AU 2008 05 Sugarloaf Mountain - Page 5

Bild zeigt Willi Grigor
von Willi Grigor

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immer noch auf einer kleinen Nebenstraße. Greg stoppte plötzlich und zeigte auf ein Tier mitten auf der Straße. Es war ein Ameisenigel, den man nur ganz selten zu Gesicht bekommt. Er lebt nur in Australien und Neuguinea. Ich konnte gerade noch ein Foto machen, bevor er sich am Straßenrand eingrub.
Noch etwas ist bemerkenswert: Wir sahen viele selbstgemachte Briefkästen am Straßenrand, einfache und fast kunstvolle, aber alle irgendwie lustig. Wir erfuhren, dass das hier eine Art Brauch ist.
Es war ein ereignisreicher Tag mit vielen Eindrücken. Wir werden uns anstrengen müssen, um Jeanette und Greg bei ihrem Besuch bei uns einen ähnlich interessanten Tag bieten zu können. Aber es ist ja so: alles was man noch nie gesehen hat, ist interessant, und sie waren noch nie in Schweden.
Als wir wieder in unserem Haus waren, waren wir hungrig und froh, dass wir Reste vom gestrigen Essen im Kühlschrank hatten, die wir nur aufzuwärmen brauchten.

Flugmuseum und Oakey
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück waren wir schon wieder neugierig auf neue Eindrücke. Greg hatte uns erzählt, dass ganz in der Nähe von Oakey ein kleiner Armeeflughafen ist, der heute nur noch einigen Hubschraubern als Basis dient. Hier gibt es aber auch ein richtig interessantes Flugmuseum. Dies wollten wir uns ansehen und uns anschließend in unserer Einkaufsmetropole Oakey etwas umsehen.
Das Flugplatzgelände war viel größer als ich gedacht hatte aber man merkte keine Aktivitäten. In der kleinen Eingangshalle des Museums saß ein kleiner, älterer Herr, der wahrscheinlich schon seit längerem auf uns gewartet hat. Er erzählte uns ausführlicher viel mehr, als wir eigentlich wissen wollten. Er ist früher selbst geflogen, bekam vor 20 Jahren einen Stroke, teilweise gelähmt, Sprache und Gedächtnis waren weg, er wusste nicht einmal seinen Namen. Es war offensichtlich, dass er sprachmäßig gute Fortschritte gemacht hat.
In der Ausstellungshalle waren an die 30 Flugzeuge und Hubschrauber aufgestellt, die meisten davon aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Ein roter Dreidecker vom gleichen Typ den der ”Rote Baron” Manfred von Richthofen geflogen hat, war eine der Attraktionen. Ein angestellter Militär, mit dem wir sprachen, erwähnte stolz, dass es wahrscheinlich ein Australier war, der Richthofen vom Boden aus abgeschossen hat und dass seine Frau eine entfernte Verwandte von Richthofen sei! So etwas erfährt man nur, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Dieses kleine Flugmuseum hatte auf alle Fälle mehr zu bieten als man es in so einem abgelegenen Nest erwarten würde.

Danach fuhren wir die paar Kilometer zurück nach Oakey. Ein einwohnermäßig kleiner Ort, der während des Eisenbahnbaus für den Erztransport Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Heute gibt es hier weder Erzabbau noch Schafzucht, womit die Leute ihr Geld verdienen weiß ich nicht. Auf keinen Fall mit den paar Touristen wie uns.
Wir parkten vor unserem bekannten Geschäft und begannen einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Die Temperatur war angenehm, um die 25 Grad, und die zu wählende Richtung gegeben: direkt neben dem Parkplatz war die große Durchgangsstraße und dahinter freies Land. Nur ein kurzes Stück hinter dem Geschäft sahen wir das Monument, das in allen Orten Australiens das wichtigste und das größte ist. Es gilt den Gefallenen in all den Kriegen, in denen Australien teilgenommen hat, und das waren viele in der ganzen Welt. Das Land fühlt sich verpflichtet, an den Kriegen teilzunehmen, in die Großbritannien verwickelt ist, deren Königin ist auch seine.
Ein Stück weiter sahen wir eine ungewöhnlichere Statue: Ein lebensgroßes Pferd in Bronze. Wir lasen das Schild. Das Pferd hieß Bernborough und ist hier in Oakley geboren. Durch dieses Pferd wurde Oakley, zumindest für eine Zeit und hauptsächlich für Liebhaber des Pferdesports, weltberühmt. Das Rennpferd gewann alles, was es in Australien zu gewinnen gab. Danach kam es nach Amerika und war dort auch sehr erfolgreich. Tolle Geschichte für diesen kleinen Ort.

Wir sahen ein öffentliches Schwimmbad mitten im Ort und schauten rein. Das sollte ja populär sein hier, weit weg von der Küste, und Seen gibt es ja fast gar nicht in Australien. Das Becken sah verlockend aus, aber kein Mensch war da. Nach einer Weile tauchte die Pächterin auf und wir sprachen mit ihr. Nichts los heute, nicht warm genug. Die Anlage geht mit Verlusst. Sie wird aufhören damit und zu ihrem Heimatort Bribie Island zurückkehren. Es stellte sich heraus, dass diese Insel nur 15 Kilometer von unserem nächsten Aufenthaltsort Scarborough entfernt ist. Es gibt eine Fährverbindung dort hin. Sie beschrieb uns eingehend, wie schön die Insel ist. Wir glaubten ihr und wollten sie uns ansehen. Aber es wurde nichts daraus. Nach der Zeit auf der Farm wurden wir sesshafter und machten kaum Ausflüge.
Wir gingen weiter und schauten uns die Häuser an. Auch hier sahen wir diese lustigen Briefkästen. Einige Häuser standen auf dicken Pfählen, wie auf Stelzen. Der Platz unter dem Haus wurde als Ablageplatz für allerlei Gerümpel benutzt.

Was uns auch schon anderswo auffiel, waren die großzügigen Anlagen rund um die Schulen: Grasflächen und Sportplätze aller Art. Aber es sah leer aus. Auf einem tränierten einige blaugekleidete Jungen, den Ball mit dem Baseballschläger zu treffen.
Daneben lag die Kindertagesstätte ”Cuttle Home”, die Kinder im Alter ab 6 Wochen annahm.
Dann gingen wir zurück, kauften ein und fuhren ”nach Hause”. Wir sind immer da zu Hause, wo wir gerade wohnen. Unterwegs sahen wir einen Schwarm grauer Vögel mit roter Brust. Schnell anhalten und fotografieren! Ich kam aber nicht nah genug für ein gutes Bild. Laut Vogelbuch könnten es ”Galahs” gewesen sein, eine Papageienart.
Am Abend gab es Hähnchenfilet, Bratkartoffel, Salat und Weißwein, was wir wie immer mit Ruhe und in stiller Anwesenheit der Sterne, einschließlich des "Kreuz des Südens", auf der Terrasse genossen.
Nach den Nachrichten im Fernsehen um 22 Uhr war der Tag für uns zu Ende.

Pinkelpause unter dem Sternenmeer
Bei meiner nächtlichen Pinkelpause ging ich immer aus dem Haus und tastete mich unsicher im Stockdunkeln bis zum Zaun. Bisher haben wir im dichtbesiedelten Küstenstreifen gewohnt, wo das künstliche Licht den Blick auf den Sternenhimmel verschlechtert. Hier war es anders. Ich genoss diese Zeit im Schlafanzug und mit Gummischlappen am Zaun, wo ich nach oben in diesen grandiosen Sternenhimmel schaute. Ich mache das auch oft an unserer Hütte in

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© Willi Grigor, 2009 (Rev. 2017)

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