Was ist Dichtung, was ist Philosophie?

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Zunächst gewinnt man, angesichts des Dargebotenen, leicht den Eindruck, beides bedeutet entweder nicht, oder nur in geringem Maße aufzufallen. Es steht ja Verschiedenes zur Auswahl, dessen man sich, als Dichter, als Philosoph, bedienen darf. „Darf“ ist dabei anscheinend ganz wichtig! Die schönen Blümchen, die vielen Sternlein, die sanften Hügel und der ruhige Fluss, ist das nicht schön?! Da hat ein Dichter doch schon alles was er braucht. Was will er mehr? Will er „die Welt verbessern“? Da lachen ja die Hühner – vor allem die dummen ...

Und der „Philosoph“? Was macht der Philosoph? Der erlernt zunächst einmal brav, was Denker vor ihm gedacht haben. Dann weiß er Bescheid? Nein, dann fragt er herum, dann diskutiert er mit anderen Philosophen, dann beachtet er Regeln? Eine ganz wichtige Regel ist, nichts Bestimmtes auszusagen! Er muss lernen, alles zu ZERreden und dabei möglichst klug auszusehen. Mit ungeheurer Wortgewandtheit stellt er infrage, wägt er sorgfältig ab ... und wozu? Nur, um am Ende nichts gesagt zu haben. Er pfuscht den Demagogen ins Handwerk!

Aber sowohl der Dichter wie auch der Philosoph ist sanft! Freundlich schippert er um alle Tiefen und Untiefen des Lebens herum und passt auf, daß er nichts von sich gibt, mit dem man konkret etwas anfangen kann. Das wäre gefährlich! Denn die Zeiten haben sich dramatisch geändert – die Mächtigen nehmen auf alles Einfluss. Niemand kann sich mehr vor ihnen verbergen – auch nicht hinter durchaus logischen Überlegungen. Sagten die Denker früher noch „und sie bewegt sich doch“, oder „die Erde ist eine Kugel“, womöglich sogar „ich suche Menschen“, dann müssen sie sich heute mit Behauptungen begnügen, die sich damit befassen, daß es kein für alle gültiges Recht gibt.

Denn alles ist verschieden interpretierbar – und wenn es auf der Erde nur irgendwo, im hintersten Gedankenwinkel von Schweinshausen, eine Communtiy gibt, deren Auffassung ihr vorschreibt, Menschen sind nur dann Menschen, wenn sie vorher lilablassblau angemalt wurden, dann muss das unbedingt respektiert werden! Dann ist auch das richtig, denn davon kommt ja der Begriff Recht, sollte man meinen. Wenn sich dort aber einer ausnahmsweise nicht lilablassblau anstreichen möchte, sondern ganz einfach unbesudelt auf der Straße spazieren gehen, und er dann deshalb hingerichtet wird, dann ist das ebenfalls Recht, sprich „richtig“!

Das ist eben Philosophie! Und Dichtung wäre es demnach zu beschreiben, wie schön doch der blumengesäumte Spazierweg des Todeskandidaten ist, dort am Fluss entlang, vor den wunderbar sanften Hügeln seiner geliebten Heimat, die eigentlich gar keine ist, weil man die im Herzen zu tragen hat, und den leuchtenden Sternen bei Nacht, die ihn begleiten ... bis zu dem Zeitpunkt, an dem er verhaftet und ermordet werden wird. Aber das ist dann weder Sache der Philosophie noch der Dichtung. Das ist Sache des geltenden Rechts! Und das „geltende Recht“ geht niemanden was an – schon gar keine Dichter und Denker! Die müssen tun, was die Mehrheit tut: Schweigen! Nur selbstverständlich viiel beschaulicher und intelligenter.

Wer nun aber kein Dichter ist und auch kein anerkannter Denker, sondern anerkannter Staatsmann/Staatsfrau, der/die lacht sich ins Fäustchen, denn er/sie kann machen, was er/sie will! So sehr er/sie auch die Menschen ins Bockshorn jagt, so sehr er/sie auch alles, aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen ruiniert, so leichtfertig kann er/sie auch mit allen, zur Verfügung stehenden Mitteln, umgehen. Solche seltsamen Zeitgenossen, die man vielleicht schon nicht mehr als „Menschen“ bezeichnen möchte, weil sie nichts haben und nichts können, als einen schlechten Einfluss ausüben, bestimmen, was aus uns wird!

Und warum? Weil die Dichter, die Denker, die Reformatoren, die Planer, die Philosophen eben, ausgestorben sind! Alle, die das noch nicht sind, sehen sich vor, müssen sich vorsehen! Denn sobald die Philosophie oder die Dichtkunst irgendwo aufflackert, wird ihr Schein im Keim erstickt! Dann heißt es: „Nehmt euch vor denjenigen in Acht, die etwas publizieren, die von etwas sprechen, das gefährlich nahe an einen Zustand herankommt, von dem aus man die – gar nicht sanften – Hügel der Wahrheit sieht, an – überschäumenden – Flüssen entlanggeht, wo man erkennt, daß die Blumen verwelkt und die Frauen vertrocknet sind. Und dann helfen auch keinen funkelnden Sternlein mehr!! Bravo Menschheit!

Interne Verweise

Kommentare

21. Mär 2017

Trennen lässt sich Leben nie -
Von Philosophie und Poesie ...

LG Axel

22. Mär 2017

Das wollen wir für uns erhoffen!

LG Alf