Wenn sich interessierte Leser derzeit einen Überblick über die Onlinepublikationen der verschiedenen großen Tageszeitungen verschaffen, findet man dabei nicht selten Berichte über aufstrebende junge Unternehmer die es schon in jungen Jahren zu Ruhm und Reichtum gebracht haben. Der Weg dorthin führt dabei immer häufiger über eine Karriere, die in einem wissenschaftlichen Studiengang angefangen hat. Doch vielmehr als um den Karriereweg der einzelnen Wunderkinder, geht es doch zumeist nur um die Frage des Reichtums, und schnell werden Vergleiche mit anderen Top Verdienern im In- und Ausland herangezogen. Die Frage der tatsächlichen Auswirkungen der eigenen „wissenschaftlichen“ Tätigkeit werden nur selten hinterfragt. Das Credo lautet eher, wenn Wissenschaft gut ist um Geld zu verdienen, ist sie erfolgreich. Es geht um Arbeitslosenzahlen, Wirtschaftsförderung durch Hochtechnologie und Vertriebswege, Inhalte werden zumindest in den großen Medien nur selten besprochen.
Wissenschaft vs. Medien
Die Frage die dabei unwillkürlich aufgeworfen wird, ist nicht weniger als der Glanz der Wissenschaft, es ist nur leider offensichtlich noch immer so, dass die wirklichen Kernthemen der Wissenschaft für die öffentliche Wahrnehmung viel zu unspektakulär sind. Logisch wenn man erkennt, dass die Konkurrenz aus anderen Sparten der Medien leider einen deutlich größeren Zuwachs erfahren haben, auch wenn die Wissenschaft einen populäre Zulauf erhalten hat. Trotzdem sind Themen wie die letzte Schönheitsoperation eines Celebrities, ein neues Online Casino oder die aktuellen Sportergebnisse. Auch Politik hat wieder einmal Hochkonjunktur, die wirklich bahnbrechenden Veränderungen in unserer Zivilisation wurden jedoch immer schon von Veränderungen in der Wissenschaft eingeläutet oder zumindest begünstigt.
Trends der letzten 20 Jahre
Doch was hat sich seit den Achtziger Jahren verändert, als Wissenschaft zwar noch nicht cool, aber dafür noch in ihrem Rahmen anerkannt war und nicht zur Medienmarionette verkommen war? Es ist größtenteils eine Frage der Entwicklung der Medienlandschaft und dem vorherrschenden Zeitgeist der Stunde. Was mit Talkshows und Promi-Magazinen begann, wurde mit der erhöhten Verbreitung des Internets um die Jahrtausendwende zum Massenphänomen und internationale Top Stars waren plötzlich nicht mehr so sehr wegen ihrer Leistungen in Kunst oder Kultur berühmt, sondern schlichtweg aufgrund ihrer selbst generierten Popularität. Worum es aber damals genauso wie heute ging, war die schonungslose Zurschaustellung von Luxus und Kapital und diese gesellschaftliche Einstellung hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt in das erfolgsverwöhnte Massenbewusstsein eingebrannt und sogar bis in die Wissenschaft vorgearbeitet.
Ausblick und Analyse
So steht die Wissenschaft heute oft nur eine untergeordnete Rolle in den Startup Unternehmen der Stunde. Und auch wenn es wissenschaftliche Themen, Ansätze oder Resultate jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit sind, werden die Entrepreneurs zu den Symbolen der Stunde. Funding, Umsätze und Marktanteile sind daher leider oft wichtiger als hehre Ziele von idealistischer Herkunft. Das Lebensgefühl, dass vielleicht vor 20 bis 30 Jahren noch vermittelt wurde und bei dem eher wissenschaftliche Inhalte im Vordergrund standen ist heute nur noch bei den wenigsten Absolventen vorhanden. Das Lebensgefühl der Stunde heißt Ökonomie. Was also auf den ersten Blick aussieht wie ein Sieg für die Wissenschaft, ist leider viel zu häufig nur ein Sieg eines Unternehmens. Sobald ein Projekt oder eine Entdeckung sich nicht als unmittelbar rentabel herausstellt, wird sie nicht mehr verfolgt. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich große Firmen einen Stab an wissenschaftlichen Mitarbeitern hielten, welche die Entwicklungen der Zukunft erfanden. Bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht in 20 Jahren aufwachen und uns immer noch in den Achtziger Jahren befinden.