Junger Mist

Bild von Andrea Benzinger
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Schon früh habe ich gelernt, dass man frischen Mist im Garten nicht zum Düngen verwenden darf.
Er ist zu scharf, riecht zu sehr nach sich selbst und zerstört das Miteinander im Boden.
Abgesessen muss er sein, um einen guten Einfluss auf seine Umwelt zu haben. Dann wird mit zunehmendem Alter ein feiner, gesetzter Kompost aus ihm. All der Mist, der so fabriziert wurde, hat sich dann geklärt und kann Nahrung für anderes werden.
Doch viele haben verlernt zu warten. Sie düngen exzessiv und setzt auf junge Schärfe. Man wirft weg, was in die Jahre gekommen ist und gibt Neuem besondere Bedeutung. Weder der frische Mist ist zu scharf, noch der gereifter Kompost erwünscht. Denn alles kommt und geht so schnell, dass der junge Mist erst nach deren Abgang seine tödliche Wirkung zeigt. Schnell, schneller am schnellsten ist die Devise. Gut, besser, am besten zahlt sich anscheinend nicht mehr aus. Der Käse hat nicht die Zeit zu reifen. Und künstliches Aroma ist zudem billiger.
Nun sitze ich also da mit meinem guten Kompost. Ich genieße seine gleichbleibende Wirkung. Ich freue mich über die sanfte, wohltuende Kraft in ihm. Und ich warte auf die Früchte, die er mir bringen wird.
Sollen andere den künstlichen Käse unserer Zeit essen.

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