Wem können wir eigentlich noch vertrauen? Und – wer ist wir? Also erst mal, wir, das sind die Leute, die jemandem vertrauen wollen, jemandem, der uns vertritt, hilft, von mir aus regiert, weil wir selber grad keine Zeit dazu haben. Und die Vertrauensaspiranten … sind, das sind die salbungsvollen Visagen mit dem leicht behinderten Gesichtsausdruck, die irgendeinen „Geist“ empfangen haben … die in den Diensten eines Idols stehen? Na, dann kann uns ja nichts Böses mehr geschehen, dann können wir gleich einpacken!
Da wenden wir uns doch lieber den sorgenvoll, aber freundlich lächelnden Gesichtern von den Wahlplakaten zu. Bei denen sind wir gut aufgehoben. Da wissen wir wenigstens, was uns erwartet … also wie viel Schläge pro Arbeitssklave und Tag. Wir zahlen unseren Tribut, geben den Verantwortungslosen was den Verantwortungslosen gebührt und haben dann bis zur nächsten Wahl wieder unseren Scheinfrieden … außer sie verkaufen uns an einen neuen Herrn, bei dem wir dann noch weniger zu sagen haben.
Vertrauen wir vielleicht am besten einfach dem Zufall? Der Zufall ist ein geselliger Kumpan – er bringt uns mit immer neuen Leuten zusammen, er verteilt die Chancen genauso ungerecht wie der „liebe Gott“ im Himmel, oder auf Erden, oder im Universum, oder über den Wolken, egal, dort wo seine Freiheit überall besonders grenzenlos ist. Mit uns kann man ja leider machen was man will. Und das hat 2 Gründe … 1. die Dummheit und 2. die Dummheit – unsere und die derer, die uns unterjocht haben.
Die sind zwar auch blöd, aber nur langfristig gesehen. Langfristig, weil sie für den Augenblick ihr Schäflein ins Trockene bringen, bevor sie das Schicksal, in Form ihrer Fehlentscheidungen dann selbst, oder ihre Kinder, ereilt. Wir jedoch sind noch viel blöder: Wir lassen uns sofort reinreiten und haben weder jetzt gleich noch später irgendwann einmal was davon … von unseren Kindern ganz zu schweigen. Von denen haben wir zwar die Erde geliehen, aber der Zustand, in dem wir sie zurückgeben, dürfte sie wohl kaum begeistern ...
Also vertrauen wir am besten dem Nächstbesten. Das steht, glaube ich, ja auch schon irgendwo – wo, hab ich vergessen. Es steht jedenfalls irgendwo geschrieben „Liebe deinen Nächstbesten wie dich selbst!“. Und da gibt es unendlich viele. Sekündlich werden sie mehr und mehr und mehr – und bald werden es so viele sein, daß man vertrauen kann wem man will, es schlägt nicht mehr zu Buche wo es geschrieben steht, und es fällt auch nicht mehr ins Gewicht, welches ein überdimensionales Schwergewicht geworden ist.
Wir müssen demnach Vertrauen in sämtliche Übertreibungen auf der Welt haben, die je irgendwer erfunden, initiiert, oder ausgestreut hat, wie den Samen von Löwenzahn. Und wir sollten das „Spezialisierung“ nennen! Ihr werden wir es zu verdanken haben, daß niemand mehr krank genug wird, um auszusterben und, daß niemand mehr gesund genug sein wird, um etwas richtig beurteilen zu können. Die Salbungsvollen werden noch gesalbter dreinblicken und die Sorgenvollen noch freundlicher lächeln …
Und wir werden uns noch hingebungsvoller opfern, denn wir sind ja auf alles vorbereitet. Gedopt für alle Anforderungen, laufen wir schneller, arbeiten mehr, wählen noch braver und geben uns noch hirnloser den Zufällen hin, die gar keine sind … weil unsere Verführer nämlich ebenfalls gedopt sind, nicht nur wir. Sie predigen überzeugender, sie setzen noch schönere Propagandamittel ein, sie wissen noch besser wie man uns übers Ohr hauen kann als alle ihre Kollegen vorher. Wenn dassss keine Aussichten sind!