Die Seele des Staates 20

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Die Seele des Staates 20

Ekligkeiten führen zum Ziel, das ist beschlossene Sache! Hilfreich dabei ist der „Glücksfaktor“. Er verhindert ein Abtriften Talentierter in die Selbstverwirklichung, zum Guten der Menschheit – denn dies würde stets zu früh bei uns ankommen. Noch ist es aber nicht soweit!

Noch gibt es die Hoffnung der weniger Begünstigten, die sie dazu treibt zu leisten was nur irgend möglich ist. Dabei empfinde ich, die Seele des Staates – obwohl mir die verrückte Leistungsbereitschaft meiner Bürger gefällt – den Vorgang als schizophren, denn seine Absicht ist mehr als fragwürdig!

Das Schicksal, welches den Glücksfaktor erfunden hat, treibt unglaubliche Späße mit Unschuldigen (falls es die im Universum überhaupt gibt). Wie anders sollte ich es, die ich ja den Überblick über das Gesamtgeschehen besitze, interpretieren?

Immer wieder kommen mir Fälle zu Ohren, in denen kurioserweise Nonnen, oder 80jährige im Lotto gewinnen – Leute also, die nicht mehr unbedingt viel mit großen Summen anfangen können. Die einen, weil sie nicht dürfen und die anderen, weil ihnen dafür einfach die Zeit fehlt.

Auch von Alkoholikern höre ich und von Kandidaten, die bereits über genügend Mittel verfügen, um sich das Leben angenehm einzurichten. In seltensten Fällen von einer Person, die jung und ideenreich, voller Liebe und Hingabe an menschenfreundliche Aufgaben, nach einer Veränderung zum allgemeinen Besseren streben.

Sie haben sich keine Erleichterungen verdient? Sehe ich da Ansatzpunkte für „höhere“ Absichten, die es liebend gerne verhindern möchten, daß brauchbare Individuen ihrer Zerstückelung durch geradezu selbstmörderische Anstrengungen für den Fortschritt entgehen können, weil ihnen quasi von selbst mal etwas gelingt?

Was ist er denn dann noch wert, dieser „Glücksfaktor“, wenn er nichts weiter ist, als die Mohrrübe, die man dem Esel vors Gesicht hält, damit er, in der irrigen Annahme, er könne sie jemals erreichen, immer weiter vorwärts strebt – bis er nicht mehr kann. Immerhin bekommt er, wenn er wenigstens ein bisschen Glück hat, jeden Abend ein paar Kartoffelschalen zu fressen, könnte man sagen. In Wahrheit sind wir alle nur vom Teufel geritten!

In milliardenfacher Ausfertigung sitzt er uns Eseln im Kreuz, um mit eben gerade dem zu gängeln, das wir brauchen um nicht stehen zu bleiben. Jeder bekommt was er verdient! Nur ein paar wenige Ausnahmeerscheinungen werden echt belohnt. Gerne auch, bzw. hauptsächlich solche, die nicht unbedingt nach ihrem Gewissen handelnd vorgehen, sondern sich durch Raffinesse, oder noch leichter, durch „erlesene“ Geburt auszeichnen.

Ihnen bleibt der Glücksfaktor meistens ein Leben lang treu – zum Hohn aller, die ihn nichts weiter als sich wünschen dürfen. Mein Ekel davor ist manchmal grenzenlos, doch auch eine Seele des Staates kann nicht mehr tun, als der sogenannte „Zufall“ ihr einräumt. Auch sie ist nichts weiter, als ein Opfer ihrer Epoche!

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webseiten

Interne Verweise

Kommentare

17. Dez 2015

Durchaus Staat macht der Essay -
Solch starke Texte sind okay!

LG Axel