Komische Wirklichkeiten (Jin und Yang 1)

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von Alf Glocker

Ist es nicht seltsam vertrackt, daß alles "Gute" immer aus Murks gemacht werden muss? Genau betrachtet ist das jedoch die Vorgehensweise des Schicksals. "Ein Menschenleben z.B. kann nur durch seine Zerstörung an Wert gewinnen". Dieser unausgesprochene, aber von allen tolerierte (Grund)Satz dominiert unsere Wirklichkeit! Nix verstehen, nix is böse, alles gutt, meine Seele iss soo rein, denn ich bin ich, das ist geil!

Hat jemand gerade Stimmen gehört? Das waren keine Stimmen, das war das Tier! Das Tier in uns, DAS Tier, der Geist der stets das Gute meint und doch das Böse will. Aber wie macht er das ... mit sich selber aus? Er hat "Glück". Er ist in unserem Fleisch geborgen, das uns nicht einen Lebensaugenblick lang zu Wort kommen lässt. Dieser Geist lebt in den Paradiesen der Unvernunft.

Wir begegnen ihm am Arbeitsplatz, im Bett, im Stadion, im Gericht, im Parlament und in der Kirche. Dort fühlt er sich besonders wohl. Aber Kirchen sind oft schön: große, erhabene Hallen mit allerlei Zierrat, mit heimlichen und unheimlichen Dingen, geschwängert vom Ritualgeruch logisch nicht nachvollziehbarer Praktiken. Das ist interessant, solange keiner was sagt.

Wenn dann aber die Clowns auftreten (als Pierrots verkleidete Würdendarsteller), dann ist der ganze Zauber verschwunden und das Gute, was sich dem gut Meinenden widersetzt, möchte nur noch fliehen, damit es nicht aggressiv werden muss, angesichts der gehäuften Unverfrorenheit: Karneval ist überall – zerstörender Karneval, der das Leben schön macht, besonders für Ein-Zwei-und Dreifältige. Was ist dagegen die Nacktheit?!

In der Nacktheit des Leibes erfährt der Mensch seine Würde vor Gott = dem Geist des Lebendigen, der auch hinter allem Lebendigen steht. Auf ihr thront die Seele in den Regenbogenfarben der Fantasie. Aber das übersieht man gerne, denn das Gute ist schlecht und das Schlechte ist gut! Die Pierrots mit dem salbungsvollen Touch in der Stimme und der gespaltenen Zunge, mit der wiederum nur der Teufel spricht, wissen das ganz genau! Denn keiner hat mehr Prinzipien als der Fürst aller Finsternisse. Er ist der Herr der Welt!

Das wahre Gute ist wandlungsfähig, bis an die Grenze des nicht mehr Vertretbaren. Dort beginnt das Terrain des Abscheulichen, auf das der Mensch stets all seine Hoffnungen setzt. Das geschieht aber aus einem guten Grund – ja, das Abscheuliche geschieht aus einem guten Grund! Der gute Grund für das Abscheuliche ist das mangelnde Vorstellungsvermögen! Es treibt Jungfrauen in die Schwangerschaft und unschuldige Nichtdenker in Abgründe, aus denen das Böse Neues erschafft. So ist die Welt ... schon immer gewesen!

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