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schlief. Die Energie floss, das Sein erhob sich aus der Physis. Er spürte ihre Anwesenheit, ergab sich vollkommen der Anziehungskraft und wurde zu ihr gezogen. Ein lang ersehntes Wiedersehen. Sanft spürte er wie sie ihre Fingerspitzen an seine Wangen legte. Sie waren nicht mehr als Licht, nicht mehr als Liebe. Warm verwoben sich ihre Energien, wurden zu Eins, zum Ganzen, zu einem Ballungszentrum von Vergebung, Vertrauen und grenzenloser tiefer Liebe. Sanft, geschlossen, genossen sie voll Dankbarkeit. Erstarrt riss Adrienne die Augen auf. Schwärze umgab sie. Frierend schlang sie die Arme um ihren nackten Körper, zog die Knie an und wagte es nicht den Blick zu heben bis ein warmes Prickeln auf ihrem Rücken dafür sorgte, dass sie sich wie von selbst öffnete. Warme Finger strichen über ihren Nacken, fuhren über die Schultern.
„Du hast mir gezeigt, wer ich wirklich bin“, hörte sie seine Stimme. „Ich habe mich wiedergefunden.“
Sie bewegte sich noch immer nicht bis sie seine Hand vor sich schwebend sah und diese ergriff. Ein Lichtstrahl schoss von ihren Handtellern durch ihre beiden Körper, explodierte in ihren Herzen. Langsam ergab sie sich dieser Umarmung. „Komm zu mir; entführe mich von dieser Welt und führe mich zurück zum Nichts“, raunte er in ihr Ohr und schlang die Arme um sie. Energien verwoben sich, erhoben sich zu einem kunstvollen Geflecht der Unendlichkeit.
Und als sie die Augen wirklich öffnete, der Tau ihre Haare nässte und sie das Plätschern des Flusses vernahm, fühlte sie wer Fenris wirklich für sie war.
„Das kann nie ein menschliches Wesen sein“, stellte Adrienne fest, während sie ihre Füße im klaren Wasser des Flusses plätschern ließ. Gänsehaut kroch ihr die Beine hinauf, da an diesem Frühlingsnachmittag die Sonne erst sehr spät hinter den Wolken hervorkam. „Der Mensch mag auf den ersten Blick böse wirken, aber nicht auf dem zweiten Blick.“
Ihre Augen ruhten auf dem Gesicht von Fenris, der leicht den Kopf neigte. Er hatte recht behalten, dass sie sich wiedersehen würden. Obgleich er nicht wusste, wann dies sein würde, schöpfte er die Hoffnung aus einer tiefen Quelle in seinem Innersten.
Das Wiedersehen fiel in einer Mischung aus Schüchternheit und grenzenloser Freude aus. Sie wechselten bei ihrem ersten Treffen nur wenige Worte und begrüßten sich wie zwei Menschen, die sich schon ungezählte Jahre kannten. Adrienne fühlte sich frei von allem denken in seiner Anwesenheit. Viel freier als es ihr bekannt war. Und auch Fenris vergaß die Zeit und den Grund, der ihn samt und sonders dazu drängte neben dem Umstand ihrer Anwesenheit so dringlich den Wald aufzusuchen. „Nein, es muss etwas sein, dass aus dem Schlechten zu uns kommt“, mutmaßte der Krieger und legte seine grobe Hand auf ihre, sodass jene komplett darunter verschwand. Noch immer war jede Berührung aufwühlend, löste einen Energieschub in ihren beiden Körpern aus und doch zuckte niemand mehr zurück, sondern harrte in dieser Verbindung aus.
Adrienne ließ den Blick am gegenüberliegenden Ufer entlangschweifen, blieb an den blühenden Büschen und Seerosen hängen. Einige Insekten schwirrten herum. Säuselten und summten. Es interessierte sie nicht, dass in den entfernten Landen hinter den großen Gebirgen ein dunkler Lord Heerscharen an Kriegern gegen die restlichen Länder mobilisierte; mordend und schlachtend durch Städte und Dörfer zog.
„Bist du in deinem Leben schon Mal solch Schlechtem begegnet?“, erhob Adrienne nun ihre Stimme wieder, nachdem sie eine Weile schweigend den kleinen Wellen im Fluss zugesehen hatten.
Fenris schnaubte leise. “Ich habe viel Dunkelheit gesehen, aber bisher immer etwas Gutes darin gefunden. Ich bin gespannt wie es hier sein wird.“
„Wo Licht ist, ist auch Schatten und wo Schatten ist, können wir erst die Sterne funkeln sehen.“ Adrienne schloss die Augen und lehnte sich gegen Fenris Schulter. Das Plätschern des Baches wurde deutlicher, drang bis in ihr Innerstes. Liebevoll strichen ihre Finger über den Handrücken des Kriegers, zeichneten seine Finger nach. Niemals mehr, so wünschte sie es sich leise, wollte sie ihn gehen lassen. Es war ihr Herz, das ihr flüsterte, dass er immer bei ihr sein würde; ungeachtet der Zeit und der Distanz zwischen ihnen.
Fenris legte den Kopf in den Nacken; versuchte einen Blick zum Himmel, der zwischen den Baumkronen hervorlugte, zu erhaschen. Weiße Wolken zogen über ihren Köpfen entlang. Das Gefühl in seinem Brustkorb von endlosem Frieden wurde deutlicher. Zugern würde er direkt in den Himmel aufsteigen, seine Flügel ausbreiten und fliegen; die Schwerelosigkeit des inneren Seins in Haut und Haaren spüren, doch soweit war er noch nicht. Die Zeit war noch nicht gekommen sich von seinem irdischen Dasein zu lösen. Und so blickt er hinab zu Adrienne, nahm ihre beiden Hände in seine; drückte sie kurz, aber kräftig. „Die Zeit ist gekommen. Ich werde nun aufbrechen.“ So viel Schwere lag in seinen Worten, dass es Adrienne das Herz in der Brust zerquetschen wollte. In diesen Sekunden hatte sie keine Kraft mehr sich daran zu klammern, dass sie sich sicher irgendwann wiedersehen würden. Doch wann war das Irgendwann? „Schon bald“, gab Fenris ihr die Antwort und gab ihr einen warmen Kuss auf die Stirn zwischen den Augenbrauen.
Die Tage, Wochen, Monate vergingen. Zeit spielte plötzlich eine niederschmetternde Rolle in Adriennes Leben. Sie wollte stark sein, doch je mehr sie gegen die innere Schwäche und Sehnsucht ankämpfte, desto stärker wurden diese Attribute in ihr und verdrängten die Leichtigkeit ihrer Existenz. Der Frühling zog übers Land, der Sommer löste ihn ab, schon bald fielen die Blätter von den Bäumen und der Schnee breitete seine warme Decke über das Land. Dieser Zyklus wiederholte und wiederholte sich.
Zwei Mal, so berichteten die Wölfe in ihren nächtlichen Liedern, stand Adrienne bereits am reißenden Ufer des Flusses, wollte hineingehen, sich von dem starken Strom hinfort in das Vergessen tragen lassen. Zwei Mal schrie, tobte und kreischte ihr Herz es nicht zu tun. Überall sah sie seinen Blick, ob in den Sternen oder im blauen Nachthimmel. Die Langbeinigen sangen ihre Lieder mit seiner Stimme und der Wind flüsterte seinen Namen. Hoch oben, zwischen den Wolken, konnte sie ihn finden; wie auch in ihrem Brustkorb. Und eines Tages, als sie einsam am Waldesrand zwischen den hohen Tannen im Gras saß, den