Das Feuer meines Herzens

Bild von Anita Zöhrer
Bibliothek

Ein mächtiges Unwetter zog auf, es blitzte, donnerte, stürmte und schüttete wie aus Kübeln. Völlig durchnässt suchte ich Schutz in einer Kirche. Dunkel war es hier, nur ein Mönch kniete in einem blauen Licht getaucht vor dem Altar und betete.

Links und rechts von mir gingen wie durch Zauberhand Kerzen an. Der Mönch breitete seine Arme aus und legte seinen Kopf in den Nacken. Ich hätte mich gerne irgendwo in den hinteren Reihen in eine Bank gesetzt, doch irgendetwas zog mich zu ihm nach vorne.

Er faszinierte mich. Nicht einen Moment lang wendete ich meinen Blick von ihm ab, als ich zu ihm nach vorne schritt, mit einem Mal standen seine Hände in Flammen. Ich blieb stehen und hielt vor Schreck den Atem an, der Mönch rührte sich nicht. Weder schien er Schmerzen zu spüren, noch konnten ihm die Flammen etwas anhaben. Was sich da vor mir abspielte, konnte ich mir nicht erklären.

Der Mönch erhob sich und drehte sich zu mir um. Sein Gesicht konnte ich unter seiner Kapuze und im Dunkeln kaum erkennen, weiter näherte ich mich ihm. Die Wärme des Feuers wehte mir entgegen, mehr und mehr verspürte ich das Bedürfnis, von dem Mönch in den Arm genommen zu werden.

Tief blickten wir uns in die Augen, seiner unausgesprochenen Weisung folgend kniete ich mich vor ihm nieder. Der Mönch tat seine Hände auf meinen Kopf und segnete mich, kurz darauf brannte auch ich. Ich erhob mich und umarmte ihn, aufgetrocknet war meine gesamte Kleidung. Mit einem Kuss auf meine Stirn verabschiedete sich der Mönch von mir und verschwand, als ob er nie dagewesen wäre. Die Kerzen erloschen, ebenso die Flammen an meinem Körper. Nur das Feuer in meinem Herzen blieb.

Interne Verweise