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langsam schummrig im uralten Regenwald hier im Tasman National Park. Einen schönen Blick von oben auf das Meer hatten wir wenigstens erhascht. Als Bonus sahen wir ein großes Känguru ziemlich nah am Weg entlanghüpfen.
Wir merkten, dass dieser Abend relativ kalt war. So war es dann auch die kommenden zwei Nächte. Aufgrund der schlechten, bzw. nicht vorhandenen Isolierung folgte die Innentemperatur der Außentemperatur: 15 Grad. Heizung gab es nicht und den großen offenen Kamin trauten wir uns nicht anzumachen. Also früh ins Bett und mit zwei Zudecken zudecken.
Der nächste Tag war ein Ruhetag.
The Coal Mines Historical Site
Nach unserem Besuch der imposanten historischen Strafkolonie in Port Arthur wollten wir auch dieses ehemalige Kohlebergwerk besichtigen. Dorthin wurden Sträflinge geschickt, die sich den strengen Regeln in Port Arthur in irgendeiner Art widersetzten.
Diese Autofahrt von Eaglehawk Neck bis zu dem historischen Bergwerk war mit 30 km meine längste in Tasmanien. Es waren gefühlte 100 km, da Gullan ständig Angst hatte auf den schmalen, kurvigen Straßen mit Linksverkehr. Jede Kurve begleitete sie mit bisher unbekannten Geräuschen. Dass wir so gut wie keinen Gegenverkehr hatten, spielte keine Rolle. Aber alles ging gut.
Wir waren so gut wie alleine auf dieser riesigen Anlage, von der nur noch Ruinen zu sehen sind. Die Sträflinge hatten sicher eine höllische Zeit hier. Aber eine tolle Aussicht hatten sie allemal, vorausgesetzt sie arbeiteten nicht unter Tage.
Auf dem langen Aufwärtsweg zur Grube, auf dem die Kohle mit Karren auf Gleisen zu den Booten am Wasser transportiert wurde, liegen immer noch jede Menge Kohlestückchen herum. Wir nahmen einige als Andenken mit nach Hause.
Dieses Historisches Kohlenbergwerk ist eine denkmalgeschützte Sträflingsanlage auf der australischen Insel Tasmanien, in der in Spitzenzeiten bis etwa 570 britische Sträflinge von 1833 bis 1848 leben und arbeiten mussten.
Auf dem etwa 350 Hektar großen Gelände befinden sich die Ruinen von Steinhäusern, die der Unterbringung der Sträflinge dienten, eine Bäckerei, Küche, ein Schulraum und Häuser für Gefängniswärter und Offiziere sowie eine Kirche. Erkennbar sind die Maschinen- und Gleisanlagen und Straßen. Am Strand der Little Norfolk Bay auf der Tasman-Halbinsel ist der historische Hafen und die Jettys erhalten geblieben, wo die Kohle verladen wurde.
Die Schichtdicke des entdeckten Vorkommens betrug etwa zwei Meter und es war keineswegs für die Versorgung der Kolonie Tasmanien ausreichend, aber die Administratoren der Sträflinge sahen darin eine Möglichkeit rebellische Sträflinge dorthin zu entsenden. (Aus Wikipedia)
Pinguine an der Piratenbucht
Das Schild an der Öffnung am Zaun längs der Straße an der Pirate Bay, durch die man von der Straße zum Strand gehen konnte, haben wir schon am ersten Tag gesehen, aber nicht sonderlich beachtet. Es stand da etwas über Zwergpinguine.
Als unsere Nachbarn, bei unserer Terrassenparty mit Axel und Familie, von diesen Pinguinen erzählten, dass sie zur Zeit brüten, am Tage fischen und nach Sonnenuntergang kommen und die Jungen füttern, wurden wir interessiert. Bei etwas Geduld und Glück könnte man die zurückkommenden Eltern aus dem Wasser kommen und zu ihren Erdnestern watscheln sehen. Es war zunehmender Mond, der genügend Licht gibt. Axels spontaner Versuch diesbezüglich missglückte. Er konnte mit den Kindern nicht so lange in der kühlen Nacht warten.
Danach wurden wir bei unseren Spaziergängen am Strand etwas observanter und lasen auch das Schild.
Es handelt sich um die kleinste Pinguinart (Euduptula minor) überhaupt. Sie werden bis zu 40 cm groß und 1,5 kg schwer und leben hauptsächlich in Neuseeland. Es gibt aber auch Brutkolonien an der Südküste Australiens und auf Tasmanien, wie hier an unserer Piratenbucht. Der Zaun längs der Straße wurde gebaut, damit die Pinguine nicht über die Straße gehen können. Vor dem Bau dieser Straße hatten sie ihre Brutplätze auch auf der anderen Seite, auf der jetzt ebenfalls Häuser stehen. Wo sich menschliche Neusiedler niederlassen, müssen die Ansässigen weichen. Trotzdem versuchen sie es noch immer, zu ihren angestammten Plätzen zu gelangen. Wir sahen einen halb verwesten Pinguin am Straßenrand.
Nur an einer Stelle gibt es ein Tor im Zaun, der den Menschen Zugang zum Strand erlaubt. Hier sind wir mindestens einmal am Tag durchgegangen, in beide Richtungen. Aber erst an einem der letzten Tage bemerkten wir die kleinen Gänge zwischen den Büschen, die zu den Nestern in Erdlöchern führen.
Im oberen Teilbild erkennt man im Sand ein Nest aus zwei Betonschalen. Wir sind daran vorbeigegangen ohne zu ahnen, dass dort zwei fast erwachsene Pinguine tagsüber darauf warten, dass die Eltern nach Eintritt der Dunkelheit aus dem Meer kommen und sie mit frischer Nahrung füttern.
Als wir dann an einem der letzten Tage vor unserer Rückreise nach Hobart kleine Daunenfedern neben der Schale, die farbmäßig dem Sand glich, entdeckten, war ich so neugierig, dass ich den den Deckel anhob. Zwei verängstigte Jungen versuchten sich zu verstecken. Mit etwas Schuldgefühl machte ich den Deckel schnell wieder zu und öffnete ihn nie wieder. Nach dieser Entdeckung nahmen wir dann plötzlich Notiz von den frischen Spuren im Sand, die sie zweimal am Tag hinterlassen, morgens und abends. Ich verspürte große Lust, die Chance zu nutzen und das Schauspiel zu erleben, wenn hunderte Pinguine nach Sonnenuntergang aus dem Meer kommen um ihre Jungen zu füttern. Als es langsam dämmerig wurde machte ich mich wieder auf den Weg zum Strand. Diesmal war es eine Art Expedition. Ich war allein. Gullan wollte nicht im Dunkeln am Strand stehen und auf etwas warten was vielleicht nicht kommen würde. Man weiß ja nicht wann die Pinguine kommen. Es ist auch nicht sicher, dass sie jede Nacht kommen. Manchmal schwimmen sie sehr lange Strecken bei der Nahrungssuche.
Ich hatte genügend Zeit zu einem ausgedehnten Barfußspaziergang im noch warmen Sand entlang des Wassers. Es wurde eine Art romantisches Abschiednehmen. Die Sonne ging im Meer unter und der Fast-Vollmond Übernahm die Dominanz am Himmel. Ich war ganz allein. Ich ging nur kurze Strecken hin und her, um die Ankunft der Pinguine nicht zu verpassen. Der Mond gab etwas Licht aber weit gucken konnte man nicht. Ich wusste auch nicht, an welcher Stelle die Zwergpinguine aus dem Meer kommen würden. Kommen sie einzeln oder alle auf einmal? Ich ging und betete fast, dass ich sie wenigsten schemenhaft erkennen könnte. Es wurde recht kühl, gut dass ich eine Jacke mitgenommen hatte. Immer wieder schaute ich auf die Uhr des Handys. Schon eine Stunde nach Sonnenuntergang, zweieinhalb seit ich Gullan verließ. Sie wird sich schon Sorgen machen, allein in dieser Hütte am Buschrand. Die meisten Häuser sind in dieser Jahreszeit unbewohnt. Ich hatte zwar ein Handy mit, konnte Gullan aber nicht anrufen. Es gab kein Telefon in der Hütte. Ich warte noch eine Viertelstunde.
Ich brach meine Expedition ab. Wahrscheinlich kommen die Pinguine diese Nacht nicht.
Der Spaziergang zurück zu unserer Behausung wurde ein kleines Abenteuer für sich. Ohne Mond hätte ich den Weg nicht gefunden. Kaum ein Licht zu sehen. Totale Stille.
Gullan war tatsächlich in Sorge weil ich so lange weg war. Ich sorgte, weil ich keine Pinguine gesehen habe.
Am nächsten Morgen machten wir unseren letzten Spaziergang zum Strand. Wir sahen jede Menge frische Spuren im glatt gespülten Sand nach Rückgang der Gezeitenflut. Die Pinguine kamen also gestern doch noch.
Das Abschlussfrühstück in Eaglehawk Neck war spartanisch, der Kühlschrank leer. Die letzten Dosen und Reste gaben wir unseren netten Nachbarn Bob und Tracy und fuhren mit dem Zweitwagen der Chestermans zurück zu ihnen nach Hobart um dort unsere zweite Woche in Tasmanien verbringen.
Diese erste Woche in Tasmanien an einem herrlichen Platz übertraf unsere hohen Erwartungen.
Und das Haus war gar nicht so schlecht. Es hat nicht hineingeregnet. Es hat überhaupt nicht geregnet.
Gullan schrieb in das Gästebuch:
We had the dream to visit Tasmania, we made it.
We wanted to spend a week at country side not far away from Hobart.
We wanted to live in an area with connection to the early colonization of Tasmania.
We wanted to live close to a nice beach with great ocean views and close to a National Park.
We wanted to live undisturbed in a cottage not far from the beach and a National Park.
Impossible?
No!
We found that spot at Bob and Tricias cottage in Eaglehawk Neck on the Tasman Peninsula.
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© Willi Grigor, 2014 (Rev, 2017)
Siehe auch zugehörige Berichte:
literatpro.de/prosa/190416/au-2013-02-eaglehawk-neck-teil-1
literatpro.de/prosa/210916/au-2013-03-eaglehawk-neck-teil-2
literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart