Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 148

Bild von Alf Glocker
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148. Schritt

Wer nichts weiß, der kann gut seine Interessen vertreten. Und wer nicht einmal weiß, was seine wirklichen Interessen sind, der handelt im Interesse der Zeit. Er ist frei von Schuld!

Wenn seine Interessen, die er zwar nicht wirklich kennt, aber trotzdem vertritt, einfach sind, dann ist er klug! Einfache, unerkannte Interessen können auf die verschiedensten Weisen eingesetzt werden.

Der Trieb verleiht ihnen Flügel, die Liebe macht sie unwiderstehlich – zumindest einem selbst gegenüber. Einem selbst widersteht man ja auch nicht gerne, auch wenn man nicht wirklich weiß, wer das ist.

Fühlen reicht allemal. Man fühlt die Liebe, den Hunger, die Einsamkeit, den Ekel. Man fühlt weil man fühlt, daß man ist. Aber man fühlt nicht, welche Interessen man hätte, wüsste man, was direkt aus der Seele kommt.

Deshalb legen wir uns Interessen zu, lassen uns, unter dem Diktat der Zeit oder der Hormone, welche zulegen. Sie dann überprüfen zu wollen geht nicht – sagen die Glaubensfürsten, die Regierungsvertreter, die Meinungsmacher.

Weiß der Teufel! Denn der Teufel steckt nicht nur im Detail, er steckt in der Intuition, die der anerkannten Wahrheit so oft widerspricht, wie Sterne am Himmel stehen.

Allein deshalb ist es schon gut, seine Interessen zu vertreten, solange man nicht wirklich weiß welche man hat, oder eben bevor man weiß welche man hätte, so man sich kennte.

Den aber, der da voller eigener Interessen ist, die er ganz genau kennt, weil er sich selbst erkennt, den wollen wir gar nicht erst kennen lernen – ahnen wir doch wenigstens dies: daß er ein Verfolgter ist – einer wäre, wenn wir ihn je kennengelernt hätten.

„Nein“ dieses Wort beten wir uns vor, wenn wir uns anschicken, in die Bedrängnis der Interessen zu kommen, die unsere ureigenen sind. Denn das Nein ist ein „Ja“, all jenen Ansprüchen gegenüber, die, zusammengenommen, diese Art Wahrheit sind, die wir lieben!

Und eine andere Wahrheit gibt es eben so lange nicht, wie wir nichts wissen. Deshalb nehmen wir uns in Acht! Lieber erscheinen wir doch klüger als wir sind, bevor wir unsere Interessen als nicht die unseren und unsere als nicht so ganz einfach ansehen.

So übergehen wir geschickt, von höchster Klugheit geführt, das Einfachste auf der Welt: die ureigensten Interessen! Das ist die wahre Neutralität! Das ist Schuld und Unschuld zugleich!

Das sind unsere Sterne am Himmel im Weißderteufel in- und außerhalb der Details. Das ist unsere Hingabe an etwas, das von uns als die allein seligmachende Wirklichkeit anerkannt werden möchte: das uns beherrschende Interesse der Zeit!

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Kommentare

29. Mai 2015

Dass der Teufel weiß -
Überrascht. (Da ist's ja heiß...)

LG Axel

31. Mai 2015

So ein Bengel, der, samt seinen Hitzen...

LG Alf