Ich bewirte zwei Frauen in meinem Ferienhaus im Harz. Sie sitzen am Tisch und frühstücken, während ich die Blumen gieße. Dabei fällt mir auf, dass einige Blätter ganz hellbraun und durchscheinend geworden sind. Ich bin überrascht. Gestern waren sie doch noch ganz okay! Ich frage die Frauen, ob sie so etwas schon einmal gesehen haben. Die eine sagt: „Ja. Da kannst Du nichts mehr machen. Die ist hin.“ Warum? Ich bin völlig irritiert. Unter der Fensterfront sehe ich einen dunklen Fleck an der Wand, wie ein Pipifleck auf einer Hose. Ich beuge mich hinunter, fühle Nässe, da fällt ein Stück Tapete ab. Darunter eine rosafarbene Schicht, wie von einer Jugendzimmer-Tapete. Auch von dieser Schicht fällt ein Stück schwer herunter, von Nässe durchtränkt. Darunter eine exklusive braune Tapete mit schimmerndem Blumenmuster. Ebenfalls triefend vor Nässe. Wo kommt das Wasser her? Auch die andere Seite des Zimmers verdunkelt sich unterhalb der Fenster. Die innere Fassade bröckelt. Meine Blumen - das einzig Schöne - sind ertrunken.
Ganze Wände aus Wasser? Aber der Boden und wir Menschen sind trocken! Wir gehen raus. Das Ferienhaus steht in einer U-Form rechts außen mit zwei wunderschönen Fachwerkhäusern. Nur meins ist klein, grau, unscheinbar und sehr hässlich. Die Wände sind hüfthoch aus Tränen gebaut, darüber alte, vernachlässigte Holzfenster in Fensterfronten mit dem Ausblick auf das Schöne und Helle und Grüne. Die Mauern wollen nicht mehr halten. Die Schichten blättern ab.
Wir stehen unter Sonnenschirmen und schauen auf das verschwimmende Ferienhaus. Die Nachbarin aus dem Wald kommt mit einem rosafarbenen Riesenlama zu uns. Unser Berner Sennenhund zieht seinen Schwanz ein und versteckt sich zwischen unseren Beinen. Das Lama ist so groß, dass ich seinen Kopf von hier unterm Sonnenschirm nicht sehen kann. Da steckt es ihn verkehrt herum unter den Schirm, lacht völlig irre und zeigt uns dabei seine großen Zähne. Der Hund verzieht sich noch mehr. Mir ist es auch mulmig zumute. Mit seiner plumpen Art könnte das Lama uns leicht verletzen oder beißen. Ich kann es nicht einschätzen.
Ich entscheide mich fürs Lachen.
Pinkes Lama. Platz für Neues.
Das Leben ist ein Abenteuer…
29.01.2020
Kommentare
Härzen im Harz, ich sonderbares las:
Und doch fast darüber die Zeit vergaß …
Das Leben bleibt ein Abenteuer!
Viele liebe Grüße
Soléa
Towanda! Satteln wir das Lama und ab nach Larramy...
Danke für den Kommentar!
Britta
Auch ein Drama ums Lama. Schöne Gedanken rund ums Haus. Applaus.
HG Olaf
Drama-Lama-Dingdong...
Vielen Dank, lieber Olaf!
Britta
Ich glaube, jeder hat, wenn er sein Leben anblickt, Sonderbares zu berichten.
Daher sind wir nicht stumm, wir dichten ;)
Liebe Grüße
Ella
Aber wir sind uns der Besonderheiten gewahr,
können betrachten, staunen und in Worte fassen,
was andere schulterzuckend oder als drohende Gefahr
wegschieben, um ihren Geist in Ruhe zu lassen...
Lieben Dank für Deinen Kommentar!
Britta
Britta Pelü -
ihr toller Witz sei nie perdu!
Darf ich fur dein pinkes Lama Grünfutter spenden?
LG Uwe
Wir nehmen alle gutgemeinten Spenden gerne entgegen! Übrigens hat die Nachbarin auch noch andere Lamas. Hättest Du Bock? Ich male Dir auch eins an, ganz nach Deinen Wünschen...
Vielen Dank! Und liebe Grüße von Britta
Hihi hähätte nicht Bock, bin ja kein Lamabock. Denke ich jedenfalls, aber
Errare humanum est?
Iterum iterumque. Alea iacta est. Mein Lama ist gesattelt. Falls du doch mitkommen willst, hätten wir noch eins für dich...
Haud voluisse sat est. Ich muss mich ja erst für die Farbe des Lamas entscheiden, das dauert...
Gib Laut, wenn's soweit ist...
Leise oder laut, der Laut?
"Britta, immer musst du das letzte Wort haben", hat schon dein Mann heute, gestern, vorgestern, vorvorgestern zu dir gesagt. Jajaja!
Ungewöhnliche Bilder zwischen Realität und Irrealem korrespondieren miteinander. Erinnert mich an Surrealisten. Wichtig die Botschaft, sich für das Leben entscheiden. Herzlich grüßt Dich Ingeborg
Das Irreale überrascht mich in der Realität immer wieder...
Vielen Dank für Deinen Kommentar!
Britta