Verlorenes Glück in Diamantina

Bild von Ekkehard Walter
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Eigentlich war sie schon seit längerer Zeit geschlossen worden, die alte Mine in den Bergen von Minas Gerais. Doch das störte Jose, den früheren Minenarbeiter nicht, denn er kannte die alte Mine von Diamantina wie seine Westentasche. Nur ein einziges Mal wollte er noch hinein und zu der Stelle, von der er wusste, dass dort das Ende aller seiner Sorgen lag. Ach wie lange hatte er dort geschuftet und sich geschunden in den dunklen Stollengängen der alten Diamantenmine, hatte seine Lungen kaputt gemacht durch die schwere Arbeit des Suchens nach Edelsteinen und der anschließenden Schleifarbeit. Eines jedoch hatte er stets heimlich auch vollbringen können, nämlich fast jeden Monat einen kleinen Rohdiamanten für sich zur Seite zu legen und durch die Kontrollen der vorgesetzten Mineure zu schmuggeln. Jose hoffte so sehr, dass noch niemand vor ihm das Versteck in der alten Mine entdeckt hatte. So kurz vor dem Ziel seiner Träume durfte einfach nichts mehr schief gehen.
Doch warum auch, so dachte er sich. Keiner außer mir kennt das Versteck und er hatte so oft davon geträumt, dass er sicher genug war, es nicht vergessen zu haben.
Mit etwas Mühe legte er den geheimen Seiteneingang frei, den er seit Monaten gegraben hatte und von dem er wusste, dass dieser ihn ziemlich sicher zur Stelle des Versteckes führen würde.
Eine Veränderung dieser Stelle war selbst nach dieser langen Zeit ebenso ausgeschlossen, da war sich Jose sicher. Nicht umsonst hatte er die alte Felsnase im Stollen gewählt, an deren Fuß er in einem etwa einem halben Meter tiefen natürlichen Loch seine wertvollen Steine gebunkert hatte.
Jose schwitzte, so sehr hatte ihn in seinem Alter von mittlerweile 62 Jahren diese mittlerweile ungewohnte Arbeit angestrengt. Gleich musste er es geschafft haben.Direkt hinter dieser Biegung des Stollenganges musste es sein. Ja, dort drüben war sie. Unverändert wie seit Jahren blickte ihn die alte Felsnase an.
Fünf Schritte noch, vier, drei, zwei....Das Letzte was Jose noch sah, war das blitzartige Hochschnellen einer riesigen giftigen Grubenotter direkt aus dem Loch, in dessen Schlund das vermeintliche Glück seines verpfuschten Lebens verborgen lag.

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