Die größte Wissenschaft

Bild von Alf Glocker
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Die größte Wissenschaft ist die Wissenschaft, die sich mit dem ursächlichen Nichts beschäftigt! Sie braucht keine Ergebnisse, keine Forschungszweige, kein tiefer gehendes Denken, keine Schulen, kein Universitäten, keine Lehrstühle, höchstens Leerstühle, und vor allem keine intelligente Neugier … nur den Trieb!

Sie wird gestützt durch Religionen aller Art, die sporadisch auftretende Gedankenanfälle nivellieren, und sie braucht den Sex! Der lässt alles wirklich erscheinen und vor allem zweckmäßig. Auf die Aktion folgt eine Reaktion, auch wenn man nicht weiß, was Aktionen und Reaktionen überhaupt sind. Deshalb wird dem geringfügig aktiven Forschergeist im Zweifelsfall das Kamasutra empfohlen.

Wer mehr lesen möchte, der befasse sich mit Kochbüchern, oder einer Lektüre zur Anleitung zum Mord. Dort gibt es viele Propheten, die haarklein erklären, warum man ihn pflegen sollte. Aber im Grunde ist das alles überflüssig – Analphabetentum und Diensteifer genügen auch schon. Und die Bereitschaft, an nichts zu zweifeln natürlich!

Denn der Zweifel zerstört alles Streben nach Glück. Glück sollte ohnehin mehr empfunden als erstrebt werden. Es ist überall vorhanden, im täglichen Essen, im schmerzhaften Gebären, im Ausleben von Gewaltfantasien … es muss nur eben stets speziell interpretiert werden, dann klappt das schon mit dem Glück. Der Glaube daran kann Berge versetzen.

Auf diese vielfältigen Weisen bestimmt das ursächliche Nichts unser Leben. Wir müssen uns nur daran halten, daß wir liebenswert sind und, daß unsere Anlagen durch Umwelteinflüsse zustande gekommen sind – denn so sind immer die anderen schuld. Und: wir haben auf diese Weise keinerlei Gründe, Vorhandenes gegeneinander abzuwägen.

Wer abwägt, ohne Gegebenheiten als Naturgesetze anzuerkennen, der entfernt sich vom ursächlichen Nichts himmelweit und geht einen Weg, der über die Zivilisation, in die Dekadenz, in das Chaos des angewandten Nichtdenkens führt. Aber dieser Umweg zum ursächlichen Nichts ist wesentlich schmerzhafter, als die absichtliche Ignoranz von Anbeginn …

Deshalb gilt es auch vorrangig, sich selbst eine gewisse Bescheidenheit abzuverlangen – eine, die das Leben erleichtert und uns stark macht für irrsinnige Aufgaben, die bloß jemand bewältigen kann, der entweder im Kopf nicht ganz richtig ist, oder von einem, in dessen Kopf sich, außer dem Wissen, welches in komischen Büchern steht, nichts befindet.

Das gute Befinden ist nur zu finden, wenn die Gedanken verschwinden – solche die echt sind und nicht imitiert (die Dummheit ist auf nichts limitiert), solche, die sich mit der Wahrheit befassen, doch die füllt keine Kassen, und deshalb ist‘s weise, sich heimlich, still und leise, auf und davonzumachen, in das grundlose Lachen, in ein harmloses Freuen, in ein Sich-vor-nichts-Scheuen, denn das alleine macht uns der Welt gewogen … ist auch alles, was wir sehen und empfinden, gelogen!

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Kommentare

16. Jun 2017

Dem Essay war (ungelogen)
Doch die Leserschaft gewogen!

LG Axel

16. Jun 2017

gewogen sind die Leser vielleicht...
sobald man den Sinn des Essys erreicht...

LG Alf