Die berühmten Rübsam-Flittykoss-Tonband-Protokolle 2020 - Page 3

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am Leib trägst… Woran hängt es denn dann noch?“ (Zum Schluss doch recht laut werdend, regelrecht entrüstet, was nimmt sich dieser ZR überhaupt heraus?)

ZR (trotzig): „Ich präsentiere ihn NICHT vor diesem Merkatz!“

KF (versucht jetzt mal eine völlig andere Taktik): „Ach, jetzt komm aber mal… Wenn Du schon so weit bist, dann kannst Du Dich doch auch vor Hr. Merkatz präsentieren. In diesem dreimal verschissenen Anzug!“

ZR (brüllt): „Aber er ist doch KOTFREI!“

KF (bestürzt, beeilt sich zu versichern): „Ja, natürlich, hatte ich vergessen. Aber giftgrün ist er schon noch, oder?“ (Ist leicht ins Trudeln gekommen)

ZR (zerknirscht): „Ja doch, bei giftgrün hatten wir es belassen… Gar keine Frage…“

KF: „Ja, dann… zum dreimal verfickten McNamara nochmal, Julie fucking Andrews, warum präsentierst Du ihn nicht vor Merkatz? Der letzte Schritt ist doch nun wirklich nicht der schlimmste aller dieser Schritte, oder??“

ZR: „Ach jaaaaa? Ich finde, gerade dieser letzte Schritt ist der Horror pur! Es ist genau jener LETZTE Schritt, der mir solch große Sorgen macht.“

KF: „Na, dann müssen wohl die diversen Beilchen, Äxtchen, Messerchen, Dölchlein, Stilette, Skalpelle, Hirschfänger und ….“ (wird jetzt sehr rasch unterbrochen)

ZR: (immanent lauthals einbrechend) „….nein-nein-nein, Augenblick mal… Lass mich nachdenken!“ (denkt nach)

KF: (lässt ZR nachdenken, eine Pause von gut 6 Minuten und 14 Sekunden entsteht)

ZR: (schließlich, zögerlich, nach 6 Min. 14 Sek.!) „Hhhhmmmmmmm…“

KF: (genervt) „Ist das Dein Ergebnis angestrengten Nachdenkens, ja?“

ZR: „Warte… Hmmm, weiß nich´… Ist schwierig… Weißt Du, eine solche Entscheidung darf nicht so einfach übers Knie gebrochen werden. Da gilt es lange und nachhaltig zu bedenken, was es da so alles an Pro und Contra gibt. Ich sollte mir eine Positiv/Negativ-Liste machen…“

KF: „Wirst du wohl schweigen stille, ZR? Bist Du noch bei Trost? Eine äh… was? Plus-Minus-Liste? Jetzt mach mal halblang, Mann… Du stehst vor der Entscheidung: Lasse ich mich mitsamt meiner Chefs von den 7 Schergen des allgewaltigen Bosses, Merkatz, abschlachten, oder zwänge ich mich in einen giftgrünen NHSA und präsentiere mich damit vor eben jenem Merkatz… Das gilt es zu über- oder bedenken, nichts anderes, Mann. Und ich denke, hier fällt die Entscheidung gar nicht einmal so schwer, richtig? Ist das richtig??“

ZR: „Wenn man´s genau bedenkt, das Für und Wider sauber abwägt, alles gegeneinander aufrechnet und nunmehr die Waagschale explizit betrachtet. Dann, ja dann…. Gegebenenfalls, eventuell, allenfalls, möglicherweise und potenziell…. Unter Umständen, vielleicht, anscheinend und mutmaßlich, ist es im Bereich des… äh Höchstwahrscheinlichen, dass ich ähm geneigt sein könnte, unter der… erm Prämisse, dass die Zugeständnisse mir gegenüber eingehalten werden, unverändert bleiben, und natürlich auch unter dem äh Gesichtspunkt, dass…“ (wird sehr herbe unterbrochen)

KF: (puterrotes Gesicht; auf dem Band nicht zu hören, aber sicherlich recht gut nachvollziehbar - gepresst) „Heute noch, Mann! Noch heute!“

ZR: „Tja… Da tendiere ich doch leicht, recht subtil gen Richtung….“

KF: „Jaaaaa? Jaaaaaaaaaa??“ (man hört das Stuhlrücken, quietschend, in die Richtung ZR – KF schiebt sich bis fast vor ZRs Kinn)

ZR: (entschlossen wirkend) „Nun, somit soll meine Entscheidung verkündet werden. Ich will vor Hr. Merkatz in einem kotfreien, viel zu engen, entsetzlich giftgrünen NHSA erscheinen, den ich mir selbst gekauft, und den ich unter Mühen, weil 2 Nummern zu klein, angezogen habe! Jawoll. So, das ist mein Angebot!“

KF: „Na, das ist doch ein Wort! Ich darf Merkatz berichten?“ (holt sein Handy heraus, beginnt eine Nummer einzutippen, hoch erfreut)

ZR: „Momentchen noch…“

KF: (stöhnt) „Was ist denn jetzt noch?“

ZR: „Du jedoch sollst nicht dabei sein! Bei dieser Demütigung! Nur Merkatz!“

KF: „Wie jetzt? Ich darf dieser illustren Präsentation nicht beiwohnen?“

ZR: „Nein!“ (rigoros)

KF: „Das empfinde ich als relativ schmachvoll. Merkatz soll das mal besser entscheiden. Immerhin bin ich seine rechte Hand.“

ZR: „Oh nein. Das wird jetzt und hier entschieden! Nur Merkatz und ich, in diesem… äh… Anzug! Also diesem nicht defäkiertem NHSA! Ich werde da stehen und unter leichten Atembeschwerden abwarten, dass es endet...“

KF: „Also gut… (ächzt deutlich hörbar) Das sind aber wirklich extrem harte Verhandlungen, ZR. Gut denn: Halten wir ihn fest, diesen unseren Deal - unverbrüchlich, unumstößlich, unumkehrbar – diese unsere ähm unsägliche Vereinbarung, hier und jetzt klar, deutlich, exakt formuliert…Du, ZR, wirst Dir demnach noch innerhalb dieser Woche einen giftgrünen, kotfreien Neopren-Herren- Surfanzug der Größe 56 kaufen, ihn solo, unter einigem Ach und Weh, anziehen, und Dich dann vor Herrn Merkatz, an einem noch näher zu bezeichnenden Ort, allein, für, sagen wir mal, genau zwölf Min., relativ still stehend, präsentieren! Geht das jetzt so in Ordnung? Haben wir einen Deal? Haben wir den jetzt endlich, ZR?? Ich frage Dich hiermit: Haben wir einen Deal, zum Teufel?“

ZR: „Haben wir… Deal!“ (Sie reichen sich die Hände, es ist abgemacht; KF telefoniert sofort mit Boss Merkatz und teilt jenem den Abschluss der langen Verhandlungen, sehr erfreut, mit. Man hört auf all diesen Bändern eine kurze, sehr intensive Besprechung. KF haspelt seinen Text herunter, ist im Wesentlichen darum bemüht, den Chef glauben zu machen, dass die Verhandlungen stets sehr „easy über die Bühne gegangen seien, ohne jede Schwierigkeit“. Boss Merkatz schien zufrieden, denn das Ende des Telefonats wirkt friedvoll auf den Zuhörer. Von Komplikationen aller Art konnte Merkatz nichts vernehmen oder erahnen. KF hatte es sehr geschickt verstanden, den mächtigen Chef lediglich von der Tatsache des Umstandes der erfolgreichen Beendigung der Gespräche zu unterrichten, nicht jedoch von all den Schwierigkeiten und Zerwürfnissen innerhalb der sehr langen Debatte, des ungewöhnlich langen Wortwechsels zwischen KF und ZR. Der Boss schien zufrieden, nur darauf kam es ja an!

KF steckt das Handy ein und sieht ZR freundlich an) „Na, siehst Du… Geht doch….“ (väterlich, gönnerhaft)

(schaut auf die Uhr) „Musste das jetzt ganze vierzig Minuten Diskussion in Anspruch nehmen? Konntest Du nicht gleich, von vornherein, zusagen, in allen Punkten, bei allen Forderungen unsererseits? Nein? Das war Dir nicht möglich?“

ZR: „Sorry, aber das musste sein. Ich war ja auch, verzeih, von Anfang an nicht sonderlich begeistert von diesem Plan. Warum in aller Welt besteht Merkatz überhaupt darauf, dass ich mich ihm in diesem NHSA zeige???“

KF: „Wa-wa-wa-waaaaaaas?“ (fällt in ein tiefes Koma, erwacht erst volle 2 Stunden später hieraus; als er mit dem Hinterkopf aufschlägt, ist das sehr genau auf dem Band zu hören, durch eine Art Pock-Geräusch, danach völlige Ruhe. ZR geht aus dem Raum, das hört man noch. Offensichtlich hat er es nicht für nötig befunden, die 110 oder die 112 zu wählen. In den nächsten 2 Stunden hört man nämlich rein gar nichts, bis KF wieder zu sich kommt. Er muss dann das Band abgestellt und den Raum verlassen haben. Wie diese Bänder dann letztlich in die Versteigerung kamen, ist uns persönlich nicht bekannt.)

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Schlussbemerkung: Die weiteren 2 Stunden der Tonband-Protokolle lassen beim Abhören nur so eine Art Rauschen vernehmen, mehr ist nicht zu hören. Das mag daher rühren, dass KF in dieser Zeit der Aufnahme komatös da lag, ohne jegliche Regung. ZR schien es nicht für nötig befunden zu haben, den Kontrahenten von Fachkräften behandeln zu lassen. Somit sind nur exakt 41 Minuten reine Redezeit übermittelt worden, erhalten geblieben. Ob das nun den Betrag von € 3.232.600 rechtfertigt? Wohl kaum! Die Meinung vieler: 41 Minuten für ca. 7 Euro Fummsich - o.k.! Alles andere ist Mumpitz, oder, wie ein aufgegriffener Zaungast meinte: „Pillepalle, Moppelkotze, jäher Fall und Doppelrotze, ausgesprochen: Humpty Dumpty Sauerkraut, wer liegt im Stroh mit meiner Braut?“ Der offensichtlich extrem stark Alkoholisierte wurde sofort abgeführt. Im Status des Fortgeschleiften brüllte er noch: „Gnade! Nur ungern nimmt der Handelsmann statt Bargeld Stuhlgang an!“ Ja, wir können hier nur bestätigend nicken. Auch, wenn dieses haltlose, dissoziative und so peinliche Monster eine mehrjährige Haftstrafe vor sich hat, so müssen wir konstatieren: Ein sehr weiser Mann. Wahrlich. Ich werde ihn wohl für gute 12 Sekunden im Kurzzeit-Gedächtnisspeicher behalten müssen. Irgendwie. Da... Fort. Schon wieder weg. Worüber sprachen wir gerade?
 
 

Übrigens: Boss Merkatz wartet leider noch heute darauf, als eine Art der disziplinarischen Regelvollzugsmaßnahme, Hr. Zienio Rübsam im höchst kleidsamen (?), giftgrünen, engen, kotfreien Neopren-Herren-Surfanzug zu besichtigen. Diese Rache blieb ihm verwehrt. Und die Vorgeschichte hierzu, sicher auch äußerst interessant, ist uns leider nicht bekannt. Wir haben gute 16 Minuten recherchiert, doch leider... Was mag da vorgefallen sein?

Ich persönlich wüsste ja nur zu gerne, was im Vorfeld zwischen Rübsam und Merkatz passierte. Es muss sich wohl um eine ernste Verstimmung, einen ziemlich bösen Streit respektive eine sehr despektierliche Geste des Zienio Rübsam gegenüber jenem Herrn Merkatz gehandelt haben. Tja…

Und ob die Herren Rübsam, Selthenreych und Nampelhahm noch unter den Lebenden weilen, entzieht sich gänzlich meiner Kenntnis. Leider ist jedoch zu befürchten, dass ein entsetzlicher Unfall diesen doch großartigen Vertretern unserer Spezies ein rüdes Lebensende gesetzt hat. Friede ihrer Asche. Auf Anfrage schickte uns der freundlich-nette Prokurist Dr. Kotmar Flittykoss aus dem beschaulichen Geistenbeck ein Fax. Hier ist der exakte Wortlaut:

„Lieber Freund, zunächst einmal muss die Leiche über einen Zeitraum von gut 6 Tagen in einer Tiefkühltruhe eingefroren werden. Hernach zerteilt man sie in etwa Scheit große Stücke. Hierzu ist ein kräftiges Beil vonnöten. Durch den tiefgefrorenen Status spritzt kein Blut durch die Landschaft, wenn diese sorgfältig abgetrennten Teile nun in einen Holz Schredder gegeben werden. Die hieraus resultierenden, nunmehr aufgetauten Teile werden dem Futter in einer nicht sonderlich gut bewachten Großschweinemastanlage beigemischt. Nur auf diese Art entledigt man sich der lästigen, leblosen Körper, die ja bei Auffindung belastende Elemente mit sich zu führen pflegen. Groetjes! -KF-“

the bloody end

Anmerkung:

In diesen schweren Zeiten, die die ganze Welt in Atem halten, ist die Groteske
die einzig mögliche Form der Veröffentlichung auf einer Literatur-Plattform. In
aller Unschuld möchte ich behaupten: Nur die Groteske kann uns noch helfen!

Abschließend ein Gedicht von Alfred Lord Tennyson, passend zur Corona-Krise:

Sind wir auch länger nicht die Kraft,
die Erd‘ und Himmel einst bewegte,
so sind wir dennoch, was wir sind;
Helden mit Herzen von gleichem Schlag,
geschwächt von Zeit
und von dem Schicksal;
doch stark im Willen
zu ringen, zu suchen, zu finden.
Und nie zu weichen.

(aus "Ulysses", 1833)

Ich persönlich finde, dass dieses Gedicht perfekt zu unserer Corona-Zeit passt!

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