Die Seele des Staates 81

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von Alf Glocker

(Geheime Eintragung, wässrig)

Gehen eigentlich auch Übermenschen unter Menschen? Was glauben Gläubige und was Gläubiger? Sind wir Gläubiger Gottes, oder glauben wir an Gott, sofern wir das überhaupt tun? Nun, wenn wir Gläubiger Gottes wären, dann würden er uns ja was schulden. Das aber streiten die Gläubigen ab und behaupten das Gegenteil: wir schulden ihm was! Atheisten haben es leichter, die schulden keinem was, außer dem Kaiser, dem sie geben müssen was des Kaisers ist. Und was ist das?

Geld, Geld, Geld und nochmals Geld. Das erinnert mich wieder an Gott – auch dem schulden wir Geld! Sonst würde doch der Klingelbeutel nicht andauernd herumgehen. Er zieht ja sogar, in besonders extremen Staaten, Steuern ein, obwohl die doch dem Kaiser gehören. Ist das nicht verwirrend? Nein, überhaupt nicht, denn wenn man gleich alles in Geld ausrechnet und die Schulden anerkennt, die wir bei Gott und dem Kaiser haben, nicht aber die Götter oder der Kaiser bei uns, dann ist alles sonnenklar!

Dann brauchen wir uns nur noch fragen: „Wie viel bekommt man eigentlich für einen Neanderdollar?“ 3 Yin und Yang vielleicht? Oder womöglich 2 englische Pfund grünen Kopfsalat? Und was kostet das Ganze auf dem Bazar von Burkanien? Machen wir uns nicht lustig! Ach, das geht ja nicht mehr, wir sind’s ja schon! Wir machen lachend einen Blödsinn nach dem anderen mit – und nicht nur das. Wir eröffnen Geschäfte, die innerhalb solcher Prinzipien funktionieren sollen. Wir? Wer wir? Ich nicht!

Bei mir funktioniert sowas nicht! Ich bin nichts weiter als eine Seele. „Empfinden“ steht auf meinem Speiseplan. Ich kann Empfindungen haben und/oder spenden. Ich möchte nur, daß es allen gut geht. Das sollte ich jedenfalls möchten. Was Neanderdollars, oder Gottesschulden, er an uns, oder wir an ihn, damit zu tun haben sollen, ist mir schleierhaft. Ich webe Gedanken im Verborgenen, ich treibe meine Späßchen, mit meinen Kindern, ich freue mich über den Dreck auf der Straße.

Ob Kaiser, ob Gott, ob Gut oder Geld, Geschäft, Dienst oder Schnaps – was gebe ich denn mir? Was bin ich mir schuldig? Ich hab’s: Erklärungen! Nein, ich bin mir natürlich keine Erklärungen schuldig, ich bin mir nur schuldig alles richtig zu erklären, oder anders ausgedrückt, alles für mich so hinzudrehen, daß es mir passt! Darauf kommt’s an. Des Weiteren kommt’s nur noch drauf an, inwieweit ich mich damit bei anderen (un)beliebt mache. Da muss ich halt aufpassen! Sonst ist da nichts…

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