Das mit dem Denken ist so eine Sache – mal darf man und mal nicht. Wenn es zum Beispiel darum geht, wer wie viel verdient, dann darf man denken, beim „Warum“ ist es bereits fragwürdig zu denken und an ein „Wozu“ ist überhaupt nicht zu denken. Das darf man ganz sicher nicht! Es MUSS ja schließlich verdient werden ...
Haben wir das verdient, daß verdient werden muss? Darüber streiten sich die Geister ohne Geschmack, wobei die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind. Wir könnten ja dann auch hergehen und sagen, wir hätten kein Lebensrecht. Dabei sind die Zusammenhänge zwischen Logik und Lebensrecht in letzter Zeit nicht immer ganz leicht herzustellen. Aber so darf man ja nicht denken.
Wenn wir schon gerade beim Lebensrecht sind, dann können wir uns auch gleich mit den Babys befassen ... Es gibt grüne, blaue, gestreifte, gepunktete und ganz und gar durchsichtige – unsichtbare gibt es aber nicht und welche, die keinen Hunger haben, schon gar nicht. Und deshalb grölen sie eben auch sehr nervig.
Alle sind ausnahmslos liebenswert, putzig, zum Küssen, glupschäugig und sonst noch was. Dabei ist es sogar völlig egal, ob es beispielsweise von den gepunkteten oder den durchsichtigen entschieden zu viele gibt. Baby ist Baby und wir sind dafür verantwortlich! Wer wir? Die gepunkteten Eltern oder die gestreiften Anzüge, die glupschäugigen Ratten oder die Haie im Wasser, die kein Messer haben, sondern die Zähne im Gesicht tragen?
Oder könnte es sein, daß wir im „1 und 1-Zusammenzählen" nicht mehr so ganz auf der Höhe sind, und daß es tatsächlich so etwas wie zu viele Babys gibt, für die ausschließlich die gepunkteten oder die Haie mit dem Messer im Gesicht verantwortlich sind? Nein, das kann nicht sein! Warum? Na, weil man „so“ eben einfach nicht denken darf!
Denken wir also nicht lange darüber nach, warum man „so“ nicht denken darf, sondern fragen wir uns am besten doch gleich, ob man das überhaupt noch darf – Denken ... Ist mit diesem „So“ nicht schon längst ganz generell DAS Denken gemeint? Oder müssen wir halt nur bestimmte Maßstäbe anwenden, wenn wir ungestraft behaupten wollen, wir hätten „gedacht“?
„Das ist die Perversion des Denkens“ rufen manche entrüstet, wenn da einer versucht, Zusammenhänge zwischen realen Gegebenheiten herzustellen. Das „wirkliche“ Denken erfolgt immer genau dann, wenn absichtlich KEINE Zusammenhänge hergestellt werden, damit man nicht plötzlich in die Versuchung kommt Konsequenzen ziehen zu müssen ...
Denn in diesem Fall müsste man den Haien das Messer aus dem Gesicht nehmen (Zähne ziehen), den Verschleierern die Tarnkappen, den Lügnern die kurzen Beine und den quer gestreiften Verdienern das kleine Einmaleins – das sie sowieso immer nur zu ihrem Vorteil nutzen, der leider nur ein momentaner ist - , mit dem sie eigentlich nichts Gutes anzufangen wissen. Nein, das ist nicht geschmacklos, nur logisch, auch wenn man „so“ gar nicht denken darf!
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Was man nicht wissen sollte
Denkmal so und Denk mal nein –
so und so kann es nicht sein,
anders aber darf man nicht ...
Trägt man Messer im Gesicht?
Unbewaffnet ist das Schöne -
frei sind Töchter oder Söhne,
um zu denken: „Das ist gut!“
Aber dafür braucht man Mut!
Nur das Denken auszuloten –
was darf man, was ist verboten,
das ich lächerlich und blöd!
Auch wenn's so geschrieben steht!