Aus meiner Schulzeit

Bild von joma54
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In der Schule war ich im Deutschunterricht immer einer der Schlechtesten. Aber das war nicht so schlimm, weil die anderen auch nicht besser waren. Alle waren irgendwie einer der Schlechtesten .So ungefähr hat’s jedenfalls der Lehrer gesagt.
Das beruhigte mich, schließlich waren die Anderen ja viel zahlreicher als ich, und wenn die selbst dann nicht besser sind als ich, ja, dann kann ich auch nix machen.
Um ihnen doch noch eine Chance zu geben passte ich im Unterricht noch weniger auf als vorher. Als sie’s auch dann nicht schafften gab ich diesen Unterricht ganz auf
.
Der Religionsunterricht war eine Katastrophe.
Der Lehrer kam immer als Pfarrer verkleidet. Uns konnte man so leicht nix vormachen, den echten Pfarrer kannten wir ja aus der Kirche.
Er hatte immer ein Rohrstöckchen dabei. Wer den Unterricht störte bekam eins auf die Finger. Nicht so fest, dass es wirklich wehtat, aber die Geste zählte... Zwar wussten wir damals nicht was das ist, aber gestört hat‘s uns trotzdem. Und den Unterricht auch .
Als wir die 10 Gebote lernten, und zu dem kamen, das da lautet: „ Du sollst nicht töten “, war ich geschockt. Was töten ...Menschen? Um sicher zu gehen, meldete ich mich und fragte ob das auch für Tiere gelte.
Der Lehrer zögerte ein wenig, dann sagte er: „ Nein, für die Tiere gilt das nicht, nur für die Menschen“.
Das hatte ich befürchtet!
„ Du sollst keine Menschen töten“! Das wusste ich doch ganz von allein, das brauchte man mir doch nicht extra zu sagen!
Wie bescheuert muss man sein, um das nicht selbst zu wissen?
Von da an war der Religionsunterricht für mich gestorben, und der Lehrer sowieso.
Was sollte ich denn von dem lernen? Offensichtlich war ich ja schon viel schlauer als er. Wenn man dem das erst sagen muss....
Später warnte ich die Anderen :“ Passt auf , wenn der morgen aufhört an Gott zu glauben , was sehr wahrscheinlich ist, denn er hat’s ja mit uns zu tun , dann könnte er gefährlich werden , weil ihm Gott dann ja nicht mehr sagt was er tun soll und was nicht.......vielleicht macht er dann nur noch was er selbst will , und das könnte ja wer weiß was sein“ .
Von da an war der Religionsunterricht der Ruhigste von allen. Wir wurden alle wahre Meister im Vortäuschen von Aufmerksamkeit.....
Das half uns auch bei den anderen Fächern.....
So gesehen war der Religionsunterricht doch ein voller Erfolg.....

Der Erfolg des Religionsunterrichts war auch der Grund für meine Schwäche in Mathe. Das Vortäuschen von Aufmerksamkeit musste man auf die verschiedenen Fächer unterschiedlich stark verteilen. Mein Schwerpunkt war Mathe. Zwischen dem Lehrer und mir herrschte deswegen bald eine- ich sag‘ jetzt mal- angespannte Beziehung.
Deshalb versuchte ich rauszukriegen, ob er das mit dem nicht töten sollen schon selbst weiß, oder ob er Gott braucht, der es ihm sagt. Ich war mir nicht sicher dass er’s selbst weiß, also strengte ich mich an, ihn zu einem religiösen, gottgläubigen Menschen zu machen, der die 10 Gebote befolgt.
Ich war nah dran, denn jedes Mal wenn er mich aufrief um irgendeine Rechenaufgabe zu lösen sagte er nur: „ Ogottogott“!
Aber einmal sagte er noch dazu:“ Nein, es kann keinen Gott geben“!
Das war‘s, alles umsonst. Ich war verloren. Ich konnte nur noch hoffen, dass er schon von alleine weiß, dass man Menschen nicht töten soll, und da die Schüler mit einbezieht.