Floh im Ohr

Bild von Monika Jarju
Bibliothek

Behutsam zieht der Bibliothekar die kleine Schachtel aus dem Etui und setzt sie auf den Tisch. „Eine echte Attraktion“, sagt er feierlich. So etwas habe ich noch nie gesehen – und gehört. Eine Flohschachtel mit afrikanischer Musik! „Öffnen Sie!“, fordert er mich auf. Vorsichtig hebe ich den Deckel an. Ein silberner Chip kommt zum Vorschein. Und was ist das? „Die Flöhe dürfen nicht aus der Hand fallen“, sagt er lauschend, „sie sind unberechenbar“. Sonderbare Geräusche sind das, ein Rhythmus, der hin und her schwingt. Ein Floh surrt an mir vorbei, das klingt ziemlich schrill. Er prallt auf den Boden. Ich hebe ihn auf, stecke ihn zurück. Hinter mir knackt es. Witzig finde ich das nicht. „Setzt man Flöhe auf den Chip“, erklärt er, „spielen sie die Musik ab.“ Er führt es vor. Musikflöhe purzeln auf den Teppich, kleben an meinen Sachen. Ein scharfer Ton, der erste Track? Ich zerre an den Flöhen, verflixt, meine Hose reißt. Dann ist es vorbei, dieser ganze infantile Flohfirlefanz! Am Ende schiebe ich ihm das Ding wieder hin. Ich will damit nichts zu tun haben.

Veröffentlicht / Quelle: 
Anthologie (un)zeitgemäß. anderswo ist schon da. 2020. ISBN: 9783752950038

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Kommentare

23. Mär 2020

Flöhe sind ganz Frau Krauses Ding!
(Und auch bei Kröten bleibt sie King ...)

LG Axel

24. Mär 2020

Oh... spannend! Bist du Dir schon auf die Schliche gekommen?
Liebe Grüße von Britta

24. Mär 2020

Für Krause heb ich ne Schachtel auf
und schleiche grüßend von dannen, Ihr Zwei!

Monika

24. Mär 2020

Floh im Ohr, besser als 'ne Schraube locker:
Dein kleiner Text haute mich fast vom Hocker …

Helle Grüße in die Nacht
Soléa