„Um Gottes Villen“, kreischte der Pavian und der Gorilla kratzte sich am Po. „Das kann ja heiter werden, hier auf Erden“, säuselte die Zoodirektorin und meinte dies tatsächlich auch noch ehrlich, ohne zu wissen, daß sie damit vor allem tätlich geworden war.
„Derlei Übergriffe können wir uns eigentlich gar nicht leisten, wenn der Zoo überleben soll", meinte einer, der sich für den lieben Affengott hielt, aber er wurde geflissentlich überbrüllt, denn die Brüllaffen hatten das Flüstern aufgegeben, damit keiner mehr was verstehen konnte.
Überall herrschte das Chaos … was allerdings für die Affenbande gar nicht erkennbar war. Ihre Clanmitglieder lebten alle, auf Samt, Sonders und in Seide, im Himmel. Das wurde ihnen von der Pflegeabteilung zugesichert … aber in den Schulen hörte man nur noch „gik-gock" oder „kriiesch!“
„Heute schreiben wir einen Aufsatz“, ließ der Salonlöwe aus dem Zoo-Restaurant verlauten. Die Gier-Affen reckten schon ihre Hälse, als die Makaken-Schwestern hereingetragen wurden, die kürzlich unter die Räder eines Versorgungs-Lasters gekommen waren … er hatte Rüben geladen.
Große, dicke Mohrrüben, die ursprünglich im Treibsand von Platzland gepflanzt und kurz darauf in den Zoo importiert worden waren, wo sie zu großen Halden aufgeschüttet wurden, um der Gegend einen Horizont zu verleihen. „Können wir sie nicht zurückgeben“, meinten manche Besucher besorgt.
Aufsatzthema war für heute und für alle, die schreiben konnten (vornehmlich Zoopersonal) war: „Wie verhalten sich Affen im Zoo, wenn sie sich, dort wo sie herkommen, auch wie im Zoo verhalten?“ Die Fragestellung war natürlich ganz bewusst suggestiv gehalten, damit keiner Angst haben musste.
Die Affen selbst wussten selbstverständlich genau wie sie sich verhielten, schrieben aber brav „bananisch-manisch“ ins Schulheft, während das Personal Folgendes zu schreiben hatte: „Affen verhalten sich wie Menschen – sie funktionieren, wie man es ihnen beibringt“!
Sicher, man hatte auch schon welche im Zirkus gesehen, wo sie von kleinen, tas- oder sontswie manischen Teufelchen geritten wurden, oder absichtlich Bonbons an liebe Kinderchen verteilten, damit diese zu weinen aufhörten, bei ihrem Anblick. Sie spielten auch im Fernsehen mit …vornehmlich in Soaps wie „Hochzeit und Konsorten“.
Aber das beunruhigte niemanden. Direktübertragungen aus dem Ruwenzori wurden von der Zooleitung nicht geduldet. „Da entsteht nur ein falsches Bild von den Gorillas“, verkündete die Direktorin, „denn Altweltaffen und Neuweltaffen sind völlig identisch, außer, daß sie zufällig geboren sind."
Aber gerade darauf legte man in der Direktion ungeheuren Wert: Daß möglichst viele Affen im Zoo und logischerweise auch in den Herkunftsgebieten geboren werden, damit sie sich gegenseitig ergänzen und einmal die Direktion übernehmen können. Die Papier-Tiger kümmerten sich nicht darum.
Schließlich legten die dummen Strauße weiterhin goldene Eier, die Schleichkatzen schmusten mit allerlei Neugierigen herum, die büffelnden Büffel lernten fleißig ihre Parolen für die Universität der wirbellosen Schalentiere und bekamen ein Stipendium für die Baumschule – und der Lachende Hans amüsierte sich köstlich.
Was die Eselspinguine dazu verlauten ließen, musste leider geheimst bleiben, denn ihre Sprache zu erlernen war den Wahlfischen strengstens verboten – außerdem hätten die im Zoo ja auch gar keinen Platz mehr gehabt. Man durfte sie nicht einmal auf Plakaten herzeigen …
Sonntag war dann wieder einmal Walltag! Die Fahrer strömten von allen Seiten herbei, nur wer nicht von links, oben, hinten, oder seitwärts – wo‘s nicht gilt – kam, wurde ausgegrenzt. Die Einpeitscher taten ihr Übriges, sie wedelten fleißig mit den Händen in der Luft herum …
„Gegrüßet sei’s drum, wir beten dich groß herauf und glauben an nichts Echtes, was aber nichts mit den Affen zu tun hat“, wiederholte die Menge in einem hypnotischen Singsang, der nur die Schimpansen kaltließ. Sie beschäftigten sich mit dem, womit sie sich immer beschäftigt hatten – mit ihrem Kleinhirn!