Ein Mensch ist zunächst einmal nur ein Mensch – ich kann ihn mögen, oder nicht! Das hängt davon ab, wie er mir begegnet. Schaut er mich mit offenen Augen an, oder springen ihm Hintergedanken aus dem Gesicht? Was kann ich aus seinem Aussehen schließen? Nichts ist zu wenig und unlogisch! Wenn er an den Teufel persönlich erinnert (Teufel = Phantasiebild des Bösen), dann darf ich doch Angst vor ihm haben?? Steht er vor mir als naives Engelchen, dann kann ich beruhigt sein??
Es gibt viele Denkhinweise, die fast alle der Manipulationslust führender Schichten entstammen, und meistens sind sie alle damit befasst, uns einzureden, daß wir uns einfach keine Gedanken machen sollen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, daß immer zunächst einmal „nur“ ein Mensch vor uns steht, wenn wir jemandem begegnen. Bestie oder nicht, das wird sich zeigen … hoffentlich nicht bei mir persönlich! Wenn ich klug bin, dann weiche ich aus, wo ich kann.
Manchmal aber will ich das gar nicht: ausweichen! Warum? Weil der Mensch, der vor mir steht, bisweilen mehr als ein Mensch ist, der einfach nur vor mir steht. Wahr ist zunächst einmal, daß ich niemandem zu nahe treten möchte. Das ist auch, oder vor allem körperlich gemeint. Jeder Mensch trägt Bakterien mit sich herum, auf die ich keinen gesteigerten Wert lege … im Normalfall. Die Frage ist auch, ob er, der vor mir stehende Mensch, sich heute auch gründlich gewaschen hat.
Eine Einsicht, die keine wirkliche Einsicht ist, sich aber durchaus gewaschen hat, ist jedoch die, daß manchmal Menschen vor mir stehen, die mich, aus, sagen wir mal „verständlichen Gründen“(?) interessieren. Warum? Komisch ist, daß mir, oder einer kuriosen Kraft in mir, besonders Menschen auffallen, die anders sind als ich. Sie haben körperliche Eigenschaften, die jemandem in mir genau passend für einen zeremoniellen Vorgang erscheinen, bei dem Leben entsteht.
Also – normalerweise würde ich mich sofort übergeben müssen, wenn von mir verlangt würde, ich solle meine Zunge jemand anderem in den Mund stecken, oder gar mit einem anderen Köperteil etwas von mir im Fleisch eines anderen Menschen zu hinterlassen. Ich wäre schockiert von meiner Brutalität! Ich würde versuchen sofort zu fliehen, oder, wie in einem furchtbaren Alptraum, mit allen Vieren hysterisch um mich zu schlagen. Aber in einem ganz bestimmten Fall sehe ich das anders.
Wer oder was sieht das anders? Ich? Ein Teil von mir, der sich ebenfalls als zu meinem Ich gehörig empfindet? Meine Seele? Nun, meine Seele existiert weit draußen im luftleeren Raum. Von ihr weiß ich, daß sie – wenn ein Mensch vor mir steht – nur den Menschen sieht. Aber manchmal ist es anders, wenn da ein Mensch vor mir steht, der etwas hat, was mich verlasst, ihm die Zunge in den Mund stecken zu wollen (von dem aber eine Gefahr ausgeht), dann registriert mein Ich nichts.
Da ist plötzlich keine Gefahr mehr, kein Ekel, kein Abscheu, nur noch diese beiden Faktoren: Mein verändertes Ich und dieses gefährliche Gegenüber! Ist das ein Gesetz der Welt, des Lebens, der Evolution?? Ist es ein Beweis dafür, daß Leben grundsätzlich unsinnig sein MUSS, um überhaupt vorkommen zu können? Oder bin ganz einfach nur „ich“ verrückt geworden? Ich kann mich mir nicht erklären! Das Glück beschreibt sich, ohne Angabe von Gründen selbst!
Aber aus dem lebendigen Treiben auf dem Planeten Erde wird eine Geisterbahn! Teufel stellen sich gegenseitig die Beine, Hammel ziehen sie sich lang, naive Engelchen versuchen gegen den Strom zu schwimmen und werden von Haien verschlungen, denen es völlig egal ist, wen oder was sie vor sich haben. Und die Angst gleitet dazwischen, völlig grundlos, in den Abgrund aus perverser Selbstsicherheit, in dem sich selbst die Dämonen manchmal unwohl fühlen.
Der, dem das was ausmacht, ist selber schuld! Vielleicht hat er ja nur vergessen, dem Spielchen einen schönen Namen zu geben?! „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?“ Und wenn ich so langsam vor mir selber Angst bekomme? „Dann ist sie ein schlechter Ratgeber!“ Ich soll also einfach vergessen was ich sehe? „Nein, du sollst deine Augen verschließen, dir die Ohren zuhalten und nichts sagen, du Affe!“ Ach so, ich verstehe, da steht also gar kein Mensch vor mir, sondern ein Ereignis?! „Genau!“