Neuerdings werden Volksfeste vom Amt für Gemeinwirtschaft gesponsert, die man so noch nicht kennt – sie sind makabrer als alle vorher, witziger als alle nachher und freizügiger als alles, was man sich bisher nicht vorstellen konnte! Der Eintritt beträgt 6,66 €!
Schöne Frauen haben freien Eintritt – für ihre körperliche Unversehrtheit kann allerdings keine Gewähr übernommen werden, Dafür bekommen über 50jährige einen kostenlosen Bungee-Sprung von der Brücke … selbstverständlich ohne Seil! Das erhöht die Spannung.
Gleich hinter dem Eingangstor werden strenge Kontrollen durchgeführt, da die Gefahr besteht, es könnte ein völlig harmloser Mensch teilnehmen wollen … dessen Teilnahme ist untersagt! Man muss schon eine konkrete Absicht mitbringen …
Am ersten Kiosk gibt es Würstchen, am zweiten Tee, am dritten Wasserpfeifen, am vierten Pfeifenköpfe, am fünften Messer und am sechsten Dynamitstangen, die jedoch nur mit dem Versprechen der baldigen Verwendung ausgegeben werden.
Überall muss man sich durch Scharen von Betenden drängeln, die mehrheitlich, auf allen Plätzen und in allen Straßen und Gassen zu finden sind. Gelegentlich trifft man auf Propagandastände der Parteien, wo es Freifahrtscheine für Großfamilien gibt …
Damit kann man die Geisterbahn besuchen – das bedeutet, man zuckelt abwechselnd durch Beinhäuser aus dem frühen Spätmittelalter und durch Kreißsäle in der Neuzeit und von morgen. In den Kreißsälen liegen die Babys in großen Theken aufgereiht und man kann sogar eines mitnehmen, aber nur, wenn man nicht harmlos ist.
Beim „Hau den Lukas“ gilt es, anstatt auf Eisenpflöcke, auf Gummiköpfe einzudreschen, obwohl man nicht weiß, ob mal ein echter mit dabei ist. Auch hierfür werden keine Garantien übernommen! Dann warten die Karusselle!
Zu empfehlen sind die Neunerbahn, das Riesenrad, auf dem besonders große Volksfestgäste gerädert werden können – und gleich bei den roten Laternen findet das Wurstschnappen der 3. Art statt. Dort müssen sich allerdings die agierenden Frauen als Unterirdische verkleiden …
Gegen 10 Uhr abends gibt es das spektakuläre Feuerwerk! Alle, die eine Dynamitstange mitgenommen haben, müssen sie jetzt zünden! Auf einer Tribüne stehen – zur Voransicht – die jüngsten Mädchen bereit, die man finden konnte. Sie applaudieren den Feuerwerkern euphorisch!
Am nächsten Morgen kommt dann die Müllabfuhrmannschaft, bestehend aus Wiederverwertungsspezialisten und Sargträgern. Die Klageweiber werden vom Amt der Gemeinwirtschaft leider nicht mehr finanziert … sie müssen entweder von den gerne Betroffenen im Voraus entlohnt werden, oder es findet sich einer, der sie für nötig hält.
Danach trifft der Vermessungsdienst ein, der neue Festplätze ausfindig machen soll – welche, von denen man sicher weiß, daß zum Zeitpunkt der Eröffnung besonders viel Volk eintreffen wird. Immerhin muss ja auch auf die Rentabilität solcher Events geachtet werden.
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Aus dem Bauch, woher sonst?
Gesponnen aus den seidnen Fäden
„Panikmache“ oder auch „Beruhigung“,
sind die absolut dichten Fensterläden
des Hauses auf dem Feldherrnhügel.
Beides spricht man wie „Begnadigung“,
doch die hängt nicht am Kleiderbügel.
Sie ist nicht dort im Schrank zu finden,
sie sitzt auf dem Elektrischen Stuhl!
Man wartet heiß auf ihr Verwinden!
Sie turnt auch an der Wäscheleine –
doch das bestimmt der Sündenpfuhl!
Wer kümmert sich um die Gebeine?
Wer ist in seinen Wert geschlossen?
Wer kann, der kann nie wenn er, was?
Es lebt und das ist auch beschlossen:
der Wirt, der Gast, der Räuber auch!
Die Wirklichkeit ist meistens krass –
Es sei denn, sie kommt aus dem Bauch!