Aus dem Regen ...

Bild von Ralf Risse
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Zahlreiche Tierarten verschwanden und verschwinden
von unserer geliebten Kugel, woran wir zum großen
Teil Schuld tragen.
Mutter Natur ist viel cleverer als wir es uns vorstellen
können und kümmert sich.

Jedes Jahr zur Sommerzeit tut sich jenes berühmte
Loch auf und scheint uns mit seiner Ereignislosigkeit
verschlingen zu wollen. Selbst fußballspielende Frauen
und junge Millionäre mit dem gleichen Beruf vermögen
die gähnende Leere nur zum Teil zu füllen.
Was für ein Glück, das globale klimatische Veränderungen
auch in unseren Breiten zu spektakulären Wetterkapriolen
führen.

Der Evolution sei Dank: Im Zuge dieser regelmäßigen
Katastrophenhäufigkeit etabliert sich zunehmend eine
neue Lebensform.

Die Pegelschnalze.

Sie verdankt ihren Namen dem Umstand, dass sie sich
offenbar am wohlsten in der Nähe ansteigender Fluss-
läufe fühlt und durch schrille Berichterstattung den Rest
der Menschheit darüber zu informieren sucht.

Motiviert durch grelles Scheinwerferlicht und dem leisen
Summen der Fernsehkameras ist sie in ihrem natürlichen
Lebensraum auf den meisten TV-Kanälen zu beobachten,
sobald irgendwo ein Bach oder Fluss über die Maßen
Niederschläge mit sich führt.

Wie bei allen Schnalzarten ist die direkte Abstammung vom
Homo Sapiens nicht zu übersehen, bemerkenswert jedoch:
Jene arttypische Affektiertheit ist besonders ausgeprägt.
Kreuzungen beider Spezies wurden wiederholt gesichtet,
wobei die Nachkommen verstärkt an Verbaldiarrhoe und
chronischer Gockelgestik zu leiden scheinen. Belastbare
Studien, die dies bestätigen, liegen derzeit aber nicht vor.

Einzelne Forscher warnen schon vor einer Verschnalzung
der menschlichen Kultur und befürchten eine naturgewollte
Einbahnstraße, an deren Ende das Abtauchen unserer
Rasse in die Bedeutungslosigkeit stehen könnte. Die neue
Unterart stellt nach Meinung der Forscher eine weitere Stufe
der Besorgnis erregenden Entwicklung dar.

In wie weit die Pegelschnalze und ihre Verwandten, wobei
die staublippige Detonationsschnalze hervorzuheben wäre,
tatsächlich einheimische humane Lebensformen verdrängt
oder gar gefährdet, bleibt abzuwarten und wird eh wie alle
seltsamen Auswüchse gesellschaftspolitischer Verwahrlosung
von staatlichen Stellen so lange ignoriert, bis auch der Letzte
mit der Nase drauf stößt.

Interne Verweise

Kommentare

30. Jul 2017

Mir kamen beim Lesen seltsame, gruselige Gedanken - die du womöglich mit deinem interessanten Essay beabsichtigt hast.

LG Annelie

30. Jul 2017

Da schnalzt der Leser - mit der Zunge:
Gut geschrieben! Junge, Junge ...

LG Axel