Spielzeugland

Bild von Alf Glocker
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Um mich, das hübsche Treiben, ist oft ein bisschen „unecht“. Mir scheint es dann, als würde ich von einem Turm aus ins Land blicken – mit einer Lupe (einem Fernrohr) natürlich. Dann sieht die Stadt wie Spielzeug aus. Aber nicht nur die Stadt…

Mit meinen überkandidelten Sensoren bin ich mitten im Treiben. Da lebt doch was! Die Kinder in der Hutschachtel Gottes sind emsig auf den Beinen, doch alle haben etwas Künstliches an sich. Auch sie wirken wie Spielzeuge.

Das Spielzeug im Spielzeugland spielt seine Spiele aber nicht spielend! Offensichtlich quält es sich. Es hastet sich nach, strebt als Spielzeug nach Spielzeugen, die es anscheinend unbedingt braucht. Das verleiht dem Spielzeug den Anschein, daß es beseelt wäre.

Nachweisen lässt sich das aber nicht – und eindeutig schon gar nicht. Vor mir spielt sich ein Indizienfall ab. Wer der Täter ist, ist jedoch schwer ermittelbar, denn das Spielzeug selbst spiegelt mir eine eigene Meinung vor, die es auf persönliche Überzeugungen zurückführt.

Dann wuselt es wieder seiner Spielzeug-Wege, die mich erneut auf eine Fernsteuerung hinweisen. Deshalb fange ich an zu genießen: ein weibliches Etwas tritt in mein Gesichtsfeld und spricht wie mit einer synthetischen Stimme zu mir. Dabei bewegen sich seine Gesichtsmuskeln.

Ich bestaune den Vorgang, täusche jedoch Anteilnahme vor, was die Situationsentwicklung betrifft – so, als wäre ich wirklich dabei. Und während weitere Spielzeuge, beinahe schon überzeugend, interagieren, falle ich in einen Zustand tiefster Betrachtung.

Sofort verändert sich das Bild. Es bleibt zwar in Bewegung, aber überall tauchen Schlieren auf, die auch Funkwellen sein könnten und ich bemerke, wie sich alles fassadenhaft verändert. Die hörbaren Gespräche werden zu einem Salat aus Frequenzen. In meinen Ohren rauscht es ganz deutlich.

Irritiert wende ich mich ab und lege mein Lupenfernrohr beiseite. Ich muss mehrmals tief Luft holen, bis ich mich wieder beruhigt habe. Nebenbei ist mir der Spielzeugcharakter meiner eigenen Existenz aufgefallen. Ich fürchte mich!

Was, wenn nun das Spiel insgesamt darauf abzielt, nur Spielzeuge aus Spielzeugen hervorzubringen, die durch Spielzeuge bedroht und vernichtet werden? Was ist, wenn das die Regeln im Spielzeugland sind und ich nicht einfach sagen kann, „ich spiel nicht mehr mit“ ?

Bin ich dann in einem Spiel gelandet, daß keines sein darf, weil es alles ist was wir haben? Muss ich dann „Wirklichkeit“ zu ihm sagen? Und – darf ich dann nicht mehr durch meine Lupe (Fernrohr) schauen, sondern muss teilnehmen, egal woran? Ich glaube, wenn es so wäre, dann würde ich ausflippen!

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Kommentare

24. Okt 2015

Den Spielverderber gut gegeben!
(Manchmal muss man das tun. Eben!)

LG Axel

30. Okt 2015

Stell' dich doch "kaputt", dann will gar keiner mehr mit dir "spielen" und das Problem ist beseitigt (für dich?) ...