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der Vulkanasche gefunden wurden, mit erklärendem Text dazu. Interessante Präsentation. Was uns jedoch am meisten begeisterte, war der phantastische 3-D-Film über den Vulkanausbruch im Jahre 79 n. Chr. und die folgende Zerstörung und Überdeckung von Pompeji innerhalb von drei Tagen. Man war mittendrin im dramatischen Geschehen.
Das reichte für heute, morgen sehen wir uns den Rest an, oder zumindest einen Teil davon. An der Information in der Einangshalle erfuhren wir, wo sich der nächste Supermarkt befindet. Er war nur 200 m entfernt. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine Menschenansammlung um einen Rasenplatz und weitere, die auf dem Weg dorthin waren. Auf dem Rasenplatz stand ein orangefarbener, riesiger Bagger. Gullan wurde neugierig, ich hatte eigentlich keine Lust mehr und war hungrig. Das Programmblatt versprach einen "Tanz eines Tänzers mit einem Bagger". Was soll das denn werden? Es wurde eine große Nummer! Wir erlebten eine kostenlose, anders- und zugleich großartige Vorstellung. Der Tänzer mit weißem Hemd, schwarzen Hosen und schwarzen Handschuhen bewegte sich artistisch im Takt der Opernmusik mit, an und auf dem Bagger, der seinerseits ständig in Bewegung war, mit allen seinen beweglichen Teilen. Eine choreographische und tänzerische Meisterleistung. Den Fahrer sah man nicht, die Scheiben der Fahrerkabine waren mit Spiegelfolie abgedeckt. Die Menge war begeistert und ich vergaß meinen Hunger. Zum Schluss verneigten sich sowohl Tänzer als auch Bagger. Beim Applaus zeigte sich dann auch der Baggerführer. Kein Zweifel: bei "Wetten, dass ..." hätte dieses Team den Sieg geholt.
Nach Abschluss dieser Vorstellung gingen wir mit schnellen Schritten in Richtung Supermarkt. Aber nicht nur wir, es schien, als wenn die Hälfte der vielen Zuschauer das Gleiche vorhatten. Der Laden wurde so voll, dass man sich kaum bewegen konnte. Wir kauften ein Pralinengeschenk für unsere Gastgeber. Die Delikatessenabteilung bot so appetitliche Take-away-Gerichte an, dass die Entscheidung schwer wurde. Wir nahmen panierte, frisch frittierte Fischstückchen und gebratene Kartoffelscheiben. Zum Trinken eine Coca Cola. Schnell rüber in den Park. Auf einer Bank aßen wir mit gutem Appetit. Um die Passanten brauchten wir uns nicht zu kümmern. Diese Art zu essen ist hier und in Australien vollkommen normal.
Es ist windig und kühler geworden und früher Abend. Zeit, die Heimkehr auf unseren Hügel anzutreten. Schneller Spaziergang entlang der Wakefield Street, über den Civic Centre, rechts in die Willis Street, links in den Lambton Quay vorbei an The Old Bank bis zur Station der Cable Car. Wir kennen uns aus in Wellington. Sind ja schon einen Tag hier. Einige Minuten Wartezeit, einige Minuten Fahrzeit den Berg hinauf, einige Minuten zu unserem Haus. Kurzes Gespräch mit unseren Gastgebern. Jennette freute sich über unser Geschenk und lächelte ein wenig: "Belgische Pralinen, meine Lieblingssorte". Jennette fragte, ob wir hungrig seien. Wahrheitsgemäß sagten wir, dass wir satt und müde sind. Wir gingen in unser Zimmer, es war viertel nach neun. Es war ein langer Tag, noch etwas lesen und dann ins Bett. Der morgige Tag wird genau so intensiv.
Montag 1. März
Heute beginnt in Australien und Neuseeland der Herbst. Wir haben so gut geschlafen wie selten. Als ich in Richtung Frühstückszimmer ging, sah ich Malcolm in der Küche. Er saß allein am Tisch und aß seinen Porridge. Das macht er immer bevor seine Frau zum Frühstück herunter kommt, sagte er. Nach dem Frühstück begleitete Malcolm uns ein Stück abwärts, Richtung Innenstadt. Er zeigte uns den besten Weg durch den Botanische Garten und ging dann mit uns hinunter bis kurz vor Beginn der Innenstadt. Wir sahen besondere Bäume und Statuen, über die uns Malcolm Informationen gab, die ich jetzt schon wieder vergessen habe. Etwas abseits an einem Hang standen schöne, alte Holzhäuser in allen möglichen Farben aus der Gründungszeit Mitte des 19. Jahrhunderts. Bald kamen wir an einen großen, schön angelegten Rosengarten. Wir setzten uns auf eine Bank auf einer Terrasse etwas oberhalb. Malcolm erzählte, dass er oft hier sitzt. Nach unten geht der Blick auf den Rosengarten und wenn man etwas nach oben schaut, sieht man den mit Bäumen umsäumten Hügel, auf dessen Kuppe das Haus unserer Gastgeber steht. In der Mitte der Rasenfläche steht ein markanter, kegelförmiger Baum, davor die Bank und weiter unten die Henry-Moore-Skulptur, die beide von ihm und Jennette gestiftet wurden. Wir merkten, dass Malcolm gern auf dieser Bank hier saß und die Ruhe sowie den Blick genoss. Er war wirklich ein liebenswerter Gefühlsmensch. Diese kurze Rast hier war ein kleines aber erinnerungswürdiges Ereignis.
Hier im Rosengarten trennten wir uns von Malcolm. Er ging den Pfad wieder hinauf und wir gingen weiter abwärts.
(Später in Nelson hatten wir Zugang zum Internet und wir fanden, dass Malcolm in einer Liste über Konsuln aufgeführt war. Er wurde auch in Cricket-Zusammenhang genannt, er machte 115 "runs". Wir rechneten aus, dass er an diesem Tag 80 Jahre und 21 Tage alt war. Er ist am 10. Februar 1930 geboren.)
Es ging durch einen alten Friedhof, via eine Fußgängerbrücke über eine Stadtautobahn, und dann sahen wir schon das markante, bienenstockähnliche Regierungsgebäude. Wir kamen nur wenige Minuten zu spät zur Führung um 10 Uhr, die nächste war um 11 Uhr. Also kurze Pause auf einer Bank und Wanderung durch die nähere Umgebung. Das Wetter war nicht so gut, windig und einzelne Regenschauer. Die ersten für uns in Neuseeland. Regenfeste Windjacken hatten wir mit aber keinen Schirm. Die Führung durch die Gebäude glich denen, die wir schon anderswo gemacht hatten. Zwei besondere Momente stachen hervor: Man erklärte uns eine Besonderheit der neuseeländischen Demokratie. Jeder Staatsbürger hat das Recht, hier in einem speziellen Saal Parlamentsmitgliedern seine Meinung zu sagen. Jede Art von verbaler Äußerung ist erlaubt, dem Vortragenden ist Immunität garantiert.
Das zweite war ein Vortrag darüber, wie das alte Parlamentsgebäude im Nachhinein erdbebensicher gemacht wurde. Wenn ich das richtig verstanden habe war das so: Die tragenden Pfeiler unter dem Gebäude (es sind sehr viele) wurden freigelegt, einer nach dem anderen abgestützt, ein Teil wurde herausgesägt und durch einen federnden Klotz ersetzt. Dadurch werden die Schwingungen bei einem Erdbeben aufgenommen und eine Zerstörung des Gebäudes verhindert. Diese nachträgliche Art der Erdbebensicherung von Gebäuden wurde in Neuseeland entwickelt und hat internationale Anerkennung gefunden. Neuseeland wird regelmäßig von Erdbeben heimgesucht.
Nach einer
© Willi Grigor, 2010 (Rev. 2017)
Gedichte und Prosa:
https://www.literatpro.de/willi-grigor