Das Opium und die süßen Träume

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von Alf Glocker

Weitab von unserer Schulweisheit und fern aller erlernter Wege, existiert die Wahrheit der Dinge von Himmel und Erde. Jenseits aller Betrachtungen spielt sich das ungezügelte Leben ab … ein freies Sein! Das ist aber kein Grund zur Beruhigung, denn es kommt nur in den seltensten Fällen bei der Beurteilung der Welt zum Tragen, die Geschöpfe im Allgemeinen so anstellen. In das irdische Gewimmel einzutauchen ist leicht, es mitzuempfinden schon nicht mehr ganz so leicht, aber es im Innersten zu verstehen beinahe unmöglich. Zu stark sind die Strömungen der Natur, die unsere Körper durchfließen, zu schwach sind die Seelen, angesichts der Macht des Fleisches über den Geist. Was lebt, wird vom Irrtum dominiert, denn erst der Irrtum macht Leben möglich!

Aber abseits gangbarer Pfade im Diesseits herrscht, nein, nicht die Vernunft (das ist ein irdischer Begriff), sondern einfach die Einsicht in das Unvermeidliche – wobei dies nicht grundsätzlich gut zu sein hat. Denn des Irrtums nicht nur fähig zu sein, sondern ihn mit voller Absicht heraufzubeschwören, damit erprobt werden kann was erprobbar ist, das ist das Vorrecht göttlicher Verfahrensweisen. Dazu kommt, daß der Glaube scheinbar dem Schwachsinn vorbeugt, da er jede noch so große Dummheit logisch richtig erscheinen lässt. Und dabei kommt es nicht einmal darauf an, WAS man glaubt, sondern WARUM – weil man einfach die ganze Welt „schön“ haben will! Bei vielen gehört dazu eben auch die Gewalt!

„Einfach nur leben zu wollen“ hat schon seine Tücken, denn man bringt einiges dazu mit: eine tief verwurzelte Grundeinstellung, die sich allen Regeln der Kunst entzieht, die nur der Absicht entspringt, einfach tun zu dürfen, wonach einem grade ist – und das ist sehr verschieden unter den sogenannten „Kulturkreisen“. Im Wesentlichen gilt der Grundsatz: Berausche dich an dir selbst, du musst nur glauben, daß du es bist, der das will! Sei glücklich mit dir und der Welt und halte auch im tiefsten Rausch daran fest, daß du dich richtig entschieden hast. Der Teufel wird es dir danken – und er wird, in deinen Tagträumen, aussehen wie ein Erzengel des Herrn (was er ja auch ist). So geht Wohlfühlen!

Niemand muss an sich zweifeln, denn ALLES ist entschuldbar! Ein naives Verhalten ist nicht verklagbar (sagt die Weltgerechtigkeitspartei). Sie setzt auf die völlige Vernichtung derer, die das, nein, die grundsätzlich nicht glauben wollen. Das sei nur den Verantwortungsträgern zugestanden, die unser aller Geschicke in der Hand halten, um sie ins Feuer zu legen. Daß sie sich selbst verbrennen werden, glauben sie nicht – denn auch sie sind ihrem Glaubensbekenntnis, der ewigen Geldmacherei unterworfen, einer tiefreligiösen Einstellung, die fast alle Menschen auch noch für „gebildet“, für „ausgebildet“, oder für hochintelligent halten.

Die große Masse dienstbarer Kräfte soll nichts besitzen – für sie sei der Kommunismus Maß und Ziel: Arbeiter aller Länder vereinigt euch … in jeder Hinsicht. Die Regierenden tragen ein fruchtbares Lächeln auf dem Gesicht, das maliziöse Lächeln des „Ichhabeverstanden“. Jeder bekommt, was er verdient und die Gesamtheit der Menschen, die real niemals wirklich existieren kann, meint dies sei „von Gottes Gnaden“. Das Gottesgnadentum des Glücks verbreitet seine schwarzen Schwingen über einer furchtbaren Erde, deren Kinder sich am liebsten, aus lauter gefühlloser Herumtrampelei, selbst abschaffen … diese Affen!

Auf der Oberfläche des Alltags sieht das dann so aus: Ausbeutbare Arbeitsroboter, die sich, ohne Ansehen der Person, untereinander, nahezu unkontrolliert vermehren, stehen einer lenkenden Klasse gegenüber, der sogar das Denken erlaubt ist … solange es nicht darauf abzielt, armen Opfern der Politik Menschenwürde und vor allem Schutz gegen eine Rückprimitivisierung angedeihen zu lassen. Ansonsten dürfen Philosophien Ergebnisse erzielen, die einem technisierten Fortschritt dienen sollen, der „dem Menschen“ die Eroberung des Weltraums erlaubt … irgendwie und sowieso.

Hinter dieser Fassade allerdings erblickt man schwitzende Kreaturen, die, unter dem Einfluss der Gifte, in Zuckungen auf dem Boden liegen und hysterisch um sich schlagen. Die Opfer dabei sind fest einkalkulierter Bestandteil eines malignen Kapitalismus, der Menschenleben zugunsten einer nur in der Illusion vorhandenen Staatsraison ignoriert. Damit glücklich zu werden, erfordert eine ganz besondere Begabung, eine Fähigkeit, die Logik immer nur dort zu erkennen, wo ihre Kreise vorgezogen sind. Auf diese Weise wird das schöne Gefühl von einträchtiger Gemeinschaft erzielt, auf das kein Mensch verzichten möchte. Das Opium aber ist an jeder Straßenecke zu haben!

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