Die Bühne verdunkelt sich und nur ein fahler Spot beleuchtet noch die traurige Gestalt, die gleich erschrickt, als eine Stimme spricht …
Stimme:
„Du bist in keinem Tempel, kleiner Freund,
und was so groß und göttlich dir erscheint,
das sind des Irrtums wilde Wogen.
Sie werfen dich wohl hin und her,
in dem konfusen Weltenmeer
aus den Gedanken der Gestalten,
die sich für kleine Götter halten ..."
Vielleicht alter Mann: „Jetzt hab ich den Verstand verloren.“
(Der Sonnenmann wirkt arg verschlissen.)
Er hält sich die Ohren zu, ist aber doch zu neugierig und deshalb spitzt er sie wieder ... Wie aus weiter Ferne klingt Musik. Es ist die Kleine Nachtmusik, die jedoch bald wieder verebbt.
Vielleicht alter Mann: „Ich habe nichts gehört! Keine Stimme, keine Musik – absolut nichts! Und ich bin auch nicht verrückt geworden!"
Das betet sich die trübe Sonne vor. Dann kommt ein dichtes Haarbüschel aus der Ruinenstadt hervor. Es ist transparent und scheint, als wäre es einmal da und einmal nicht da – eine Halluzination?
Vielleicht alter Mann:
„Oh, ich verstehe, die Unzeit will mich äffen“,
so ruft die fahle Sonne.
Das Publikum lacht sie aus ...: „Hahahaha!“
Die Sonne verbeugt sich – kleiner Applaus …
Sie spricht erneut:
„Doch lass ich mich nicht an der Nase führen.
Will mich ein Schreck ins Zentrum treffen?
Womit will diese Stadt sich zieren –
mit einem imaginären Geist?“
„Du hast's erfasst!“ tönt nun eine Donnerstimme und der Sonnenmann zuckt zusammen! „Auch eine Sinnestäuschung kann gefährlich sein“, brüllt nun der donnernde Geist.
„Was ist denn wahr und was ist nur erlogen?
Kann ich an den Gerüchen messen, was mir droht?
Die ganze Wahrheit hab ich nie erwogen –
weil sie sich meiner Einsicht gar nicht bot!“
Vielleicht alter Mann:
„Ich sage dir, wie ich mich fühle …
Ich fühle mich erschöpft!
Die vielen Sinnestäuschungen ...
bin ich bereits geköpft?
Die vielen Sinnestäuschungen ...
Es sieht alles so anders aus.
Wie ist ES denn in ‚Wahrheit‘?“