Neue (Theater-)Welten entdecken

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von Frank Tegenthoff

Sie wollen nicht erobert oder assimiliert werden. Der Erzähler ist kein Borg. Widerstand ist aber trotzdem zwecklos!
Mit ein paar Pinselstrichen lassen sich neue Welten schaffen.Auf einer Theaterbühne entstehen Figuren und sie spielen vor und mit uns. Auch wenn wir nur das Publikum sind.
Heute geht es um Einzelzimmer oder Kisten auf der Bühne.
Ein Schwein sitzt drinnen.Und anderswo - in einem anderen Zimmer surft es vor einem Spiegel downhill.
Aus einer weiteren Kiste hört man eine Frauenstimme,die Gedichte rezitiert:Ich bin allein. Schwitze. Sitze im eigenen Schweiß. Triefend. Ölig. Satt.
Ja! Gute Nachtgeschichten klingen besser. Im Hintergrund hört jeder im Publikum den monotonen Takt einer Schreibmaschine. Der Schreiberling -ich nenne ihn Anonymus - hämmert ununterbrochen, Buchstabe für Buchstabe,auf die Tastatur. Er ist dem Wahnsinn schon sehr nahe gekommen, weil er den Schlusspunkt nicht tippen kann! Daher möchte er etwas lustiges schreiben. Er denkt schon lange an ein Fantasien, wie das von Michael Ende.
Zuckerwattevolle Geschichten aus Süßigkeiten, die eine Schokoladenfabrik herstellen kann.
Für Anonymus klänge es nach einem Happy End - es klänge ihm vertraut und er könnte sein Fantasien sogar mit einem Ausrufezeichen beenden.
So verzichtet er auf düstere Sätze. Hörbar laut tippt Anoymus seine Worte:In Lakritze klebrig süß eingetaucht. Mit einem Schmunzeln im Bauch.
Aber in der hintersten Ecke seines Kopfkinos lauert Dunkelheit. Flink, ferngesteuert, fliegen die Buchstaben aufeinander zu: Wie tiefe Tränenbäche,tief beseelt ausbrechen...
Hier kann er nicht mehr weiter schreiben. Ist schon fast ein Matyrium. Er sieht sich auf Käpt'n Ahabs Walfänger. Dann quillt plötzlich ein Seifenschaumteppich nach oben ans Deck. Etwas scheint aus den Fugen, in seinem Kopfkino, zu geraten. Sein Einzelzimmer hat sich verändert. Es wirkt auf ihm fast animalisch mit einer wahnsinnigen Gier und Lust. Es ist das Biest und sein Peiniger. Mittlerweile fragt er sich: Was geschieht hier. Prallen zwei Welten aufeinander. Frei nach Franz Kafka's Verwandlung: Wache ich am Morgen als Mensch oder Käfer auf?
Nur der Vorhang wäre sein Ausweg. Der Vorhang müsste jetzt fallen. Und er fällt auch, wie dieser Schuss zum Ende seiner Odyssee.

Anonymus ist 2012, während eines Theaterprojektes, entstanden!

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