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der schwedischen "Einöde". Aber dort sieht man die Sterne nur im Winterhalbjahr, es ist kalt und man bleibt nur sehr kurz draußen.
Hier ist außerdem die Luft viel trockener, was die Sicht deutlich verbessert. Der Himmel ist übersäht mit Sternen und alle gehören sie zu unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Sie hat 100-200 Milliarden Sterne und einen Durchmesser von ca. 100000 Lichtjahren. Der uns nächste Stern ist Alpha Centauri mit 4,3 Lichtjahren Entfernung. Er steht unweit vom sagenumwobenen "Kreuz des Südens". Bei unserer ersten Reise 2006 wurde mir gezeigt, wie ich dieses "Kreuz" im Sternengewimmel finde.
Man sieht aber auch zwei andere Galaxien mit bloßem Auge: die Kleine und die Große Magellansche Wolke. Sie sehen aus wie kleine, nebelige Felder und sind nicht leicht zu entdecken.
Das Schicksal entführte mich auf seinen Armen
in eine andere Welt.
Und in diesem Lande, dem sommerlich warmen,
da sah ich, was keinem missfällt.
Ich macht´ eine Reise in stehender Weise,
erkundete Stern auf Stern.
Wohl Stunden ich schaute, in Demut, ganz leise..
Ich tat es begeistert und gern.
Ich meinte, ich konnte das Weltall verstehen
in seiner Unendlichkeit.
Es schien mir, als würde es um mich sich drehen,
dass lautlos es zu mir was schreit.
Das komplette Gedicht lesen Sie hier:
literatpro.de/gedicht/291116/verzaubert-kam-ich-mir-vor
Freilichtmuseum Jondaryan Woolshed
Am vorletzten Tag an diesem wunderbaren Platz so ganz allein machten wir einen letzten Ausflug. Am Morgen spürten wir, wie fast jeden Tag, die frische Brise. Das Frühstück aßen wir wie immer auf der kleineren Terrasse, da dort am Morgen die Sonne schien.
Am Mittag fuhren wir ungefähr 20 km bis zum Jondaryan Woolshed. Dieses Freilichtmuseum ist ein lebendiges und typisches Outback-Denkmal für die Schafswollproduktion und -verarbeitung. Es öffnete erst um 14 Uhr und wir mussten etwas warten. Wir sahen ein Oldtimerauto kommen und gingen näher an die Straße. Es kamen noch mehrere. Ich machte Bilder und die Fahrer winkten. Das hörte gar nicht mehr auf. Da sah ich, dass die Autos etwas weiter weg vom großen Museumsgelände kamen. Später erfuhren wir, dass eine Karawane mit ca. 100 Oldtimern und doppelt so vielen Menschen das komplette Museum für diesen Morgen gebucht hatten.
Es war 14 Uhr und wir durften rein. Wir bezahlten eine Führung um 15 Uhr. "Treffpunkt auf dem Platz zwischen den alten Häusern dort, der Führer kommt und bimmelt mit einer Glocke." Wir gingen raus und sahen gleich die Wiese, auf der vielleicht noch 30 Oldtimer standen.
Es waren wirklich tolle Stück dabei. Der Rest der Zeit verging mit dem Begutachten der vielen alten Geräte, die überall herumstanden.
Kurz vor drei Uhr standen wir am Treffpunkt, ganz allein. Haben wir vielleicht etwas missverstanden? Da kam ein Mann mit grauem Bart und verschwitztem Hut und klingelte mit einer Glocke. Es kam aber keiner mehr. Wir bekamen wieder so eine Privatführung, wie schon auf der Great-Ocean-Road entlang der Küste südwestlich von Melbourne. Da waren wir aber immerhin fünf Leute.
Snow Potter, so hieß unser Guide, war auch etwas erstaunt und sagte: “Heute morgen hatte ich 200 Leute in der Gruppe!” Nämlich die mit den Oldtimern und den daran interessierten Anschauern. Wir fragten, warum er den ungewöhnlichen Vornamen Snow (Schnee) hatte. Den Grund hat er wahrscheinlich schon oft erzählt: Sein Vater war ein großer Boxfan und es gab hier einen guten Boxer, der Snow hieß oder so genannt wurde. Er gab seinem Sohn also diesen Namen und hoffte, dass auch er ein Boxer wurde. Dieser aber wurde stattdessen Schafscherer. Damit ist aber heute kein Geld mehr zu verdienen, die Schafzucht hier ist gestorben. Das hiesige Zentrum für das Schafscheren ist als Museum erhalten geblieben und er ist froh, dass er hier als Guide arbeiten darf. Snow sprach einen ziemlich unverständlichen Outback-Dialekt und wir (vor allem ich) hatten Probleme ihn zu verstehen.
Wir gingen durch einige Gebäude von früher, die auf diesem großem Gelände standen. Einige wurden als Museumsstücke von anderweitig hierher gebracht. Wir erfuhren, wie die Leute hier lebten und arbeiteten. Das ganze Land hier gehörte zu mehreren Schafsfarmen. In einem Haus waren in einem Schrank Torten, Gebäck, Eis, Blumen, Puppen und viele andere Dinge ausgestellt. Erst beim näheren Hinsehen erkannten wir, dass alles aus Schafswolle gemacht war. Wirklich erstaunlich.
Dann gingen wir zum Hauptgebäude, eine riesige Holzhalle, in der ich eine kleine Nebenrolle spielen durfte. Sie wurde hier zum Scheren der Schafe aufgebaut, als mit Schafswolle noch viel Geld verdient wurde. Bis zu 4000 Schafe waren gleichzeitig in dieser Halle und es waren viele umherziehende Scherer beschäftigt. Es war eine harte Handarbeit, da man nicht viele Minuten für das Scheren eines Schafes bekam. Später wurden Schermaschinen verwendet, angetrieben über eine Transmission an beiden Seiten der großen Halle. Auch den Körper entlastende Anordnungen wurden eingeführt, da die meisten Scherer nach einigen Jahren ihren Rücken zerstört hatten.
Wir kamen zum Ende der Halle wo ein großes Podium aufgebaut war. Davor Platz für vielleicht 300 Zuschauer. Gullan und ich waren aber die einzigen für die folgende Schafscher-Demonstration, auf die wir gar nicht vorbereitet waren. Ein Schaf wurde hereingeführt und ein Kollege von Snow begann mit einer kurzen Einführung in die Kunst des Schafscherens. Ich ging auf die Bühne um Bilder zu machen. Da hatte der ehemalige Scherer die Idee, dass ich seinen Helfer spielen sollte. Er nahm das Tier an den Vorderfüßen und übergab es mir, ich sollte es halten. Sowohl das Schaf als auch ich guckten ein bisschen blöde. Das gar nicht so dumme Schaf merkte aber sofort, dass ich nicht den gewohnten Griff anwandte. Ich war auf die Zuckungen des Schafs nicht vorbereitet und es dauerte nur Sekunden, dann stand es auf allen Vieren und rann los. Der Mann fing es geschickt wieder ein und meine Karriere als Schafscherhelfer in Australien war zu Ende.
Dann legte der ehemalige Profi los. Etwas Blut mischte sich unter die Wolle am Boden, Gullan sah gar nicht so glücklich aus. Nach einigen Minuten wurde das nackte Schaf entlassen und wir klatschten einen mageren Applaus.
Danach gingen nach draußen, und wir dachten die Show war zu Ende für uns zwei Neugierigen aus Schweden, dem Land, von dem hier kaum jemand weiß, wo es eigentlich liegt. Aber es gab noch eine Zugabe. Snow holte seinen Hund und zeigte die hohe Schule der Schäferhunddressur. Er hatte keine Probleme, den Hund fast unhörbar so zu steuern, dass dieser sechs Schafe durch eine Strecke mit verschiedenen Hindernissen und Sackgassen und schließlich in eine kleine Einzäunung trieb. Als diese Routinearbeit erledigt war, kam der Hund zu Snow, der zu ihm sagte (er sprach zu ihm in er gleichen Weise wie mit uns): “Jetzt hast du dir aber ein Bier verdient”, worauf dieser mit einem Satz in einen Bottich mit Wasser sprang. Beim abschließenden Gespräch erfuhren wir, dass Snow mit seinem Hund viele Preise gewonnen hat.
Dieser Ausflug war einer von den vielen anderen geglückten, die wohl für immer im Gedächtnis bleiben werden. Wir genehmigten uns ein Eis und fuhren nach Hause, zurück nach Sugarloaf Mountain.
Mein Schafschurhelferblitzeinsatz
war nicht von Glück gekrönt.
Ich sage es mit diesem Satz:
"Das Tier hat mich verhöhnt!"
Ich hatte es ganz gut im Griff,
in jeder Hand 'nen Fuß.
Doch ehe ich es recht begriff,
riss es sich von mir los.
Mit einem Wort nur ausgedrückt
man "Ungeschick" dies nennt.
Ansonsten hat mich nur beglückt
der "Rote Kontinent".
Am Abend aßen wir Fisch, es wurde gerade dunkel. Zu dieser Zeit beginnen die Zikaden schlagartig ihr ohrenbetäubendes aber nicht unangenehmes Konzert. Genauso schlagartig hört es nach 20-30 Minuten, wenn es richtig dunkel ist, wieder auf. Wir gingen rein, da es kühl wurde.
Am nächsten Morgen weckte uns das Telefon. Es war Greg, der sagte, dass er, Jeanette und ein Bekannter bald mit einer Ladung Heu kommen. Wir standen auf und beeilten uns mit dem Frühstück. Dann sahen wir schon Gregs Geländewagen und einen Traktor mit einer großen Ladung Heu auf dem Anhänger. Sie hoppelten am Haus vorbei. Weiter hinten war eine große alte Scheune. Ich ging zu Fuß hinterher. Jeanette und Greg arbeiten wirklich effektiv. Die Helfer stapelten die Heuballen. Das Heu war nicht so weich wie wir es kennen, es war mehr wie Stroh. Das merkte ich, als ich versuchte einen Ballen hochzuheben.
Ich ging zu Jeanette, die in der Nähe dabei war irgendein Unkraut, das aber so groß war wie kleine Büsche, mit einer Hacke herauszureißen. Sie nutzte die kurze Zeit für etwas, das mir wie ein hoffnungsloses Unterfangen vorkam. Diese Büschel sah man überall auf dem großen Anwesen. Ich sammelte das gut riechende Unkraut zusammen und legte es in den Geländewagen.
Unser Sohn mit Familie sollte gleich kommen. Ich bat Jeanette, dass sie und Greg vor der Heimfahrt bei uns reinschauten, und ging zurück zum Haus.
Die Juniorfamilie kam um 13 Uhr. Wir aßen alle zusammen eine Kleinigkeit und tranken Kaffee. Morgen war unsere Zeit hier zu Ende und Jeanette und Greg wollten ein bisschen über Schweden und Åmål erfahren. Dann nahmen wir Abschied von diesem netten Paar.
Am nächsten Tag nach dem Frühstück machten wir alles sauber, packten unsere Sachen und verließen diesen unvergesslich wunderbaren Platz SUGARLOAF MOUNTAIN.
Unser nächstes Zuhause für vier Wochen ist Scarborough, nicht weit von Brisbane.
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© Willi Grigor, 2009 (Rev. 2017)