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17. - 22. Februar, unsere letzten Tage an diesem wunderbaren und geschichtsträchtigen Ort in Tasmanien.
"Geschichtsträchtig" bezüglich der neuen, europäischen Bewohner ab 1800.
Tasmanien wurde bereits vor mindestens 35000 Jahren von Norden aus über die damalige Festlandverbindung zu Australien besiedelt. Die Überflutung der Bass-Straße vor etwa 12000 Jahren isolierte die Aborigines auf Tasmanien. Sie behielten ihre steinzeitliche Kultur als Jäger und Sammler. Eine Kultur bzw. Geschichte in unserem Sinne haben die Aborigines nie entwickelt. Aber sie hatten natürlich ihre eigene, die sie mündlich weitergeben. Für die europäischen Eindringlinge waren sie nur "Primitive".
Zum Zeitpunkt der europäischen Entdeckung (1642 durch Abel Tasman) lebten vermutlich zwischen 4000 und 6000 Tasmanier auf der Insel.
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Bushwalk mit Schlangenkontakt
The Coal Mines Historical Site
Pinguine an der Piratenbucht
Abendparty auf unserer Terrasse
Am späten Vormittag gingen Gullan und ich durch die Hecke zu unseren Wochenendnachbarn Bob und Tracy, um sie zu einem abendlichen Plausch auf unsere Terrasse einzuladen. Sie waren dabei, ihren Bienen den Honig wegzunehmen. Der Rohhonig lag, gemischt mit Waben, in Plastikeimern. Mit dem Zeigefinger durften wir probieren und hatten ein neuartiges Geschmackserlebnis. Very good!
Sie nahmen die Einladung an. Aber zuerst das übliche Geplänkel: Aber ihr könnt doch auch zu uns kommen! Deren Haus war ein Schmuckstück verglichen mit unserer Wochenendhütte. Aber wir hatten die Sohnfamilie mit zwei aktiven Jungs für diese Nacht bei uns. Die wollten wir ihnen und ihrem Haus ersparen.
Ich sprach mit Bob über ihre Bootstour gestern. Sie hatten geangelt und zwei Thunfische gefangen. Da wäre ich gerne mit dabei gewesen.
Danach fuhr ich zu unserem kleinen Laden, um Pizza zum Mittagessen zu kaufen. Ich hatte eine schriftliche Bestellung für vier große Pizzen mit verschiedenen Belägen. Wieder zurück merkte Isaac (Enkelsohn), dass er Käse drauf, aber ohne bestellt hatte. Das ging gar nicht. Axel (Sohn) rief an und bestellte eine neue, die er nicht bezahlen brauchte. Wir hatten jetzt fünf große Pizzen, von denen nicht einmal die Hälfte gegessen wurden. Das Abendessen für den nächsten Tag war gesichert.
Als die Nachbarn kamen, hatten wir Weißbrot, Käse, Wein, Bier und Cola bereit. Tracy hatte aber ihre eigene Flasche Wein und Bob sein Bier mit. Außerdem einen Korb voll mit Aprikosen aus ihrem Garten. Wirklich nette Gäste. Als es begann zu dunkeln sagte Bob: "Das ist die Zeit, wo die Pinguine aus dem Meer kommen und zu ihren Jungen in den Nestern watscheln um sie zu füttern." Da kam Leben in die Bude. Axel und die Jungs wollten los, um dieses Schauspiel zu sehen. Bob und Tracy verabschiedeten sich bald danach und gaben Cheron (Schwiegertochter) ihre Telefonnummer in Hobart. Sie sollten sich doch melden wenn sie in einer Woche in Hobart eintreffen.
Karin (Tochter) rief über Skype an. Sie, Anders und Moa sind in Axel und Cherons Haus in Brisbane und lassen es sich gut gehen. Sie waren in einem beliebten Regenwaldgebiet südlich von Brisbane, in dem sich auch das Fernseh-Dschungelcamp ("Lasst mich hier raus...") befindet. Wir konnte ihr erzählen, dass wir eine Teilnehmerin im Flughafen Singapur getroffen haben. Sie war zusammen mit einer Freundin auf dem Heimweg zurück nach Deutschland. Gullan erkannte sie, wir hatten einen Abschnitt kurz vor unserer Abreise gesehen, wo sie durch einen mit Wasser und ekligen Tieren gefüllten Erdbrunnen kroch. Sie ging mit einer Freundin vor uns und ich sagte, laut genug: "Hallo, Dschungelcamp." Oh wie die sich freute, dass wir sie erkannt haben, so weit weg von Deutschland. Wir standen und sprachen eine Weile und ich versicherte ihr glaubwürdig, dass diese Staffel die bisher beste war. Das war meine gute Tat der Woche.
Nach kurzer Zeit kamen Axel und die Kinder zurück, ohne einen Pinguin gesehen zu haben. Es war zu dunkel und zu spät, um noch länger zu warten. Morgen früh geht ihre Rundtour durch Tasmanien los.
Es klopfte an der Tür und Tracy kam herein. Sie gab uns ein Paket mit gefrorenem Fleisch ihres gestern gefangenen Thunfisches. Freundliche Leute.
Um halb neun am nächsten Morgen (18. Februar) waren Gullan und ich wieder allein in unserer Hütte am Rande eines uralten Buschwaldes. Axel und Familie sind zu ihrer Umrundung und Erkundung von Tasmanien aufgebrochen. Am 24. werden wir sie in Hobart wiedersehen.
Ich machte meinen morgendlichen Strandspaziergang. Diesmal ging ich nach links, vorbei an der "Dogline" und weiter bis ans Ende zu den "Pavements", natürlich entstandene Felsplatten mit exakten Fugen. Es wurde ein langer aber schöner Zehn-Kilometer-Marsch. Gullan war ganz unruhig geworden. Das Mittags-Frühstück schmeckte extra gut. Den Nachmittag verbrachten wir faul und lesend auf der Terrasse.
Bushwalk mit Schlangenkontakt
Gegen 17 Uhr entschlossen wir uns, einen Spaziergang zu machen. Wir fuhren mit dem Auto, wie am ersten Tag nach unserer Ankunft, die paar Kilometer durch den Busch bis zu der schönen Steilküste, die wir ja schon kannten. Diesmal gingen wir aber rechts den kleinen Trampelpfad nach oben, Dieser sollte uns nach einer kurzen Wanderung an einen Wasserfall bringen, wenn wir Bob und Tracy richtig verstanden haben.
Gullan war von Anfang an nur wenig begeistert. Der Pfad war sehr schmal und die Vegetation streifte unsere, nur mit Sandalen geschützten, nackten Füße. Giftige Schlangen gibt es ja überall in Australien, wenn man sie auch selten sieht. Das liegt vielleicht auch daran, dass man nicht so oft in deren Regionen spazieren geht. Nun taten wir es aber. Ich musste vorgehen. Und tatsächlich, wir passierten eine fast schwarze, ca. einen Meter lange Schlange. Sie lag direkt neben dem Pfad. Ich konnte gerade noch ein Foto machen, bevor sie im Dickicht verschwand.
(Als wir wieder in Hobart waren fragte ich unseren Tauschpartner Bob, ob er wusste, was das für eine Schlange war. Er wusste es, er hat sie des öfteren bei seinen tagelangen Wanderungen im weglosen Gelände gesehen: Es handelte sich um eine schwarze Tigerotter. Ihr Biss ist tödlich!)
Zum Glück wussten wir das aber nicht. Gullan wollte aber trotzdem umkehren. Mich lockte der vermutlich tolle Blick auf den Wasserfall. Der Pfad führte ständig aufwärts. Wir waren jetzt nahe an der steil abfallenden Küste. Nach einigen hundert Metern gaben wir auf und gingen vorsichtig diesen "Schlangenpfad" abwärts. Vielleicht hatte es so wenig geregnet, dass sich kein Wasserfall bilden konnte oder wir gingen einen falschen Pfad. Es wurde
© Willi Grigor, 2014 (Rev, 2017)
Siehe auch zugehörige Berichte:
literatpro.de/prosa/190416/au-2013-02-eaglehawk-neck-teil-1
literatpro.de/prosa/210916/au-2013-03-eaglehawk-neck-teil-2
literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart