Ein vielleicht alter Mann betritt die Bühne (Dekoration: eine Ruinenstadt). Er ist als trübe Sonne verkleidet (verwaschenes gelbes Trikot mit hängenden Strahlen). Er phantasiert! Er dreht sich einmal um die eigene Achse, „strahlt“ – „oh!“ sagt er, „ein hinduistischer Tempel!“ Dabei deutet er auf das Publikum. „Da sind sie, die ganzen Götter, sämtlicher Himmel auf einmal – und alle dicht beieinander! Wie schöön!“
Er geht ein paar Schritte zurück, taumelt ein wenig und fasst sich an den Kopf. Er rauft sich sanft die hängenden Strahlen, dann schaut er nochmal hinein, in den für ihn dunklen Zuschauerraum. „Aber ich kann es fühlen – ich füühle die Wahrnehmungen der Götter. Sie sind soo verschiieden!“ Er blickt nach oben: „Eigentlich müssten sie ja dort sein ...!“ Von oben blinkt ein Scheinwerfer kurz auf.
„Das war ein Zeichen!“ ruft er aus.
Vielleicht alter Mann:
„Was bin ich beglückt!
Ich weiß doch nicht, was Götter denken ...
Nur, daß so mancher reichlich zickt.
Ich will die weiße Fahne schwenken!“
Er holt ein schmutziges Taschentuch heraus und winkt nach oben, dann korrigiert er sich und winkt damit dem Publikum zu.
Das Publikum schreit angewidert auf!! –: „Ähhh!“
Vielleicht alter Mann:
„Oder – weiß ich es doch?
So bin ich selbst ein Gott?
Als ich – ein Kind – auf allen vieren kroch,
da ahnte ich von keinem Joch ...
von dem der Wahrnehmung, wenn euch das konveniert?
Ich hab mich nicht für Fehlende geniert!“
Der als schäbige Sonne verkleidete Mann stampft auf den Boden! Staub wirbelt auf, um ihn herum ...
Das Publikum ruft angewidert aus: „Ähhhh!“
Vielleicht alter Mann:
„Und krabbelte da auch ein kleines Tier, ich hätte es nicht gesehen haben wollen!
Ganz im Vertrauen – was nützte es miiir??
Man hat so viel zu sollen
und nichts davon ist relevant –
die Welt ist mir im Wesentlichen unbekannt!“
Eine riesige Brille schwebt von oben herab ...
Das Publikum erschrickt: „Iiihhh!“
Vielleicht alter Mann:
„Was soll das heißen?“ (brüllt er barsch).
Das Publikum stöhnt ganz leise: „Seufz“.
Vielleicht alter Mann (zu den Göttern gewandt):
„Ich brauche eure Zeichen nicht!
Vor allem, wenn sie mich bezichtigen,
ich sei kein großes Lebenslicht –
ich lass mich nicht berichtigen!
Ich bin euch Göttern ebenbürtig, allemal,
nur hab ich nicht wie ihr die Wahl,
mich stets in Sicherheit zu wiegen,
Quatsch zu machen – Dinge, die mir liegen!
Bei mir herrscht das Bedürfnis vor,
mich andauernd zu bestätigen –
ich möchte glauben, mich sinnvoll zu betätigen!
Was bin ich denn? Ein armer Tor?
Mein Strahlenkranz dient immer allen!
Ich spende fröhlich, was ich kann –
ich möchte dem zum Opfer fallen,
das mich beglückt, den Sonnenmann!“