Es finden Wanderungen statt. Zum Ballspiel die Wanderung der Birke von Spanien nach Sibirien, die Wanderungen der Wanderraten, oder das Wandern ist des Müllers Wucht. Aber eben auch Seelenwanderungen. Da wandern seelenvolle Seelen ins gelobte Fantasyland, um dort eventuell einen Radiosender zu gründen. Auch das Licht wandert – in Milliarden Jahren durch das gesamte Universum, damit es sich, durch die Ausdehnung des Raumes, schließlich verflüssigen kann zu einer dunklen Energie, die natürlich auch wandert … und zwar von A nach B, von Alpha nach Omega, oder von X nach Y. Alles ist möglich!
Doch auch seelenlose Seelen wandern – sie suchen Gott? Sie rennen, sie überfluten den luftleeren Raum, sie füllen den Äther, die betäuben sich gegenseitig mit seelenlosen Gesängen, sie machen sich und anderen weis, daß sie seelenvoll seien, sie palavern dummes Zeug daher, kurz: Sie sind eigentlich auf gar keiner Wanderung … sie wollen nur irgendetwas fressen. Denn überall riecht es nach Überzahl. Die Überzahl ist nahezu überall und deshalb gerät sie in drangvolle Bewegungen, die alle auf etwas ganz Bestimmtes hindeuten – auf langsam mahlende Mühlen, die aber mahlen. Was für ein (Un)Glück?!
In den alten Schlössern fürchten sich die Gespenster vor den geistigen Sauriern so sehr, daß sie schon daran denken sich einen körperlosen Meteor zu wünschen, der virtuell und doch real alle Seelenlosen Seelenwanderungen beendet und dafür die Milchstraße der Säugetiere wieder neu aufleuchten lässt, damit die Schlafzimmer-Leselämpchen, auf den Nachtkästchen, zu flackern aufhören und die Lebenden keine geschwärzten Brillen mehr brauchen, um die Informationen entziffern zu können, die da gewillt sind aus den Regionen der Geistern herüber zu wehen, bis in die schönen Träume hinein.
„Lasset die Wandererlein zu mir kommen“, tönen die Stimmen der Entrückten, aus den Häusern der Schlafwandler, „wir bereiten ihnen das Himmelreich!“ Und die Birken setzen sich Bewegung: Séancen finden statt – weltweit. Gespenster werden befragt und sie antworten so gut sie nur können: „Nicht alles ,was sich aufmacht, einen Abwärtstrend zu erzeugen, ist auch ein Wanderer!“ Aber die Schlafwandler sind schon angekommen: Sie tanzen, zusammen mit den Verrückten, einen allerletzten Wälzer, bevor sie sich von den Dächern stürzen wie Lemminge ins Meer, die das in Wahrheit eben nicht tun.
Aber was ist schon „Wahrheit“? Wer kennt die Wahrheit? Die seelenlosen Seelen, auf der Wanderschaft der Unseligen, sind nahe dran. Denn sie sorgen für die Ausdehnung des Raumes, bis alles vor ungeheurer Größe schwarz wird wie die Nacht, wie der Abstand zwischen den Galaxien, die sich nicht nur virtuell voneinander entfernen, sondern auch qualitativ: In der einen knallen die Planeten gegeneinander und in der anderen freuen sich die Lebenden und die Toten auf die Auferstehung des Geistes, in einer Ewigkeit, die es sich zu durchwandern lohnt … Unter den Gespenstern hat sich das schon herumgesprochen.
Nicht aber unter den Birken, oder den Ratten, oder denjenigen, die keine Müller sind, aber Mehl brauchen, um die ganze Welt zu bestäuben. Dadurch kommen auch die Mehlwürmer zu ihrem Recht. Auch sie besitzen unsterbliche Seelen – kommt halt nur darauf an welche. Den Gespenstern ist das egal? Nein, den Gespenstern ist das egal! Sie treiben sich in den dunklen Ecken herum, sie sitzen wie Schlafwandler auf den Dächern und sie dringen in unsere Träume ein. Sie bewegen Tischchen, sie rücken die Karten zurecht, aber sie machen nur den aufmerksam, der Aufmerksamkeit ausgeübt hat! Was für keine Misere?!
Kommentare
Schlechte Karten hat der Geist:
Dreist verdrängt man ihn zumeist ...
LG Axel
das ist wohl wahr!
LG Alf