Komische Wirklichkeiten (Kuriose Meldungen)

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Nicht ganz eine Woche nach der Grippewelle von Dödeldoofhausen, so meldet das Extrablatt Stasibild, hätten sich 955 Millionen Demonstranten in aller Welt auf den Marktplätzen ihrer Heimatorte versammelt und mit Transparenten für ein Bleiberecht der Viren demonstriert. Sogar die Professoren der Knallkopp-Universität Schelmenhorst hätten sich für dafür ausgesprochen genug Reagenzgläser zur Verfügung zu stellen, in denen sie es sich gemütlich machen könnten.

Amnsetiy International habe ebenfalls insistiert (so meldet die Nachrichtenagentur Beuter) und um freiwillige Helfer gebeten, die sich in Intensivstationen anstecken lassen sollen, damit sich das aktuelle Virus friedlich weiter verbreiten könne. Es gehe nicht an, so sagte des Weiteren ein Regierungssprecher, daß die Feigheit vor derart harmlosen Gottesgeschöpfen zu ihrer Diskriminierung beitrage. Allen Unkenrufen nicht zum Trotz hätten sich jedoch bereits diverse schamlose Populisten des Themas bemächtigt, damit die Bevölkerung weiterhin in Angst und Schrecken verbleibe.

Die Anzahl der Toten reiche jedoch längst nicht aus, so war aus dem Propaganda-Büro des Staatspräsidenten zu hören, um Gegenmaßnahmen rechtfertigen zu können. Es sei oberste Menschenpflicht, den armen Viren eine dauerhafte Heimat zu geben – davon könne uns nichts abhalten, das war schließlich aus der ewigen Stadt Boom zu hören, wo sich die betuchtesten Geschäftsleute gestern zu einem Wirtschaftsmeeting versammelt hatten. Anwesend waren natürlich auch Vertreter des Toten Kreuzes, wie auch der Weltmeister im Amoklauf.

Wie nun überall zu sehen und zu hören ist, haben sich sämtliche, betont freie Medien der konzertierten Aktion angeschlossen. Sprüche wie „Züchte dir JETZT deine eigene Virenkultur“, oder „Wer den Virus nicht ehrt, ist des Todes nicht wert“, machen nicht nur die Runde, sondern haben auch Ecken und Kanten, die jedoch nicht besonders anstößig sind! Gegenanzeigen sind allerdings, momentan noch, nicht gerne gesehen, sollen aber in Zukunft ganz verboten werden. Die Leichenschauhäuser propagieren dagegen die Tage der offenen Tür.

Jeder kann sich also vergewissern, daß nahezu JEDE Art von Virus absolut ungefährlich ist – man muss ihn nur lange genug hegen und als ungefährlich bezeichnen! Weiter nichts! Die armselig im Geiste sind dürfen zuerst ins Himmelreich! Inzwischen gibt es auf den Straßen der betroffenen Gebiete auch bereits keine wirklichen Nächte mehr. Lichterketten illuminieren Häuser und Plätze, die Garagen der Rettungsdienste sind vernagelt worden – alle geben sich voller Zuversicht die Hände und singen!

Und selig stürzen die Menschlein darnieder ... erst eins, dann zwei, dann allemal ein jeder der es sich leisten kann und will, daß auch er die Ehre haben darf, ganz speziell SEINEM Virus zu erliegen, dem er Nahrung und Obdach gegeben hat. „Das Leben ist wieder schön!“ Dieser Spruch ist auf 1000 Transparenten zu lesen, die das Regime überall hat aufhängen lassen. Denn wer an das Gute glaubt, der findet es vor – sogar in Reagenzgläsern.

Veröffentlicht / Quelle: 
auf anderen webseiten
Prosa in Kategorie: