Links sah man hauptsächlich gelbe Hügel mit vertrocknetem Gras, aber auch grüne, künstlich bewässerte Wein- und Olivenplantagen. Wenn rechts das Meer zu sehen war, kam eine frische, blaue Farbe hinzu. Wir fuhren durch verschiedene kleine Orte, die in der Mittagshitze wie ausgestorben schienen.
Kurz hinter Myponga sahen wir rechts eine Anzahl von großen Kängurus im gelben Gras grasen. Die Kängurus, die wir bisher gesehen hatten, waren Wallabys, eine kleinere Art. Sechs Kilometer vor Carrickalinga passierten wir Yankalilla (Viele Ortsnamen sind Anlehnungen an Stätte der früher hier lebenden Aboriginer). Hier konnten wir in der Bibliothek einen Computer benutzen und ins Internet kommen, wenn wir wollten. Wir hatten während der gutenWoche hier aber keinen Bedarf dafür. Sohn Axel schickte uns sein ausgemustertes iPhone und wir hatten so Kontakt mit der Außenwelt und Internet. Bei unseren bisherigen Reisen kamen wir ganz gut ohne Handy zurecht. Telefon und Internetanschluss hatten wir hier im Haus nicht. Der Ort danach hieß Normanville. Hier konnten wir unsere Einkäufe machen, in Carrickalinga gibt es keine Geschäfte.
Unser Haus liegt nur 200 Meter vom schönen, ca. 6 km langen Strand entfernt. Es hat eine gute Lage, sah propper aus. Es war wie gesagt fast menschenleer, im Ort wie am Strand. Auch unsere Nachbarhäuser standen leer. Das war genau das Richtige für uns in der ersten Woche mit verändertem Zeitrhythmus. Mit Ausnahme des interessanten Ausfluges nach
© Willi Grigor, 2013 (Rev. 2019)
Fortsetzung:
https://www.literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart
Alle Reiseberichte:
https://www.literatpro.de/user/4807/prosa
Kommentare
Immer wieder lesenswert -
Weshalb der Leser gern mitfährt!
(Bertha Krause war NICHT dabei -
Da Singapur zu sauber sei ...)
LG Axel
Sauber, freundlich, warm, perfekt -
Negatives wird versteckt.
LG
Willi
Abenteuerlich und Horizonte erweiternd und so lebendig erzählt, lieber Willi; ich habe Dich auch auf dieser Reise mit großem Interesse begleitet. Danke, dass Du uns daran teilnehmen lässt, ich freue mich auf die Fortsetzung.
Liebe Grüße - Marie
Danke Dir, Marie!
Es freut mich sehr, dass Du eine von denen bist, die mich nachträglich durch 12 Monate Australien einschl. Neuseeland und Singapur begleiten.
Da sind noch einige Abschnitte ins Reine zu schreiben, vor allem von 2006 und 2013.
Die "Arbeit" verwandelt sich immer in reine Freude, wenn die Erinnerung mit Hilfe der Aufzeichnungen und den Fotos wieder gegenwärtig wird.
Herzliche Grüße
Willi
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