Welche Erlebnisse absolviert werden wollen

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Müssen wir denn wirklich alle Erlebnisse absolvieren? Wenn das Licht des Lebens durch den Körper fährt – den nach „oben“ gerichteten Zeitpfeil entlang –, dann er-fahren wir so einiges. Natürlich würden wir uns vieles davon am liebsten ersparen, einige von uns vielleicht sogar alles, aber das geht ja leider nicht. Warum wären wir sonst hier erschienen, wenn wir uns selbst etwas vorenthalten könnten? Aus einer gewissen Verlegenheit?

Haben wir das womöglich auch schon nicht selbst entschieden?? Die Stränge der Zeit sind so vielgestaltig wie die genetischen Ketten der Völker, die sie mit sich herumschleppen und immer neue Glieder erzeugen … bis sie fortgeschwemmt werden, von den Tsunamis eines unbarmherzigen Schicksals. Jeder ist dem anderen wie ein Klotz am Bein, aber Leben zu erzeugen ist andererseits doch auch sehr erfreulich! Die schönen Augenblicke zählen!

Vordergründig betrachtet, stehen wir vor einer Vielzahl imaginärer Möglichkeiten, deren Wahrscheinlichkeit für speziell jeden einzelnen von uns in Frage zu kommen mikroskopisch winzig ist. Natürlich fallen uns tausende Varianten ein, wie wir eventuell das Glück erreichen könnten, bevor wir dann in Sarajewo, Jekaterinburg, in einem Gulag, auf dem Scheiterhaufen, in einer Revolution landen, ohne uns je dafür entschieden zu haben.

Kein Glaube, keine persönliche Entscheidung, keine sogenannte gesetzliche Bestimmung und kein guter Wille können uns jemals davor bewahren, als Vollstrecker oder Opfer einer Entwicklung eingesetzt zu werden, von der Kinder annehmen, sie beinhalte „Sinn und Zweck“ für den Zeitabschnitt, in dem wir vorzukommen haben. Was geschieht, geschieht und, seien wir einmal ehrlich … wer macht schon wirklich etwas dagegen?! Der „mündige“ Bürger?!

Da empfiehlt sich ein einfacher Geist, als Allheilmittel, den Anfechtungen eines Universums gegenüber, dem man gerne nachsagt, viele Parallelen zu haben, damit uns die Ausreden nicht ausgehen und Raum dem Guten zugestanden werden kann, das wir in der Realität so oft vermissen müssen. „Im Himmel wird’s einmal besser sein“, oder „in einem der unzähligen Paralleluniversen haben wir bessere Chancen“. Wir müssen uns nur überlebt haben …

Befragen wir doch zwischendurch immer mal wieder die Toten! Das ist gar nicht so schwer wie es sich anhört. Man kann, wenn man keinen direkten Draht hat, ein Geschichtsbuch aufschlagen und sich einreden, daß die Menschen in der Vergangenheit glücklich waren. Man kann auch zu fabulieren anfangen und großspurig von sich geben: „Es ist kontinuierlich besser geworden!“. In beiden Fällen hat man Recht, wie immer, denn eine gute Erklärung ist bereits ein richtiger Fortschritt – einer aus der Angst, weg von der Panik.

Man darf nur nicht denken, es könnte sich wirklich einmal eine Entwicklung abzeichnen, eine Zeit, in der keine Vollpfosten vorkommen, die etwas gegen Frieden und Wohlstand in geregelten Verhältnissen haben. Die gibt’s nämlich zuhauf! Wenn wir die Augen aufmachen – Kuckuck –, dann sehen wir sie auch schon deutlich vor uns; sie regieren so „gewissenhaft“ wie möglich, damit die Natur nicht aus dem Takt kommt und der Tod zuschlagen kann.

Der und seine vielen Verbündeten und Freunde, wie Hunger und Not, Neid und Mühsal, Ekel und Schande, sind nämlich anscheinend ungeheuer wichtig für eine funktionierende Evolution … ohne die es bekanntlich keinen Fortschritt gibt. Wer noch nie darüber nachgedacht hat, der wird auch nicht verstehen, warum das Begreifen fundamentaler Wahrheiten (abseits des Glaubens) so ungeheuer wichtig fürs Überleben ist!

Nehmen wir uns zusammen, dann geht uns plötzlich ein Licht auf – wie leicht man uns an überzeugte Mörder verkaufen kann … denen das eigene Überleben und die eigene Dominanz wichtiger sind als die Menschenrechte. Die Menschenrechte sind ein hohes Gut – aber man sollte sie nicht zu Billigpreisen auf den Bazaren der Barbaren verhökern. Sie werden sie höchstens als Comic Phänomene zur kurzweiligen Unterhaltung verwenden.

Nehmen wir halt mal einen anderen Weg als den der Vernichtung von Glück und Lebensjahren, damit es sinnvoll weitergehen kann. Man kann sich auch den Ausgang einer Misere bildhaft vor Augen führen (vorstellen) und daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen! Muss man denn immer gleich vor die Hunde gehen, bevor man einsieht, wie grauenhaft ein Krieg ist, wie wertlos eine Mörderbande, oder wie feige eine Idiotenlobby?!

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webs.
Prosa in Kategorie: