Knocking on the Heaven's Door

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Es war einmal, vor keiner kleinen Ewigkeit, die Engel saßen gerade beim Ambrosia-Essen, manche sangen auch das Hosianna, das Hemdiluja, oder das Hutilori (alles von Schuhbert und sehr rockig), wieder andere stellten gerade den allerneuesten Knigge zusammen, als draußen, vor dem großen Himmelstor ein unglaublicher Krach losbrach …

Dort stampfte irgendwer, wie wild geworden, auf dem Wolkenboden herum, trampelte ungestüm auf ein paar verirrten Sternlein herum und fluchte unaussprechliche Formeln vor sich hin, die wir hier, aus Gründen der Dings nicht erwähnen dürfen, weil das sonst keine Geschichte mehr für Kinder ist.

Als der Lärm auch nach 2 bis 3 sehr langen Himmelssekunden nicht nachlassen wollte, ertönte eine Stimme, die sagte: „Petrus, geh einmal nachschauen, wer sich da so ungebührlich vor meinem Tor benimmt – der macht ja noch die ganzen Paradiespferdchen scheu!“

Und Petrus ging, um zu öffnen … Knarzend tat sich das riesige Himmelstor auf, aber da erschrak Petrus sogleich. Er war zwar einiges gewöhnt, aber so etwas hatte er noch nicht gesehen – und es hatten immerhin schon respektable Ganoven bei ihm um Einlass gebeten.

Doch diesmal stand der Leibhaftige selbst vor dem Tor! Der Teufel persönlich! Er jammerte aus Leibeskräften und verlangte sofort hereingelassen zu werden, denn da wo er herkomme – aus der Hölle nämlich – könne er nicht länger bleiben. Er rauchte überall und Petrus versuchte vergeblich festzustellen ob er das vor Wut tat, oder weil er brannte.

„Sieh her“, schrie ihn der Teufel an, „ich habe überall Brandwunden, du musst mir helfen, sonst muss ich kläglich enden!“ Petrus staunte nicht schlecht – tatsächlich, der arme Teufel hatte offenbar einige Verletzungen davongetragen! Wie war das möglich, er saß doch nun schon einige tausend Jahre in seiner Hölle und er hatte sich nie beschwert.

„Mir ist die Hölle zu heiß geworden!“, fauchte der Leibhaftige, „ich muss es irgendwie übertrieben haben, mit dem Nachschüren … jetzt ist dort alles so heiß, daß selbst ich es nicht mehr aushalten kann!“ Petrus legte die Stirn in mächtige Dackelfalten – er sah jetzt aus wie ein sehr nachdenklicher Präsident – dann stützte er sein Kinn auf Daumen und Zeigefinger und sagte:

„Das kann ich aber nicht entscheiden, ich muss vorher schon die anderen fragen, ob sie dich hier haben wollen“. Mit diesen Worten drehte er sich auf seinen geflügelten Himmelsschuhen um, ging in die strahlenden Hallen, wo all die Engelchen mit ihrem Irgendwas beschäftigt waren und fragte mit lauter Stimme: „Wolle mer 'n roilosse?“

Da schwappte sofort ein Welle der Zustimmung über ihm zusammen … die Engel bildeten Lichterketten, sie riefen alle „Willkommen im Himmel!“, und manche von ihnen freuten sich so sehr, daß der Herr der Finsternis nun bei ihnen wohnen wollte, daß sie in eine gnädige, himmlische Ohnmacht fielen, die sich wie ein irdisches Schweigegelübde auswirkte.

Petrus ging zurück und ließ das Ungeheuer ein: „Bitte!“ Der Teufel stürmte durch das leuchtende Himmelsblau, tanzte vor Freude und schüttelte sich den Staub von den Hörnern und von seinem Pferdefuß, der anscheinend auch immer noch munter vor sich hin schwelte. Die Engelchen erbarmten sich seiner und versorgten seine Wunden – bisweilen küsste ihn sogar eines sonstwohin …

Inzwischen war die normalerweise eher angenehme Temperatur in den bislang heiligen Gefilden ein wenig angestiegen. Aber das störte momentan keinen. Die Engel krempelten sich die Ärmel hoch, während der Satan den Schlaf des Gerechten hielt, um sich erst einmal auszuruhen. Was musste er durchgemacht haben?!

„Wir wollen fleißig arbeiten und Manna machen, damit der Ärmste etwas zu beißen hat, wenn er wieder zu sich kommt, beteten die Bewohner des Himmels im Chor, und von ganzen oben kam eine Stimme, die sagte: „Gut gemacht, Kinderchen und auch gut gedacht – ihr seid so gut! Alles wird gut …“

Doch als der Teufel erwachte, da wollte er zunächst gar kein Essen, zumindest keins, das über den Wolken (wo die Freiheit wohl grenzenlos sein muss) hergestellt wurde, sondern seinen gewohnten Höllenfraß, denn etwas anderes konnte er sich gar nicht vorstellen. Viel wichtiger aber waren ihm – was durchaus für seine reine Seele sprach – die vielen Schutzbefohlenen, die er hatte zurücklassen müssen, wollen, oder können.

Und er heulte bitterlich! „Noch ehe der Hahn rief, habe ich sie dreimal verraten“, lamentierte er mitleiderregend … so mitleiderregend daß nicht nur, in ihren Sümpfen, die ganzen Krokodile , die alles mitangehört hatten, sondern auch die Engel im Himmel ganz viele Tränen vergossen. Und weil es daraufhin unten, auf der Erde unaufhörlich zu regnen begann, besannen sich die guten Kräfte und lenkten bereitwillig ein.

Mit einem Freudenschrei stieß der Teufel das Himmelstor auf und rief seine Gehilfen herbei, die er nicht vermissen wollte, so sehr sehnte er sich nach ihnen. „Kommt herbei, ihr Ungeister, die niemand mehr los wird, sobald er sie, ungerufen, zu sich eingeladen hat und macht euch im Himmel so breit wie möglich! Alles steht zu eurer Verfügung!“

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen, die Zombies, Vampire, Dämonen, Mr. Hyde und Frankensteins Monster – und schon rückten sie an in einer unüberschaubaren Menge, einem Heer aus willfährigen Dienern des Bösen … Einige brannten noch, einige trugen die Fackeln der Hölle in den weit offenen Himmel hinein – andere brachten einfach ihre Gedanken mit!

So dauerte es nicht lange und man sah im Himmel auf einmal keine blitzblanken Engelsgestalten mehr. Mit ihrer geistlichen Leichtigkeit, ihrer zurückhaltenden Art, fielen sie, zwischen den Gespenstern und Plagegeistern, gar nicht mehr auf – eine kleine Anzahl von ihnen brannte auch schon. Überall roch es bereits nach verkokeltem Engelshaar und die Temperaturen waren sehr deutlich angestiegen!

Nicht lange danach brannte der ganze Himmel, wie einst die Hölle gebrannt hatte – und jetzt bekamen auch einige von den Guten Angst. „Wir werden uns alle in Schall und Rauch auflösen“, riefen sie besorgt, aber die wilden Teufel fauchten im Chor: „Das macht doch nichts!“ Schließlich kam, durch den Aufruhr, aus einem hundertjährigen Schaf geweckt, nein, nicht Dornröschen, sondern der Erzengel WeristwieGott (Michael) herbei …

Er zückte sein Flammenschwert, holte aus und schlug auf einmal, wie aus dem sprichwörtlich heiteren Himmel, drein und so kam die verrückte Welt wieder in Ordnung. Die Uhr schlug gerade morgens um sieben. „Dies soll uns ein Zeichen sein“, sagte er trocken (jetzt auch hinter den Ohren), und er versiegelte den Himmel siebenmal, damit er in Zukunft verschont bleibe von allem höllischen Gesindel – woher es auch käme …

Veröffentlicht / Quelle: 
auf anderen webseiten
Prosa in Kategorie: 
Thema / Klassifikation: